Mythische Pracht
Die Kirsche ist ein mythischer Baum. In vielen Legenden, in Asien wie in Europa, ist er Wohnstatt von Waldgeistern, die bei Vollmond um den Stamm tanzen. In manchen Ländern wird das erste Badewasser eines Neugeborenen an einen Kirschbaum geschüttet, damit das Kind schön werde. Viele der Erzählungen gehen auf die alten Griechen zurück. Dort waren die Kirschbäume heilig und wurden Artemis geweiht, der Göttin der Jagd, die, wie der Kirschbaum, auch für den Zyklus von Leben und Tod steht. Jedes Jahr beginnt er sichtbar mit der Blüte, die je nach Breitengrad und Sorte von März bis Mai Parks und Gärten in rosa und weiße Wolken hüllt. Die Kirsche (Prunus) gehört zur Familie der Rosengewächse. Am verbreitetsten sind die Zuchtformen der Vogelkirsche (Prunus avium) wie Süßkirsche oder Herzkirsche und die etwas später blühende Sauerkirsche (Prunus cerasus), hier in der Illustration. Die meisten Sauerkirschen sind Schattenmorellen. Die größte Farbenpracht beschert die Japanische Blütenkirsche (Prunus serrulata), die als Zierkirsche üppiger blüht als ihre verwandten Obstbäume. In Japan ist jeder zweite Laubbaum in der Stadt eine Zierkirsche, deren Früchte selten genießbar sind. Nach ein bis zwei Wochen ist der Zauber vorbei, dann regnen die Blüten auf Straßen und Parks nieder. Genau diese Vergänglichkeit macht die Kirschblüte so reizvoll.