
Der Wunderbaum
Verspielt
Fensterbänke sind ihr natürliches Habitat: Kein Herbst ohne Kastanienmännchen und -tierchen, das gilt seit Generationen für alle Eltern (und Großeltern). Es gibt da nur eines, was einem niemand sagt: Die kleinen Figuren zu bauen, kann ein Heidenaufwand sein. Und treibt ungeübte Erwachsene zur Weißglut, deren verblasstes Bastelwissen aus allzu lange zurückliegenden Kita- und Grundschulzeiten stammt. Das Gemeine an den Früchten der Rosskastanie ist nämlich: Sie werden sehr schnell hart. Wer ein paar Tage nach dem Oktoberspaziergang versucht, den aufgesammelten Kastanien Zahnstocher-Beine zu verpassen, bekommt es schnell mit geknickten Hölzchen zu tun. Der Trick: anbohren. Ein kleines Akkugerät reicht schon dafür. Alternativ tun es auch ein Korkenzieher oder eine dünne, aber stabile Stricknadel. Frische Kastanien sind oft noch etwas weicher. Auch mit Eicheln, getrockneten Blättern, Kulleraugen samt Klebstoff und vielen anderen Zutaten aus dem Bastel-Shop kann experimentiert werden. Selbst die Schalen lassen sich noch verwerten – diejenigen der hierzulande verbreiteten Rosskastanie sind dornig und wirken aufgeschnitten wie kleine Helme, während die Hülle der Edel- oder Esskastanie nach einer stacheligen Kugel aussieht. Gleichmäßig runden Kastanien kann man mit einem dicken Filzer einfach ein Gesicht aufmalen. Das geht auch ohne Aufbohren.
Heilig
Die „Heilige Kastanie“ ist ein echter Gigant. Im spanischen Original heißt sie Castaño Santo, misst fünf Meter im Durchmesser, ist gut 30 Meter hoch. Die prächtige Esskastanie liegt eingenistet zwischen anderen Bäumen und Sträuchern in der Sierra de las Nieves in Andalusien, genauer gesagt in der Provinz Málaga. Zwischen 800 und 1000 Jahre dürfte sie alt sein, glaubt man der Angabe der örtlichen Tourismusbehörde. Was sie so besonders macht, sind aber nicht allein Größe und Alter, sondern auch die Tatsache, dass Ferdinand II., König von Aragon und genannt Ferdinand der Katholische, genau hier zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Erntedank-Messe abgehalten haben soll: vor mehr als 500 Jahren also, unmittelbar im Schatten der vermutlich damals schon altehrwürdigen Kastanie. Umgeben ist der Baum von reichlich Natur, die sich gut mit dem Fahrrad erkunden lässt, Wildschweine, Wildziegen und Adler sind in der Gegend beheimatet. Die Sierra de las Nieves liegt nördlich des bei Touristen beliebten Marbella an der spanischen Südküste. Wer aber nicht am Meer, sondern lieber in den Bergen Unterkunft beziehen möchte, sollte in Istán unterkommen. Der Ort ist eines der „weißen Dörfer“ von Málaga, die für ihre getünchten Häuser und hübschen Gassen bekannt sind, und der Castaño Santo liegt nicht weit entfernt.
Aromatisch
Von Christkindlmärkten sind Maroni gar nicht mehr wegzudenken, können für eine ganze Familie aber schnell ins Geld gehen. Die Esskastanien lassen sich auch recht simpel daheim zubereiten. Die Nussfrüchte – botanisch zählt Castanea sativa zu den Nüssen, allerdings mit deutlich weniger Fettgehalt als etwa Hasel- oder Walnüsse – sind inzwischen in jedem gut sortierten Supermarkt zu finden. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Maroni frisch sind: Je kürzer die Zeit zwischen Ernte und Zubereitung, desto schwerer wiegen sie, man kann die Qualität also einfach testen. Vor dem Garen müssen die Maroni noch kreuzweise eingeschnitten werden. Es gibt verschiedene Garmethoden, traditionell werden sie in einer schweren Eisenpfanne zubereitet. Die Pfanne heiß werden lassen und – ganz wichtig – dann auf mittlere Hitze reduzieren. Die Maroni hineingeben, Deckel darauf, etwa 20 Minuten lang braten. Dabei immer schön schwenken, so verhindert man, dass die Nüsse verbrennen. Alternativ lassen sich Maroni auch im Ofen zubereiten, für etwa 30 Minuten bei circa 200 Grad Umluft. Auch hier darauf achten, dass die Nüsse nicht zu dunkel werden oder austrocknen.
Wohltuend
Die Liste liest sich wie ein pharmazeutischer Fiebertraum. Gegen Kopfschmerzen, Herzschmerz und Traurigkeit soll der Verzehr von Esskastanien helfen, und gegen Leber-, Milz- und Magenbeschwerden obendrein. Zumindest, wenn es nach Hildegard von Bingen geht. Die vor mehr als 900 Jahren geborene deutsche Klerikerin und Universalgelehrte wird heute noch gerne zitiert, wenn es darum geht, sich gesund zu essen. Über Maroni schrieb sie, sie seien „nützlich gegen jede Schwäche, die im Menschen ist“. So einfach ist das natürlich nicht. Über die alternative Heilkunde hinaus kommen Ess- und Rosskastanien selten zum Einsatz. Allemal wohltuend ist es, wenn man sich ein paar Exemplare in der Jackentasche warm hält und an kalten Tagen durch die Hände rollen lässt wie Murmeln. Hildegard von Bingen war bei Weitem nicht die Einzige, die den Nussfrüchten eine besondere Bedeutung zuschrieb, wie Forstwissenschaftler der Uni Göttingen berichten: In der Antike widmeten die Griechen die Esskastanie Zeus. In Frankreich gibt es den Brauch, Heiligenbilder mit Kastanien zu verzieren, und in China wurden Esskastanien als Heim von Erdgöttern angesehen.
Stabil
Kastanie, da hat man sofort das Bild der rotbraunen Nuss im Kopf. Aber Kastanienholz, als Material? Daran dürften nur Kenner denken. Dabei ist vor allem das Holz der im Mittelmeerraum verbreiteten Esskastanie gut für Möbel geeignet, das gilt sowohl für den Innenraum wie für Gartenmobiliar. Optisch ähnelt es mit seinen schönen Maserungen dem Eichenholz. Zum Einsatz kommt das Material auch an Wänden und Fassaden, es gilt als vergleichsweise resistent gegen Pilz- und Insektenbefall. In der Fachsprache des Bayerischen Landesamts für Wald- und Forstwirtschaft hört sich das so an: „Gute natürliche Dauerhaftigkeit“. Daher wird Esskastanienholz auch für Spielplatzgeräte oder beim Lawinenschutz genutzt. Besonders schöne, aus einem einzigen Stamm gefertigte Esstische stellt zum Beispiel Holzwerk Hamburg her. Ein solcher Tisch ist immer ein Unikat, was unter anderem an der naturbelassenen Kante liegt. Krumme Linien und Mulden inklusive.



