Einfach Smoothie

Sie boomen, kaum ein Haushalt kommt mehr ohne Standmixer aus. Sind die Drinks aus Obst und Gemüse wirklich so gesund? Tipps für Einsteiger und ein einfaches Rezept.

20. Februar 2025 | Lesezeit: 4 Min.

Der Hype

Ohne Stephen Poplawski würde es heute kein Getränk namens Smoothie geben. Der in die USA emigrierte Pole war weder Koch noch Barkeeper, sondern Erfinder. Und präsentierte vor gut hundert Jahren den ersten Standmixer, der bald zur Standardausrüstung in amerikanischen Küchen gehörte. Auf der Suche nach Lebensmitteln, die sich darin mehr oder weniger sinnvoll zerkleinern lassen, wurden die Nutzer immer erfinderischer. Dass in den Vierzigerjahren zunehmend exotische Zutaten püriert wurden, lag auch an der Verbreitung des Kühlschranks in privaten Haushalten.

In den kulinarischen Kanon schwappte der Smoothie erst so richtig in den Sechzigerjahren, als man vor allem in Kalifornien der Meinung war, dass Essen nicht nur Energie, sondern auch gesunden Lifestyle bieten sollte. Die frühe Smoothie-Fangemeinde war eine illustre Mischung aus kalifornischen Hipstern, Hippies und Bodybuildern. In dieser Zeit ist wahrscheinlich der Begriff „Smoothie“ entstanden, abgeleitet von smooth (geschmeidig) – und früher eine Bezeichnung für eine besonders redegewandte Person. Anfang der Siebziger nahm Steven Kuhnau, Gründer des Franchise-Unternehmens „Smoothie King“, das Schlagwort auf und machte ein florierendes Geschäft daraus. Als Laktose-intoleranter Teenager war er auf der Suche nach Alternativen zu den damals enorm populären Milchshakes. In Deutschland kamen Smoothies um die Jahrtausendwende in Mode, als Essen immer öfter ein Gesundheitsversprechen einlösen sollte. Heute teilen Stars wie der ehemalige NFL-Spieler Tom Brady oder Model Kylie Jenner die Rezepturen für ihre Lieblings-Smoothies, die haben dann so schöne Namen wie „Peaches&Cream“ und sehen auf Instagram natürlich unwiderstehlich aus. 

Historisch gesehen ist das alles nichts Neues. Vorläufer der Smoothies gab es bereits in der römischen Antike, etwa pürierte (Hülsen-)Früchte. Und in Asien sind Mixgetränke wie Lassi, hergestellt aus Joghurt, schon populär gewesen, als in Amerika der elektrische Standmixer noch lange nicht erfunden war.

Die Mischung

Frisch, exotisch, lecker: Ein Smoothie ist ein großes Versprechen. Und nicht selten ein Abenteuer. Alles kann, nichts muss – Regeln für die Zubereitung eines Smoothies gibt es nämlich nicht. Von Erdnussbutter bis Rosenkohl, alles, was durch den Mixer gejagt wird, kann sich am Ende Smoothie nennen. Immerhin gibt es so etwas wie einen Minimalkonsens: Frisches Obst, oft auch Gemüse werden mit einer Flüssigkeit so lange püriert, bis ein cremiges Getränk dabei herauskommt. Die Qual der Wahl fängt bereits bei der flüssigen Basis an. Neben Wasser und Fruchtsaft wird immer häufiger die ganze Palette an Drinks verarbeitet, die auch sonst immer populärer werden: Soja-, Hafer- und Mandelmilch oder Kokoswasser. Die Flüssigkeit gibt dem Smoothie dann nicht nur die sämige Konsistenz, sondern auch eine besondere Geschmacksnote. Beim Obst gehören Äpfel, Ananas und Orangen zu den klassischen Zutaten. Von Gojibeeren bis Mango und Thai-Basilikum, im Mixer landet aber mittlerweile alles, was der Obsthändler zu bieten hat, bei den Früchten oft mit Schale. Und in einem Smoothie, der als das viel zitierte Superfood durchgehen soll, darf Gemüse nicht fehlen. Orangen und Karotten, klar, das ist noch eine ziemlich mehrheitsfähige Kombination. Aber Spinat, Grünkohl und Kurkuma? In Rezeptsammlungen finden sich heute längst Mixturen, die man früher für äußerst exotisch gehalten hätte. In ihrem gerade erschienenen Buch „Detox-Smoothies“ (GU-Verlag) nennt die Autorin Nicole Staabs etwa den Green Dream (Zucchini und Minze), eine Kombination von Erdbeeren und Roter Bete oder pürierten Löwenzahn mit Mandelmilch. Der Spaß am freien Experimentieren ist ein guter Grund, Smoothies selbst zu machen und keines der (oft völlig überzuckerten) Fertigprodukte zu kaufen.

