La Deutsche Vita

Alle im Urlaub an fernen Gestaden? Dabei ist der Sommer doch auch zu Hause schön! Umso mehr mit diesen fünf grundsoliden Sommeraccessoires.

12. Juni 2025 | Lesezeit: 3 Min.

Lässig

Die Sandale ist die lästige Fußnote der deutschen Leitkultur. Man trägt sie trotz oftmals ungeeigneter Witterung seit der Amtszeit von Theodor Heuss treu, aber immer irgendwie falsch oder zur Belustigung anderer Völker. Allerdings sind mittlerweile dank globaler Lieferketten sowohl der weiße Strumpf als auch die Sandale weltweit anerkannt. Trotzdem herrscht hierzulande noch ein gewisser Schuldreflex, wenn wieder die alten Wörishofer-Pantoletten ausgeführt werden oder in Trekking-Sandalen die Busreise nach Meran angetreten wird. Vielleicht kann ein neues Modell der Hipsterschuhmarke Veja da helfen. Bisher waren die oft veganen oder zumindest vegetarischen Sneakers eher im urbanen Kontext Bestseller. Mit ihrer ersten Sandale betritt die französische Marke nun Neuland: Auch wenn das Design ein wenig an das T-Roc-Cabrio erinnert, die Veja-Sandale ist leicht und atmungsaktiv und besteht untenrum aus urlaubstypischem Material, das nämlich aus Zuckerrohr und Amazonas-Kautschuk gewonnen wird. Die Schnalle oben ist allerdings ganz normal aus Wildleder, also auch für die Nicht-Veganer am Stammtisch geeignet.

Duftig

Als eines der wenigen deutschen Modeunternehmen konnte Boss in den vergangenen Jahren wieder Boden gutmachen und legte einige erstaunliche Bilanzen vor – gerade auch im Ausland war offenbar die Sehnsucht nach dem klassischen Boss-Mann groß. Dessen Parfüm ist bekanntlich seit über 25 Jahren „Boss Bottled“, ein Duft mit Holznote, der auf mittleren Führungsebenen immer noch für markant gilt. Neu für diesen Sommer ist nun „Boss Bottled Bold Citrus“, ein limitiertes Eau de Parfum, das nach dem Öffnen recht unverblümt klarmacht, worum es hier geht: Erst mal wird mit der großen Keule auf Zitrone, Bergamotte, Limette rumgekloppt, danach kommen noch ein bisschen Harz und Vetiver ins Spiel, im späten Abgang ist ein Hauch WC-Tab vernehmbar. So riecht Sommer, wenn er amtlich verordnet wird! Jetzt fehlt nur noch das Kurzarmhemd und eine selbsttönende Sonnenbrille, dann kann das Betriebssommerfest eskalieren.

Spritzig

Die Firma Jägermeister hat es ähnlich wie Birkenstock irgendwie geschafft, mit muffiger deutscher Partykeller-Kultur die Welt zu erobern. Wobei der Likör mit dem halben Hirsch im Logo hierzulande nie so ganz das Image von Rockerkneipe, deutscher Hausmannskost und Tagesfreizeit auf schattiger Parkbank abstreifen konnte. Das soll sich diesen Sommer ändern, denn mit dem neuen Jägermeister Orange strebt der schwere Schnaps zu leichteren Gefilden, namentlich in die Aperitif-Kultur. Das hellorange Bittergetränk hat zwar immer noch 33 Prozent Alkohol, schmeckt pur aber wie eine Orangenmarmelade, die einmal durch den Schwarzwald gefahren wurde – bittersüß mit leichter Kräuternote. Mit Tonic Water gemixt ergibt sich ein durchaus brauchbarer und neuartiger Aperitif, der im Glas auch wirklich erfrischend aussieht. Wer weiß, vielleicht stellen die Rockerkneipen diesen Sommer ja wirklich die Liegestühle raus.

