Robert Harting

Ein Mann unter Spannung

Diskuswerfer Robert Harting hat die deutsche Leichtathletik mit Titeln und Kontroversen wiederbelebt. Bei der EM in Berlin verabschiedet er sich jetzt von der großen Bühne. Über einen, der als Sportprofi oft streitbar, aber nie langweilig war.

Von Saskia Aleythe und Benedict Witzenberger

Ein Diskusring ist nur eine Winzigkeit, im Berliner Olympiastadion ist er an die Ecke geschoben, zwischen Torauslinie des Fußballplatzes und der Laufbahn. Es ist Winter, Robert Harting läuft die Treppen zum Ring, im Wintermantel, mit Pudelmütze, es sind Szenen, die das Filmteam eingefangen hat, das ihn in seiner Abschiedssaison für die Dokumentation “Sechsviertel” begleitet. Mit 13 Jahren habe er das erste Mal dort gestanden, bei “Jugend trainiert für Olympia”, erzählt Harting. “Das war so dunkel und so hoch und so tief, ich dachte, das Stadion ist größer als die Stadt, aus der ich komme.” 2009 wurde er Weltmeister, genau dort unten am Ring in der Ecke, 2018 bestreitet er dort seine letzte Europameisterschaft. Er hebt die Abdeckmatte und streicht über den Beton. “Es ist ein Ort, an dem ich immer extreme Emotionen gespürt habe”, sagt Harting. “Insofern ist die Magie hier schon drin.”

Emotionen und eine spezielle Energie sind es auch, die die Geschichten um Robert Harting geprägt haben. 

Mit 33 Jahren beendet der Diskuswerfer jetzt seine Karriere, es ist der Abschied des bekanntesten Gesichts der deutschen Leichtathletik. Harting wurde Europameister, Weltmeister, Olympiasieger. Die EM wird sein letzter großer Wettkampf sein, bevor er Ende August beim Istaf, dem Internationalen Stadionfest Berlin, zum allerletzten Mal wirft. Der Mann, der sein Trikot zerreißt - mit diesem Bild von seinem Jubel bei großen Siegen brannte sich Harting in die Köpfe ein, Diskuswerfen war plötzlich Harting. Und Harting fiel auf, nicht nur mit Erfolgen, sondern auch mit Kontroversen um Dopingthemen, Sportförderung und familiäre Zerwürfnisse. Harting war einer, der provozierte, der sich wandelte und immer spannend blieb. Warum? Darauf gibt es mehrere Antworten.

Ein Athlet mit dem besonderen Detail 

Wenn man die Bewegungen im Ring in ihre Teile zerlegt und sie einzeln durchgeht, ähnelt der Diskuswerfer einem Balletttänzer. Der Muskelkoloss auf Zehenspitzen ist ein widersprüchliches Bild, aber so ist auch das Diskuswerfen: ein Sport der koordinierten Bewegungen, der Rotationen um die eigene Achse bis hin zum kraftvollen Abwurf.

ARD/WM Berlin 2009

“Das konnte er wie kein Zweiter”, sagt sein Trainer Marko Badura, wenn er über die Besonderheiten im Wurf von Robert Harting spricht - und meint damit vor allem, wie er seine Kraft beim Abwurf über die Hüfte in den Boden bringt und gleichzeitig auf den Diskus überträgt. “Dass der Druck am Fuß in Wurfrichtung sehr hoch war, konnte man in den Messungen sehen”, sagt Badura, der früher Wissenschaftler am Institut für Trainingswissenschaften in Leipzig war. “So ein Zwei-Kilo-Diskus wird bei mir durch die Drehung bis zu 70 Kilo schwer. Das sind zwei volle Fässchen Bier, die man da halten muss”, erklärte Harting mal in einem Interview der FAZ. Aus den Drehungen von Beinen und Hüfte entwickelt Harting eine Kraft, die sich schließlich im Wurf des Diskus entlädt. Sein Bewegungsablauf in der Zeit um seinen Olympiasieg 2012 war dabei in vielen Punkten technisch ideal:

