Restaurantkritik

„Es gibt zu viele Gourmetlokale“

Der Restaurantkritiker Jörg Zipprick beschäftigt sich seit Jahren mit Bewertungssystemen für die Top-Gastronomie. Ein Gespräch über die Zukunft seiner Zunft, korrupte Tester und Gäste, denen schon beim ersten Bissen übel wird.

Interview von Marten Rolff
14. August 2025 | Lesezeit: 10 Min.

Wer mit Jörg Zipprick über die Krise der Restaurantkritik spricht, käme angesichts seines strengen Urteils mit der eigenen Zunft nicht sofort auf die Idee, dass er selbst ein Restaurantranking verantwortet. Der Deutsche, der drei Jahrzehnte in Paris gelebt hat, ist Co-Chef der französischen Rangliste „La Liste“, die weltweit Restaurants benotet. Dafür lassen Zipprick und sein Partner Philippe Faure die Lokale allerdings nicht testen, sondern analysieren per Algorithmus die Kritiken der anderen. Sie bewerten und gewichten also Bewertungssysteme. Laut Zipprick sind die Erkenntnisse oft wenig schmeichelhaft, der klassischen Gastronomiekritik gebreche es gerade so gut wie an allem, es fehlt an Geld, Überblick, Transparenz, Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit und zunehmend auch an Expertise.

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