Das Rezept

Okay, der Preis ist mit etwa 22 Dollar vielleicht etwas hoch. Dafür bekommt man in einem Erewhon-Supermarkt in Los Angeles aber eine Mischung aus Erdbeeren, Datteln, Algen plus allerhand anderer Zutaten, und zwar kreiert von Hailey, die nicht nur Influencerin, sondern auch Ehefrau von Justin Bieber ist. Man braucht aber kein gehyptes Rezept, um einen stimmungsaufhellenden Guten-Morgen-Avocado-Smoothie oder ein Good-Night-Sellerie-Getränk zu mixen. Zum Ausprobieren: Dieser grüne Smoothie für Anfänger mit Zutaten, die man in jedem Durchschnittssupermarkt bekommt, ist leicht gemacht. Eine Handvoll Spinatblätter, etwas Petersilie, eine halbe Banane, eine halbe Bio-Zitrone (mit oder ohne Schale), etwas Salatgurke. Mit Wasser und Eiswürfeln mixen, fertig.

Die Vitamine

Die gute Nachricht ist: Ein Smoothie kann eine gesunde Mahlzeit sein. Die schlechte: Auch das exakte Gegenteil kann zutreffen, am Ende kommt es darauf an, was in welchen Mengen püriert wird.
Die als besonders gesund, ja fast als Wundermittel gehandelten grünen Smoothies bestehen vorwiegend aus grünem Gemüse, Blättern und Kräutern. Beliebte Zutaten sind Salat, Gurke oder Kohlstrünke. Grüne Smoothies enthalten vergleichsweise wenig Zucker, dafür viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. In ungekochtem Zustand sollte im Mixer aber aus toxikologischer Sicht nur landen, was man auch bedenkenlos roh essen kann. Bei Spinat etwa ist zu beachten, dass er größere Mengen Nitrat und Oxalsäure enthalten kann und nur in Maßen konsumiert werden sollte.
Im Gegensatz zu frisch ausgepressten Säften wird beim Smoothie meist die ganze Frucht verarbeitet, das pürierte Obst liefert daher besonders viele Vitamine und Ballaststoffe. Früchte enthalten allerdings auch Zucker, vor allem Bananen treiben den Fruktose- und Kaloriengehalt schnell in die Höhe. Absurd wird das Gesundheitsversprechen, wenn Zutaten wie Nutella, Eiscreme oder Zucker in großen Mengen vermischt werden – dann ist ein Smoothie ungefähr so gesund wie ein Softdrink.

Der Mixer

Für Smoothies braucht man einen leistungsstarken Mixer. Der Klassiker ist ein Standgerät, das auch bei hohen Drehzahlen fest auf der Oberfläche stehenbleibt. Bei mehreren, qualitativ möglichst hochwertigen Klingen ist das Ergebnis besonders fein püriert. Wer auch harte Zutaten wie Nüsse oder Karotten zerkleinern will, sollte auf eine ausreichend hohe Wattzahl achten. Lieber kein baustellenartiges Getöse morgens in der Küche, wenn die Teenager-Tochter ihr Frühstück zentrifugiert? Dann sollte man vor dem Kauf die Lautstärke des Geräts testen – manche Hersteller versprechen „Silent“-Varianten, die Obst und Gemüse nahezu lautlos zerkleinern sollen. Viele Firmen haben mittlerweile auch spezielle „Smoothie-Maker“ im Sortiment. Sie haben ein geringeres Fassungsvermögen und sind in der Regel kleiner, leichter und günstiger als klassische Standmixer. Wer nur weiche Zutaten verarbeitet und keinen allzu großen Wert auf ein sehr feines Ergebnis legt, kann Smoothies auch mit dem Pürierstab zubereiten.
Einfach Smoothie

Sie boomen, kaum ein Haushalt kommt mehr ohne Standmixer aus. Sind die Drinks aus Obst und Gemüse wirklich so gesund? Tipps für Einsteiger und ein einfaches Rezept.