Himmlisch

Schlechte Zeiten für die Oben-ohne-Mobilität: Die Zahl der verkauften Cabrios in Deutschland ist auf einem Tiefstand, gerade mal noch 40 000 neue Zulassungen gab es vergangenen Sommer für Cabriolets. Dieser Absturz kam relativ abrupt, denn noch 2008 markierten 131 329 Zulassungen einen Höhepunkt der Liebe zu den Sommerautos. Allein vom stets kultverdächtigen Golf Cabrio waren seit 1979 über 770 000 Stück verkauft worden, bis es 2016 eingestellt wurde. Heute tritt das Cabrio oft nur noch als Nischenspielzeug für die Oberklasse in Erscheinung und rangiert als Drittwagen in der Garage. Im Programm von Volkswagen ist nur der T-Roc ohne Dach übrig – als ein Hauch von Leichtigkeit für die Generation SUV. Mit seinem eher schwerfälligen Gemüt ist der T-Roc zwar sicherlich nicht gerade die Zierde der Cabrio-Kultur, aber er passt ganz gut zum Leitmotiv des deutschen Sommers: Gefeiert (und gefahren) wird bei jedem Wetter.

Köstlich

Das vielleicht schönste Jubiläum des hiesigen Sommers feiert die Erdbeersorte Mieze Schindler: 1925 blühte sie zum ersten Mal in Dresden, genial gezüchtet vom Gartenbauinspektor Otto Schindler, der diese besonders süße Erdbeere nach seiner Frau benannte. Ihr überragendes Aroma machte die Mieze zur gefragten Delikatesse, zumal sie sich nicht als Massenware eignet – zu weich und empfindlich sind die mittelgroßen Früchte, der beste Transportweg ist also von der Hand direkt in den Mund. Wegen ihrer nicht ganz pflegeleichten Art (braucht unter anderem andere Sorten als Bestäuber!) geriet sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahezu in Vergessenheit. Heute ist sie dank allgemeiner Lust an Warenkunde und Connaisseurtum wieder in vielen Gärtnereien zu finden und gehört eigentlich in jeden Hausgarten. Eine Neuzüchtung namens Mieze Nova soll den guten Geschmack mit etwas weniger kapriziösen Anbaueigenschaften verbinden – klingt aber natürlich nur noch halb so lieblich.

La Deutsche Vita

Alle im Urlaub an fernen Gestaden? Dabei ist der Sommer doch auch zu Hause schön! Umso mehr mit diesen fünf grundsoliden Sommeraccessoires.

Lässig

Die Sandale ist die lästige Fußnote der deutschen Leitkultur. Man trägt sie trotz oftmals ungeeigneter Witterung seit der Amtszeit von Theodor Heuss treu, aber immer irgendwie falsch oder zur Belustigung anderer Völker. Allerdings sind mittlerweile dank globaler Lieferketten sowohl der weiße Strumpf als auch die Sandale weltweit anerkannt. Trotzdem herrscht hierzulande noch ein gewisser Schuldreflex, wenn wieder die alten Wörishofer-Pantoletten ausgeführt werden oder in Trekking-Sandalen die Busreise nach Meran angetreten wird. Vielleicht kann ein neues Modell der Hipsterschuhmarke Veja da helfen. Bisher waren die oft veganen oder zumindest vegetarischen Sneakers eher im urbanen Kontext Bestseller. Mit ihrer ersten Sandale betritt die französische Marke nun Neuland: Auch wenn das Design ein wenig an das T-Roc-Cabrio erinnert, die Veja-Sandale ist leicht und atmungsaktiv und besteht untenrum aus urlaubstypischem Material, das nämlich aus Zuckerrohr und Amazonas-Kautschuk gewonnen wird. Die Schnalle oben ist allerdings ganz normal aus Wildleder, also auch für die Nicht-Veganer am Stammtisch geeignet.