2,08 Meter beträgt die Spannweite von Hartings Armen, der Diskus kann so einen großen Beschleunigungsweg zurücklegen - dafür hält man den Diskus schon bei der Anschwungbewegung so weit wie möglich vom Körper weg. Es ist der Start einer Verwringung des Körpers, die bis zum Abwurf aufrecht erhalten wird. Der linke Fuß steht nah an der Ringbegrenzung und ist für die Drehung und die Entwicklung der Geschwindigkeit wichtig.  

Auch in der Drehung sollte der Diskus mit dem Arm eine Horizontale bilden, um gut beschleunigt werden zu können. Die Gewichtsverlagerung erfolgt nun auf das linke Bein, der Fuß setzt die Drehung fort. Er steht dabei nur auf dem Ballen und muss die aus der Hüfte entwickelte Geschwindigkeit in die Drehung übertragen.

Auch in der Drehung sollte der Diskus mit dem Arm eine Horizontale bilden, um gut beschleunigt werden zu können. Die Gewichtsverlagerung erfolgt nun auf das linke Bein, der Fuß setzt die Drehung fort. Er steht dabei nur auf dem Ballen und muss die aus der Hüfte entwickelte Geschwindigkeit in die Drehung übertragen.

Nun lagert das Körpergewicht allein auf dem linken Fußballen, das rechte Bein ist zum Schwungholen abgewinkelt. Die Drehung erfolgt, bis Knie und Fußspitze in Wurfrichtung zeigen. Der Wurfarm ist weiterhin vom Körper gestreckt, der linke Arm zeigt zum Ausbalancieren nach vorne. 

Nun lagert das Körpergewicht allein auf dem linken Fußballen, das rechte Bein ist zum Schwungholen abgewinkelt. Die Drehung erfolgt, bis Knie und Fußspitze in Wurfrichtung zeigen. Der Wurfarm ist weiterhin vom Körper gestreckt, der linke Arm zeigt zum Ausbalancieren nach vorne. 

Dann springt Harting vom linken auf das rechte Bein, die Verwringung im Körper wird weitestgehend beibehalten: Der Wurfarm zeigt nach hinten, der Kopf ist nach vorne gerichtet. Der rechte Fuß wird schon im Sprung eingedreht.

Dann springt Harting vom linken auf das rechte Bein, die Verwringung im Körper wird weitestgehend beibehalten: Der Wurfarm zeigt nach hinten, der Kopf ist nach vorne gerichtet. Der rechte Fuß wird schon im Sprung eingedreht.

Nun setzt Harting mit dem rechten Fußballen auf, die Fußspitze ist 180 Grad von der Wurfrichtung entfernt. Auf das Knie wirken starke Kräfte, die Hartings Knie-Beschwerden im Laufe seiner Karriere zusätzlich verstärkt haben. Der Arm mit Diskus ist so weit nach hinten gestreckt, dass er bei der Draufsicht unsichtbar wirkt. Das linke Bein bewegt sich schon zur Wurfrichtung.

Nun setzt Harting mit dem rechten Fußballen auf, die Fußspitze ist 180 Grad von der Wurfrichtung entfernt. Auf das Knie wirken starke Kräfte, die Hartings Knie-Beschwerden im Laufe seiner Karriere zusätzlich verstärkt haben. Der Arm mit Diskus ist so weit nach hinten gestreckt, dass er bei der Draufsicht unsichtbar wirkt. Das linke Bein bewegt sich schon zur Wurfrichtung.

Vor dem Abwurf setzt Harting das linke Bein nah an die Ringbegrenzung, es wird später zum Stützbein. Der Diskus befindet sich immer noch vom Körper gestreckt, aber weiter unten: Er muss später in spitzem Winkel in die Luft befördert werden. Hier entspricht der Winkel schon dem Abwurfwinkel.