Verspielt
Fensterbänke sind ihr natürliches Habitat: Kein Herbst ohne Kastanienmännchen und -tierchen, das gilt seit Generationen für alle Eltern (und Großeltern). Es gibt da nur eines, was einem niemand sagt: Die kleinen Figuren zu bauen, kann ein Heidenaufwand sein. Und treibt ungeübte Erwachsene zur Weißglut, deren verblasstes Bastelwissen aus allzu lange zurückliegenden Kita- und Grundschulzeiten stammt. Das Gemeine an den Früchten der Rosskastanie ist nämlich: Sie werden sehr schnell hart. Wer ein paar Tage nach dem Oktoberspaziergang versucht, den aufgesammelten Kastanien Zahnstocher-Beine zu verpassen, bekommt es schnell mit geknickten Hölzchen zu tun. Der Trick: anbohren. Ein kleines Akkugerät reicht schon dafür. Alternativ tun es auch ein Korkenzieher oder eine dünne, aber stabile Stricknadel. Frische Kastanien sind oft noch etwas weicher. Auch mit Eicheln, getrockneten Blättern, Kulleraugen samt Klebstoff und vielen anderen Zutaten aus dem Bastel-Shop kann experimentiert werden. Selbst die Schalen lassen sich noch verwerten – diejenigen der hierzulande verbreiteten Rosskastanie sind dornig und wirken aufgeschnitten wie kleine Helme, während die Hülle der Edel- oder Esskastanie nach einer stacheligen Kugel aussieht. Gleichmäßig runden Kastanien kann man mit einem dicken Filzer einfach ein Gesicht aufmalen. Das geht auch ohne Aufbohren.

