Wolldecken

Weich gelandet

Der November kommt, die Tage werden kürzer – gut, dass es Wolldecken gibt zum Warmhalten von Körper und Seele. Über Highlander, Kunst aus Fasern und den Trost von Mohair.

19. Oktober 2023 - 4 Min. Lesezeit

Herkunft

Ohne Decke aus dem Haus? Für Bewohner rauer Gegenden in Nordeuropa war das früher gar nicht denkbar. In Schottland ist ein plaid, ein großzügig geschnittener Stoffumhang, deshalb fester Bestandteil des „highland dress“: Eingehüllt in Wolle, traditionell im Karomuster, ließ sich allen Widrigkeiten trotzen, Regen, Nebel, von Süden vorrückenden Engländern. Im deutschen Sprachgebrauch bezeichnet Plaid meistens einen etwas leichteren und im Vergleich zur klassischen Wolldecke kleineren Überwurf, häufig mit Fransen. Abgesehen vom Modell für Sofa oder Sessel werden die verschiedenen Varianten vor allem mit britischem Lebensstil in Verbindung gebracht – von der Picknickunterlage (Queen Victoria!) bis zum wärmenden Beinschutz bei literarischen Kutschfahrten von Jane Austen bis Henry James. Auch der Schriftsteller Otto Julius Bierbaum berichtet 1903 in seinem Buch „Von Berlin nach Sorrent im Automobil“ euphorisch von „drei dicken Reisedecken“, die seine Frau und ihn auf der Rückbank des Cabriolets behaglich durch einen toskanischen „Gewittersturm“ brachten (gegen den Regen half das aufgeklappte Lederdach). Während Militärdecken meist derbe graue Matten waren, ging es beim Shawl der Damen, seit dem späten 18. Jahrhundert in Mode, genau um das Gegenteil: Die federleichte Wollstola – gern aus Kaschmir, oft gewürfelt oder im Paisleymuster – wurde zum Accessoire der Empfindsamkeit. Das Cape schützte vor gefürchteten Wetterwechseln, sah elegant aus und ließ sich, wie das Bild des ungarischen Malers Gyula Benczúr zeigt, kurzerhand als Polster für eine Lesepause nutzen.

Wolldecken

Weich gelandet

Der November kommt, die Tage werden kürzer – gut, dass es Wolldecken gibt zum Warmhalten von Körper und Seele. Über Highlander, Kunst aus Fasern und den Trost von Mohair.

Herkunft

Ohne Decke aus dem Haus? Für Bewohner rauer Gegenden in Nordeuropa war das früher gar nicht denkbar. In Schottland ist ein plaid, ein großzügig geschnittener Stoffumhang, deshalb fester Bestandteil des „highland dress“: Eingehüllt in Wolle, traditionell im Karomuster, ließ sich allen Widrigkeiten trotzen, Regen, Nebel, von Süden vorrückenden Engländern. Im deutschen Sprachgebrauch bezeichnet Plaid meistens einen etwas leichteren und im Vergleich zur klassischen Wolldecke kleineren Überwurf, häufig mit Fransen. Abgesehen vom Modell für Sofa oder Sessel werden die verschiedenen Varianten vor allem mit britischem Lebensstil in Verbindung gebracht – von der Picknickunterlage (Queen Victoria!) bis zum wärmenden Beinschutz bei literarischen Kutschfahrten von Jane Austen bis Henry James. Auch der Schriftsteller Otto Julius Bierbaum berichtet 1903 in seinem Buch „Von Berlin nach Sorrent im Automobil“ euphorisch von „drei dicken Reisedecken“, die seine Frau und ihn auf der Rückbank des Cabriolets behaglich durch einen toskanischen „Gewittersturm“ brachten (gegen den Regen half das aufgeklappte Lederdach). Während Militärdecken meist derbe graue Matten waren, ging es beim Shawl der Damen, seit dem späten 18. Jahrhundert in Mode, genau um das Gegenteil: Die federleichte Wollstola – gern aus Kaschmir, oft gewürfelt oder im Paisleymuster – wurde zum Accessoire der Empfindsamkeit. Das Cape schützte vor gefürchteten Wetterwechseln, sah elegant aus und ließ sich, wie das Bild des ungarischen Malers Gyula Benczúr zeigt, kurzerhand als Polster für eine Lesepause nutzen.