Vor dem Abwurf setzt Harting das linke Bein nah an die Ringbegrenzung, es wird später zum Stützbein. Der Diskus befindet sich immer noch vom Körper gestreckt, aber weiter unten: Er muss später in spitzem Winkel in die Luft befördert werden. Hier entspricht der Winkel schon dem Abwurfwinkel.

Beim Abwurf steht Harting so, dass die Becken-Querachse fast einen rechten Winkel zur Wurfrichtung bildet, kraftvoll stemmt er sich in den Boden, den Diskus schleudert er auf Schulterhöhe in die Luft. Der Abwurfwinkel beträgt im Idealfall zwischen 34 und 36 Grad, die Geschwindigkeit bei Harting lag in Spitzenzeiten bei 90 km/h.

Beim Abwurf steht Harting so, dass die Becken-Querachse fast einen rechten Winkel zur Wurfrichtung bildet, kraftvoll stemmt er sich in den Boden, den Diskus schleudert er auf Schulterhöhe in die Luft. Der Abwurfwinkel beträgt im Idealfall zwischen 34 und 36 Grad, die Geschwindigkeit bei Harting lag in Spitzenzeiten bei 90 km/h.

Beim Abfangen kommt es darauf an, die Ringbegrenzung nicht zu übertreten, was aufgrund des Ausschwingen des Körpers eine Herausforderung ist. Harting rotiert hier nicht um die eigene Achse, sondern entlässt viel Kraft in Boden und Diskus und macht nach dem Abwurf meist einen Hüpfer mit beiden Beinen, um die letzten Kräfte loszuwerden. 

Beim Abfangen kommt es darauf an, die Ringbegrenzung nicht zu übertreten, was aufgrund des Ausschwingen des Körpers eine Herausforderung ist. Harting rotiert hier nicht um die eigene Achse, sondern entlässt viel Kraft in Boden und Diskus und macht nach dem Abwurf meist einen Hüpfer mit beiden Beinen, um die letzten Kräfte loszuwerden. 

In der Draufsicht lässt sich erkennen, welchen Weg der Diskus bei der Beschleunigung zurücklegt. Diesen Harting-Wurf von den Halleschen Werfertagen 2012 haben Forscher aufgezeichnet und analysiert. Der Diskus landete bei 70,31 Metern.

Im Lauf seiner Karriere war Harting aber stets von Verletzungen geplagt, vor allem die Knie machen ihm seit Jahren zu schaffen. “Ich kann von der Kraft her über 68 Meter werfen, kriege mit dem Knie allerdings nicht die nötigen Winkel und Geschwindigkeiten hin”, sagte Harting bei der WM in London im vergangenen Jahr nach seinem sechsten Platz.

90 Prozent ist mental, der Rest ist Kopfsache

So wie er im Wurfkreis Körperspannung braucht und aufbaut, war Harting auch außerhalb des Rings stets für Spannung verantwortlich. Der Mann, der sein Trikot zerreißt - wo Robert Harting erfolgreich war, sorgte er mit dieser Geste für die besonderen Bilder eines Leichtathletik-Events. Schon 2007, als er mit WM-Silber in Osaka seine erste internationale Medaille gewann, riss er sein Leibchen auseinander und knabberte sogar die Startnummer an. Einen Ausbruch an Emotionen schrieb man Harting damals zu, später machte er das immer mehr zu seinem Markenzeichen. Bei der WM 2011 in Daegu dirigierte er alle Fotografen zusammen, bevor er das Zerren begann.