Heilig
Die „Heilige Kastanie“ ist ein echter Gigant. Im spanischen Original heißt sie Castaño Santo, misst fünf Meter im Durchmesser, ist gut 30 Meter hoch. Die prächtige Esskastanie liegt eingenistet zwischen anderen Bäumen und Sträuchern in der Sierra de las Nieves in Andalusien, genauer gesagt in der Provinz Málaga. Zwischen 800 und 1000 Jahre dürfte sie alt sein, glaubt man der Angabe der örtlichen Tourismusbehörde. Was sie so besonders macht, sind aber nicht allein Größe und Alter, sondern auch die Tatsache, dass Ferdinand II., König von Aragon und genannt Ferdinand der Katholische, genau hier zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Erntedank-Messe abgehalten haben soll: vor mehr als 500 Jahren also, unmittelbar im Schatten der vermutlich damals schon altehrwürdigen Kastanie. Umgeben ist der Baum von reichlich Natur, die sich gut mit dem Fahrrad erkunden lässt, Wildschweine, Wildziegen und Adler sind in der Gegend beheimatet. Die Sierra de las Nieves liegt nördlich des bei Touristen beliebten Marbella an der spanischen Südküste. Wer aber nicht am Meer, sondern lieber in den Bergen Unterkunft beziehen möchte, sollte in Istán unterkommen. Der Ort ist eines der „weißen Dörfer“ von Málaga, die für ihre getünchten Häuser und hübschen Gassen bekannt sind, und der Castaño Santo liegt nicht weit entfernt.

Aromatisch
Von Christkindlmärkten sind Maroni gar nicht mehr wegzudenken, können für eine ganze Familie aber schnell ins Geld gehen. Die Esskastanien lassen sich auch recht simpel daheim zubereiten. Die Nussfrüchte – botanisch zählt Castanea sativa zu den Nüssen, allerdings mit deutlich weniger Fettgehalt als etwa Hasel- oder Walnüsse – sind inzwischen in jedem gut sortierten Supermarkt zu finden. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Maroni frisch sind: Je kürzer die Zeit zwischen Ernte und Zubereitung, desto schwerer wiegen sie, man kann die Qualität also einfach testen. Vor dem Garen müssen die Maroni noch kreuzweise eingeschnitten werden. Es gibt verschiedene Garmethoden, traditionell werden sie in einer schweren Eisenpfanne zubereitet. Die Pfanne heiß werden lassen und – ganz wichtig – dann auf mittlere Hitze reduzieren. Die Maroni hineingeben, Deckel darauf, etwa 20 Minuten lang braten. Dabei immer schön schwenken, so verhindert man, dass die Nüsse verbrennen. Alternativ lassen sich Maroni auch im Ofen zubereiten, für etwa 30 Minuten bei circa 200 Grad Umluft. Auch hier darauf achten, dass die Nüsse nicht zu dunkel werden oder austrocknen.

Wohltuend
Die Liste liest sich wie ein pharmazeutischer Fiebertraum. Gegen Kopfschmerzen, Herzschmerz und Traurigkeit soll der Verzehr von Esskastanien helfen, und gegen Leber-, Milz- und Magenbeschwerden obendrein. Zumindest, wenn es nach Hildegard von Bingen geht. Die vor mehr als 900 Jahren geborene deutsche Klerikerin und Universalgelehrte wird heute noch gerne zitiert, wenn es darum geht, sich gesund zu essen. Über Maroni schrieb sie, sie seien „nützlich gegen jede Schwäche, die im Menschen ist“. So einfach ist das natürlich nicht. Über die alternative Heilkunde hinaus kommen Ess- und Rosskastanien selten zum Einsatz. Allemal wohltuend ist es, wenn man sich ein paar Exemplare in der Jackentasche warm hält und an kalten Tagen durch die Hände rollen lässt wie Murmeln. Hildegard von Bingen war bei Weitem nicht die Einzige, die den Nussfrüchten eine besondere Bedeutung zuschrieb, wie Forstwissenschaftler der Uni Göttingen berichten: In der Antike widmeten die Griechen die Esskastanie Zeus. In Frankreich gibt es den Brauch, Heiligenbilder mit Kastanien zu verzieren, und in China wurden Esskastanien als Heim von Erdgöttern angesehen.

Stabil
Kastanie, da hat man sofort das Bild der rotbraunen Nuss im Kopf. Aber Kastanienholz, als Material? Daran dürften nur Kenner denken. Dabei ist vor allem das Holz der im Mittelmeerraum verbreiteten Esskastanie gut für Möbel geeignet, das gilt sowohl für den Innenraum wie für Gartenmobiliar. Optisch ähnelt es mit seinen schönen Maserungen dem Eichenholz. Zum Einsatz kommt das Material auch an Wänden und Fassaden, es gilt als vergleichsweise resistent gegen Pilz- und Insektenbefall. In der Fachsprache des Bayerischen Landesamts für Wald- und Forstwirtschaft hört sich das so an: „Gute natürliche Dauerhaftigkeit“. Daher wird Esskastanienholz auch für Spielplatzgeräte oder beim Lawinenschutz genutzt. Besonders schöne, aus einem einzigen Stamm gefertigte Esstische stellt zum Beispiel Holzwerk Hamburg her. Ein solcher Tisch ist immer ein Unikat, was unter anderem an der naturbelassenen Kante liegt. Krumme Linien und Mulden inklusive.