Der Hype

Ohne Stephen Poplawski würde es heute kein Getränk namens Smoothie geben. Der in die USA emigrierte Pole war weder Koch noch Barkeeper, sondern Erfinder. Und präsentierte vor gut hundert Jahren den ersten Standmixer, der bald zur Standardausrüstung in amerikanischen Küchen gehörte. Auf der Suche nach Lebensmitteln, die sich darin mehr oder weniger sinnvoll zerkleinern lassen, wurden die Nutzer immer erfinderischer. Dass in den Vierzigerjahren zunehmend exotische Zutaten püriert wurden, lag auch an der Verbreitung des Kühlschranks in privaten Haushalten.

In den kulinarischen Kanon schwappte der Smoothie erst so richtig in den Sechzigerjahren, als man vor allem in Kalifornien der Meinung war, dass Essen nicht nur Energie, sondern auch gesunden Lifestyle bieten sollte. Die frühe Smoothie-Fangemeinde war eine illustre Mischung aus kalifornischen Hipstern, Hippies und Bodybuildern. In dieser Zeit ist wahrscheinlich der Begriff „Smoothie“ entstanden, abgeleitet von smooth (geschmeidig) – und früher eine Bezeichnung für eine besonders redegewandte Person. Anfang der Siebziger nahm Steven Kuhnau, Gründer des Franchise-Unternehmens „Smoothie King“, das Schlagwort auf und machte ein florierendes Geschäft daraus. Als Laktose-intoleranter Teenager war er auf der Suche nach Alternativen zu den damals enorm populären Milchshakes. In Deutschland kamen Smoothies um die Jahrtausendwende in Mode, als Essen immer öfter ein Gesundheitsversprechen einlösen sollte. Heute teilen Stars wie der ehemalige NFL-Spieler Tom Brady oder Model Kylie Jenner die Rezepturen für ihre Lieblings-Smoothies, die haben dann so schöne Namen wie „Peaches&Cream“ und sehen auf Instagram natürlich unwiderstehlich aus. 

Historisch gesehen ist das alles nichts Neues. Vorläufer der Smoothies gab es bereits in der römischen Antike, etwa pürierte (Hülsen-)Früchte. Und in Asien sind Mixgetränke wie Lassi, hergestellt aus Joghurt, schon populär gewesen, als in Amerika der elektrische Standmixer noch lange nicht erfunden war.

Die Mischung

Frisch, exotisch, lecker: Ein Smoothie ist ein großes Versprechen. Und nicht selten ein Abenteuer. Alles kann, nichts muss – Regeln für die Zubereitung eines Smoothies gibt es nämlich nicht. Von Erdnussbutter bis Rosenkohl, alles, was durch den Mixer gejagt wird, kann sich am Ende Smoothie nennen. Immerhin gibt es so etwas wie einen Minimalkonsens: Frisches Obst, oft auch Gemüse werden mit einer Flüssigkeit so lange püriert, bis ein cremiges Getränk dabei herauskommt. Die Qual der Wahl fängt bereits bei der flüssigen Basis an. Neben Wasser und Fruchtsaft wird immer häufiger die ganze Palette an Drinks verarbeitet, die auch sonst immer populärer werden: Soja-, Hafer- und Mandelmilch oder Kokoswasser. Die Flüssigkeit gibt dem Smoothie dann nicht nur die sämige Konsistenz, sondern auch eine besondere Geschmacksnote. Beim Obst gehören Äpfel, Ananas und Orangen zu den klassischen Zutaten. Von Gojibeeren bis Mango und Thai-Basilikum, im Mixer landet aber mittlerweile alles, was der Obsthändler zu bieten hat, bei den Früchten oft mit Schale. Und in einem Smoothie, der als das viel zitierte Superfood durchgehen soll, darf Gemüse nicht fehlen. Orangen und Karotten, klar, das ist noch eine ziemlich mehrheitsfähige Kombination. Aber Spinat, Grünkohl und Kurkuma? In Rezeptsammlungen finden sich heute längst Mixturen, die man früher für äußerst exotisch gehalten hätte. In ihrem gerade erschienenen Buch „Detox-Smoothies“ (GU-Verlag) nennt die Autorin Nicole Staabs etwa den Green Dream (Zucchini und Minze), eine Kombination von Erdbeeren und Roter Bete oder pürierten Löwenzahn mit Mandelmilch. Der Spaß am freien Experimentieren ist ein guter Grund, Smoothies selbst zu machen und keines der (oft völlig überzuckerten) Fertigprodukte zu kaufen.