Gero Breloer/picture-alliance/dpa

Mit dieser Geste setzte Harting sich in Szene, es ist ein Bild, das bleibt. Und ein Bild, das passt, wenn man betrachtet, wie er seine Wettkämpfe bestreitet. “Werfen ist zu 90 Prozent mental, der Rest ist Kopfsache”, ist ein Spruch, der im Sport schon mal ironisch gebraucht wird, Harting lebte ihn. Dass sich Diskuswerfer im Lauf ihrer bis zu sechs Versuche regelmäßig steigern, ist noch keine Besonderheit, wohl aber, wie Harting etwa seine Wettkämpfe bei der WM 2009 in Berlin oder bei seinem Olympiasieg 2012 bestritt:

Bei der WM 2009 in Berlin lag der Pole Piotr Malachowski in Führung und liebäugelte schon mit der Goldmedaille. “Da will jemand hier herkommen und in meinem Stadion Weltmeister werden”, hatte Harting vorab gesagt, und das ging dann halt gar nicht aus seiner Sicht.

Zwar war Hartings Wurf zu Beginn schon recht weit - aber er reichte nur für Rang Zwei. Bis zum letzten Versuch.

Zwar war Hartings Wurf zu Beginn schon recht weit - aber er reichte nur für Rang Zwei. Bis zum letzten Versuch.

Im sechsten Versuch, bei dem andere schon mal die Nerven verlieren können, schleuderte Harting den Diskus dann auf die Tagesbestweite, übertraf mit 69,43 Metern Malachowski - und gewann Gold. Das Maskottchen Berlino schulterte er daraufhin und trug es auf seinem Jubelweg durchs Stadion.

Im sechsten Versuch, bei dem andere schon mal die Nerven verlieren können, schleuderte Harting den Diskus dann auf die Tagesbestweite, übertraf mit 69,43 Metern Malachowski - und gewann Gold. Das Maskottchen Berlino schulterte er daraufhin und trug es auf seinem Jubelweg durchs Stadion.

Auch der Wettkampf 2012 im Londoner Olympiastadion begann für ihn gut, aber Harting musste sich steigern, um den anvisierten Olympiasieg wahr zu machen. Estlands Gerd Kanter schob Harting im fünften Versuch auf den dritten Rang. Harting stieg direkt nach Kanter in den Ring. Und da war er wieder: der Mann, der kontern konnte. Der Diskus flog auf 68,27 Meter - eine Weite, die unübertroffen blieb. 

Auch der Wettkampf 2012 im Londoner Olympiastadion begann für ihn gut, aber Harting musste sich steigern, um den anvisierten Olympiasieg wahr zu machen. Estlands Gerd Kanter schob Harting im fünften Versuch auf den dritten Rang. Harting stieg direkt nach Kanter in den Ring. Und da war er wieder: der Mann, der kontern konnte. Der Diskus flog auf 68,27 Meter - eine Weite, die unübertroffen blieb. 

Immer wieder zeigt Harting diese mentale Stärke in wichtigen Wettkämpfen: Etwa bei den Olympischen Spielen 2012 und den Weltmeisterschaften 2007, 2009 und 2011.

“Sowas kann man nicht trainieren”, sagt sein Trainer Badura heute, “den besonderen Biss hat man oder nicht. Zu sagen: ,So, jetzt komme ich.‘ Das mag arrogant klingen, aber das braucht man, wenn man Olympiasieger werden will.” Es war bei Olympia 2012 der erste Sieg eines deutschen Leichtathleten seit zwölf Jahren, Harting feierte ihn mit einem Sprint über die bereits aufgebaute Hürdenstrecke. Auch eine Leistung für einen 120-Kilo-Mann.