Duftig

Als eines der wenigen deutschen Modeunternehmen konnte Boss in den vergangenen Jahren wieder Boden gutmachen und legte einige erstaunliche Bilanzen vor – gerade auch im Ausland war offenbar die Sehnsucht nach dem klassischen Boss-Mann groß. Dessen Parfüm ist bekanntlich seit über 25 Jahren „Boss Bottled“, ein Duft mit Holznote, der auf mittleren Führungsebenen immer noch für markant gilt. Neu für diesen Sommer ist nun „Boss Bottled Bold Citrus“, ein limitiertes Eau de Parfum, das nach dem Öffnen recht unverblümt klarmacht, worum es hier geht: Erst mal wird mit der großen Keule auf Zitrone, Bergamotte, Limette rumgekloppt, danach kommen noch ein bisschen Harz und Vetiver ins Spiel, im späten Abgang ist ein Hauch WC-Tab vernehmbar. So riecht Sommer, wenn er amtlich verordnet wird! Jetzt fehlt nur noch das Kurzarmhemd und eine selbsttönende Sonnenbrille, dann kann das Betriebssommerfest eskalieren.

Spritzig

Die Firma Jägermeister hat es ähnlich wie Birkenstock irgendwie geschafft, mit muffiger deutscher Partykeller-Kultur die Welt zu erobern. Wobei der Likör mit dem halben Hirsch im Logo hierzulande nie so ganz das Image von Rockerkneipe, deutscher Hausmannskost und Tagesfreizeit auf schattiger Parkbank abstreifen konnte. Das soll sich diesen Sommer ändern, denn mit dem neuen Jägermeister Orange strebt der schwere Schnaps zu leichteren Gefilden, namentlich in die Aperitif-Kultur. Das hellorange Bittergetränk hat zwar immer noch 33 Prozent Alkohol, schmeckt pur aber wie eine Orangenmarmelade, die einmal durch den Schwarzwald gefahren wurde – bittersüß mit leichter Kräuternote. Mit Tonic Water gemixt ergibt sich ein durchaus brauchbarer und neuartiger Aperitif, der im Glas auch wirklich erfrischend aussieht. Wer weiß, vielleicht stellen die Rockerkneipen diesen Sommer ja wirklich die Liegestühle raus.

Himmlisch

Schlechte Zeiten für die Oben-ohne-Mobilität: Die Zahl der verkauften Cabrios in Deutschland ist auf einem Tiefstand, gerade mal noch 40 000 neue Zulassungen gab es vergangenen Sommer für Cabriolets. Dieser Absturz kam relativ abrupt, denn noch 2008 markierten 131 329 Zulassungen einen Höhepunkt der Liebe zu den Sommerautos. Allein vom stets kultverdächtigen Golf Cabrio waren seit 1979 über 770 000 Stück verkauft worden, bis es 2016 eingestellt wurde. Heute tritt das Cabrio oft nur noch als Nischenspielzeug für die Oberklasse in Erscheinung und rangiert als Drittwagen in der Garage. Im Programm von Volkswagen ist nur der T-Roc ohne Dach übrig – als ein Hauch von Leichtigkeit für die Generation SUV. Mit seinem eher schwerfälligen Gemüt ist der T-Roc zwar sicherlich nicht gerade die Zierde der Cabrio-Kultur, aber er passt ganz gut zum Leitmotiv des deutschen Sommers: Gefeiert (und gefahren) wird bei jedem Wetter.

Köstlich

Das vielleicht schönste Jubiläum des hiesigen Sommers feiert die Erdbeersorte Mieze Schindler: 1925 blühte sie zum ersten Mal in Dresden, genial gezüchtet vom Gartenbauinspektor Otto Schindler, der diese besonders süße Erdbeere nach seiner Frau benannte. Ihr überragendes Aroma machte die Mieze zur gefragten Delikatesse, zumal sie sich nicht als Massenware eignet – zu weich und empfindlich sind die mittelgroßen Früchte, der beste Transportweg ist also von der Hand direkt in den Mund. Wegen ihrer nicht ganz pflegeleichten Art (braucht unter anderem andere Sorten als Bestäuber!) geriet sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahezu in Vergessenheit. Heute ist sie dank allgemeiner Lust an Warenkunde und Connaisseurtum wieder in vielen Gärtnereien zu finden und gehört eigentlich in jeden Hausgarten. Eine Neuzüchtung namens Mieze Nova soll den guten Geschmack mit etwas weniger kapriziösen Anbaueigenschaften verbinden – klingt aber natürlich nur noch halb so lieblich.

Text: Max Scharnigg; Digitales Storytelling: Birgit Kruse

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