Das Rezept

Okay, der Preis ist mit etwa 22 Dollar vielleicht etwas hoch. Dafür bekommt man in einem Erewhon-Supermarkt in Los Angeles aber eine Mischung aus Erdbeeren, Datteln, Algen plus allerhand anderer Zutaten, und zwar kreiert von Hailey, die nicht nur Influencerin, sondern auch Ehefrau von Justin Bieber ist. Man braucht aber kein gehyptes Rezept, um einen stimmungsaufhellenden Guten-Morgen-Avocado-Smoothie oder ein Good-Night-Sellerie-Getränk zu mixen. Zum Ausprobieren: Dieser grüne Smoothie für Anfänger mit Zutaten, die man in jedem Durchschnittssupermarkt bekommt, ist leicht gemacht. Eine Handvoll Spinatblätter, etwas Petersilie, eine halbe Banane, eine halbe Bio-Zitrone (mit oder ohne Schale), etwas Salatgurke. Mit Wasser und Eiswürfeln mixen, fertig.

Die Vitamine

Die gute Nachricht ist: Ein Smoothie kann eine gesunde Mahlzeit sein. Die schlechte: Auch das exakte Gegenteil kann zutreffen, am Ende kommt es darauf an, was in welchen Mengen püriert wird.
Die als besonders gesund, ja fast als Wundermittel gehandelten grünen Smoothies bestehen vorwiegend aus grünem Gemüse, Blättern und Kräutern. Beliebte Zutaten sind Salat, Gurke oder Kohlstrünke. Grüne Smoothies enthalten vergleichsweise wenig Zucker, dafür viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. In ungekochtem Zustand sollte im Mixer aber aus toxikologischer Sicht nur landen, was man auch bedenkenlos roh essen kann. Bei Spinat etwa ist zu beachten, dass er größere Mengen Nitrat und Oxalsäure enthalten kann und nur in Maßen konsumiert werden sollte.
Im Gegensatz zu frisch ausgepressten Säften wird beim Smoothie meist die ganze Frucht verarbeitet, das pürierte Obst liefert daher besonders viele Vitamine und Ballaststoffe. Früchte enthalten allerdings auch Zucker, vor allem Bananen treiben den Fruktose- und Kaloriengehalt schnell in die Höhe. Absurd wird das Gesundheitsversprechen, wenn Zutaten wie Nutella, Eiscreme oder Zucker in großen Mengen vermischt werden – dann ist ein Smoothie ungefähr so gesund wie ein Softdrink.

Der Mixer

Für Smoothies braucht man einen leistungsstarken Mixer. Der Klassiker ist ein Standgerät, das auch bei hohen Drehzahlen fest auf der Oberfläche stehenbleibt. Bei mehreren, qualitativ möglichst hochwertigen Klingen ist das Ergebnis besonders fein püriert. Wer auch harte Zutaten wie Nüsse oder Karotten zerkleinern will, sollte auf eine ausreichend hohe Wattzahl achten. Lieber kein baustellenartiges Getöse morgens in der Küche, wenn die Teenager-Tochter ihr Frühstück zentrifugiert? Dann sollte man vor dem Kauf die Lautstärke des Geräts testen – manche Hersteller versprechen „Silent“-Varianten, die Obst und Gemüse nahezu lautlos zerkleinern sollen. Viele Firmen haben mittlerweile auch spezielle „Smoothie-Maker“ im Sortiment. Sie haben ein geringeres Fassungsvermögen und sind in der Regel kleiner, leichter und günstiger als klassische Standmixer. Wer nur weiche Zutaten verarbeitet und keinen allzu großen Wert auf ein sehr feines Ergebnis legt, kann Smoothies auch mit dem Pürierstab zubereiten.
Text: Andreas Remien; Redaktion: Anne Goebel; Bildredaktion: Natalie Neomi Isser; Hintergrundbild: Camerique, Getty Images; Digitales Storytelling: Birgit Kruse

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