Matt Slocum/AP

Ein Sportler mit Widersprüchen

Durchkämpfen und Weiterkommen, das sind Prinzipien, die schon in der Kindheit von Robert Harting eine Rolle spielten. Aufgewachsen ist er in Cottbus in ärmlichen Verhältnissen. “Wir haben das benutzte Badewasser aufbewahrt, um damit das Klo zu spülen”, sagte Harting mal in einem SZ-Interview und erzählte auch, wie ihn ein Handballtrainer vor den Mitspielern bloßgestellt hatte, weil er den Monatsbeitrag nicht zahlen konnte. “Danach bin ich nie wieder hingegangen”, sagte er. Auch als Harting mit 15 Jahren nach Berlin wechselte, war der Start nicht der einfachste. “Mir wurde nichts zugetraut. Ich wollte das Gegenteil beweisen”, sagte Harting, woraus sich auch ableiten lässt, wie er seine Wettkämpfe bestreitet. “Du bist eine kleine Mannschaft in dir selber: der Aggressive, der Nachdenkliche, die vielen Hartings arbeiten alle zusammen und bringen mich weiter”, sagte er mal der FAZ

Bis er als Vorbild taugen konnte, brauchte es dann allerdings eine Weile. In seinen Anfangsjahren in Berlin war Harting für Raufereien in Discos bekannt, er galt als Draufgänger, dem lange das Feingefühl für Menschen und Situationen fehlte. 2008 beleidigte er in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung gleich drei deutsche Konkurrenten im Ring. “Ich bin nicht solch ein Egozentriker wie Lars Riedel, ein Säufer wie Michael Möllerbeck oder ein Model wie Martin Wierig”, sagte Harting. Später entschuldigte er sich für seine Aussagen, was sich vorübergehend zu einem Muster entwickeln sollte.

Vor der WM 2009 in Berlin dachte er im Mannheimer Morgen darüber nach, ob man Doping nicht freigeben solle, wo es doch eh ein Problem sei, das kaum einzudämmen sei. Was er später relativierte, er habe nur auf fehlende Chancengleichheit hinweisen wollen. Noch eklatanter waren seine Aussagen zu einer Aktion im Berliner Stadion: Der Dopingopferhilfeverein hatte 25 000 Pappbrillen verteilt, um auf die lasche Anti-Doping-Politik in Deutschland aufmerksam zu machen. Erzürnt kommentierte Harting: "Wenn der Diskus aufkommt, soll er gleich Richtung Brillen springen, damit sie wirklich nichts mehr sehen.” Am nächsten Tag gewann er WM-Gold und sagte, seine Aussage täte ihm “von Herzen leid”. Werner Goldmann, unter dem Harting bis 2013 trainierte, war im Staatsdoping-System der DDR aktiv und wurde später belastet, Jugendlichen Dopingmittel verabreicht zu haben. Gesprochen hat Goldmann darüber öffentlich nie. Mit ihm hat sich Harting später verworfen, wie auch mit anderen Trainern.

Robert Harting und sein damaliger Trainer Werner Goldmann 2013 in Moskau.

Michael Kappeler/picture-alliance/dpa

Robert Harting und sein damaliger Trainer Werner Goldmann 2013 in Moskau.

Das war der eine Robert Harting, der seine Wut ab Herbst 2011 aber allmählich in andere, konstruktivere Bahnen lenken sollte. Es waren entscheidende Monate damals, mit etlichen Stressfaktoren. Die verletzte Sehne im linken Knie musste operiert werden, die Doppelbelastung mit dem Studium der Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation war enorm, im Privaten machten ihm die Trennung von seiner langjährigen Freundin und ein Umzug zu schaffen. Mit Anzeichen eines Burnouts startete Harting eine Therapie. Das alles hat er dann vor seinem Olympiastart 2012 öffentlich erzählt, es war die einfühlsame Seite eines Sportlers, der zuvor oft den Starken markiert hatte. Der Mann, der auf seiner Homepage einst mit nacktem Oberkörper und Eisenketten posierte, ließ sich später beim Malen filmen. 

Auch seine öffentliche Kritik verlagerte sich, sie galt fortan dem Thema Sportförderung und Doping. 2014 stellte er eine Sportlotterie auf die Beine, zur Unterstützung des Spitzensports in Deutschland, 2015 wurde er zum Lautsprecher in Sachen Anti-Dopingkampf, indem er zusammen mit anderen Athleten ein Protestvideo Richtung Leichtathletik-Weltverband (IAAF) schickte. Über IOC-Präsident Thomas Bach sagte er mal: “Für mich ist er Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems.” Als Harting von der IAAF 2014 zusammen mit dem zweifach des Doping überführten Justin Gatlin zum Athleten des Jahres vorgeschlagen wurde, forderte Harting öffentlich, von der Liste genommen zu werden. Daraufhin änderte der Verband seine Regeln: Doper sollen nicht mehr nominiert werden. Eine Errungenschaft, auf die Harting heute fast stolzer ist als auf seine Titel.

Spannung bis zum letzten Auftritt

“Ich muss den Tempomat einschalten, weil der Fuß das Gaspedal nicht mehr halten kann”, sagt Harting in der Dokumentation, die über ihn gedreht wurde. Es ist ein drastischer Satz, der einen genau dahin führt, wo Harting nun steht: Mit letzten Kräften kämpft er um den letzten internationalen Titel seiner Karriere. Im rechten Bein ist die Quadrizepssehne angerissen, er lässt sie mit Cortison behandeln, weil er mit einer OP die EM hätte abschreiben müssen.

Dass er selten schmerzfrei aufgetreten ist, gerät bei seinen Erfolgen schnell in Vergessenheit. 1024 Tage dauerte seine längste Siegesserie: Bis er 2013 bei einem Meeting in den Niederlanden bezwungen wurde, hatte Harting 35 Wettkämpfe hintereinander gewonnen, fast drei Jahre lang. Schon in dieser Zeit plagten ihn chronische Kniebeschwerden. Bereits 2011 wurde er vor der WM mit Cortison in die Patellasehne fitgespritzt, nach dem gewonnen WM-Titel operiert. Im September 2014 stolperte er beim Joggen und erlitt im anderen Knie einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Innenbandes, die WM im Folgejahr ließ er aus, zugunsten der Olympischen Spiele 2016 in Rio. Da wollte Harting noch einmal triumphieren - zog sich aber einen Hexenschuss zu, als er am Vortag der Qualifikation im Bett liegend den Lichtschalter mit dem Fuß ausmachen wollte. Stattdessen wurde sein Bruder Christoph Olympiasieger, der sich mittlerweile in die Weltspitze geworfen hatte.

Seit Jahren sprechen die beiden kein Wort mehr miteinander, tatsächlich war das auch mal anders. Als Robert 2013 Weltmeister in Moskau wurde, sagte er, seinen kleinen Bruder hätte er im Finale schon gerne dabei gehabt. In einem Doppelinterview mit der FAZ sagte Christoph: “Von Rivalität würde ich nicht reden. Die Zusammenarbeit in der Familie steht immer im Vordergrund.” 

Tatsächlich trafen sie noch bis 2017 in der gleichen Trainingsgruppe aufeinander, auch als sie schon nichts mehr miteinander zu tun haben wollten. Die Gründe für die Zerstrittenheit sind unbekannt, erklären will sich keiner, aus “Respekt vor den eigenen Eltern”, wie sie immer sagen.

Christoph (l.) und Robert Harting 2016 in Berlin.

Ralf Hirschberger/picture-alliance/dpa

Christoph (l.) und Robert Harting 2016 in Berlin.

67,59 Meter hat Christoph Harting in diesem Sommer schon geworfen, zwei Meter weiter als Robert Harting, aber die internationale Konkurrenz um den Litauer Andrius Gudzius und den Schweden Daniel Stahl hat Weiten von über 69 Meter als Leistungsnachweis vorzuweisen. Gut möglich, dass am Ende keiner der Hartings im Olympiastadion von Berlin triumphieren kann, wenn nach der Qualifikation am Dienstag am Mittwoch das Finale ansteht. 

In Erinnerung bleiben wird Robert Harting aber so oder so. Und das muss man als Leichtathlet in der Fußballnation Deutschland erst einmal schaffen.

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