Stationen seiner Karriere
Steiler Aufstieg und ein jähes Ende
Den Fußballspieler Julian Nagelsmann gab es nur sehr kurz. In der Jugend spielte er bei 1860 München, später beim FC Augsburg. Ein Pflichtspiel bei den Reservemannschaften bestritt er nie. Seine Karriere beendete er aufgrund schwerer Knieprobleme schon 2008 und wurde Co-Trainer bei der Jugend des FCA. Sein Cheftrainer aus diesen Tagen dürfte ihn demnächst beim FC Bayern ablösen: Thomas Tuchel.
Von da an geht es für Nagelsmann schnell nach oben. Von Augsburg geht er als Co-Trainer der U17 zurück zum TSV 1860.
Ein Jahr später geht er in gleicher Funktion zur TSG Hoffenheim. Wenig später wird er dort Cheftrainer der U19 und gewinnt 2014 die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren. Spätestens da ist klar: Der damals 26-jährige Nagelsmann ist eines der vielversprechendsten deutschen Trainertalente.
Ende des Jahres 2015 gibt Hoffenheim bekannt: Ab der Saison 2016/2017 wird Nagelsmann Trainer der Profimannschaft, egal in welcher Liga. Am gleichen Tag wird Huub Stevens vorgestellt, der die Mannschaft vor dem Abstieg retten soll.
Es kommt aber anders. Stevens tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück und Nagelsmann wird im Alter von 28 Jahren, 6 Monaten und 19 Tagen Cheftrainer in der Bundesliga; der jüngste in der Geschichte. Am 33. Spieltag sichert sich Hoffenheim den Klassenerhalt.
Im April 2017 spielt der FC Bayern im Pokalhalbfinale gegen Dortmund und verliert. Auf der Bank sitzt damals Trainer Carlo Ancelotti (nicht mehr all zu lange, wie man heute weiß). Doch die Blicke gehen damals auch auf die Tribüne.
Dort sitzt Julian Nagelsmann, und das in einem roten Mantel. Sitzt da schon Ancelottis möglicher Nachfolger? Bekennt er hier Farbe? „Ich habe übrigens auch einen gelben Mantel, aber der steht mir nicht so gut wie der rote“, sagt Nagelsmann.
2017 hat Nagelsmann seinen ersten internationalen Auftritt. Mit Hoffenheim kommt er in die Europa League, scheitert aber als Gruppenletzter.
Ein Jahr später wird Hoffenheim Dritter in der Bundesliga und erringt einen Startplatz in der Champions League, wo Nagelsmann auf sein Trainer-Vorbild Pep Guardiola mit Manchester City trifft. Es bleibt das einzig Positive für Nagelsmann, wieder geht es als Gruppenletzter raus.
2019 wechselt Nagelsmann zu Rasenballsport Leipzig. In seiner ersten Saison qualifiziert sich Leipzig für die Champions League und kommt 2020 in dem Corona-Turnier-Format bis ins Halbfinale. Dort scheitert Leipzig dann an PSG. Sein Gegenüber: Thomas Tuchel.
2021 passiert dann das, was sich schon jahrelang abgezeichnet hat: Nagelsmann wird Cheftrainer bei den Bayern. Schon 2018 sagte das Tegernseer Orakel Uli Hoeneß: „Er wird sicherlich mal ein Trainer sein, der den FC Bayern trainieren kann.“ Die Bayern lassen sich den neuen Trainer ordentlich Geld kosten: 25 Millionen Euro soll Leipzig bekommen haben – so teuer war wohl kein Trainer zuvor im Fußball.
Als Trainer bei den Bayern merkt Nagelsmann schnell: Hier geht es längst nicht nur um Sport. Auch weil sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn öffentlich arg zurückhalten, ist Nagelsmann quasi Außenminister des FC Bayern im Nebenberuf. Er muss die vielen Corona-Fälle im Kader erklären und die Diskussion um das Katar-Sponsoring moderieren.
Schon in seiner ersten Saison gerät Nagelsmann unter Druck. Im Pokal gibt es ein schlimmes 0:5 gegen Gladbach und das frühe Aus. In der Champions League scheitern die Bayern am vermeintlichen Glückslos Villareal im Viertelfinale.
Am 31. Spieltag der Saison holt Nagelsmann seinen ersten Titel im Profifußball (wenn man den Supercup nicht mitzählt). Bayern schlägt den Verfolger Dortmund 3:1 und holt den zehnten Meistertitel in Serie. Nagelsmann freut sich – für die Bayern-Chefetage ist die Schale aber nur das absolute Minimum.
Im Januar 2023 ist Hektik beim FC Bayern. Toni Tapalovic, seit 2011 Torwarttrainer von Manuel Neuer, muss gehen. Neuer ist entsetzt, für Nagelsmann ist die Entscheidung aber eigentlich ein Vertrauensbeweis der Vereinsführung. Das Verhältnis zwischen ihm und Tapalovic galt als schlecht. Als Nachfolger installiert der FC Bayern Michael Rechner, einen Vertrauten von Julian Nagelsmann.
In der Saison 2022/23 pflügt der FC Bayern ungeschlagen durch die Vorrunde der Champions League. Im Achtelfinale wartet Paris Saint-Germain, eigentlich einer der Turnierfavoriten. Die Bayern glänzen nicht, gewinnen aber zwei mal souverän. Nagelsmann feiert, weil er weiß, dass ein erneut frühes Ausscheiden auch sein eigenes Ende bedeuten könnte.
Das kommt einigermaßen überraschend zwei Wochen später. Bayern verliert 1:2 gegen Bayer Leverkusen und ist vor dem Spitzenspiel gegen Dortmund (1. April 2023) die Tabellenführung los. Bayern steht zwar in der Champions League und im Pokal im Viertelfinale, könnte also noch alle drei Titel gewinnen; mit drei Niederlagen wäre aber auch diese Saison eine Enttäuschung.
Während Nagelsmann in der Länderspielpause beim Skifahren ist, erfährt er von seiner Entlassung.
Stationen seiner Karriere
Steiler Aufstieg und ein jähes Ende
Den Fußballspieler Julian Nagelsmann gab es nur sehr kurz. In der Jugend spielte er bei 1860 München, später beim FC Augsburg. Ein Pflichtspiel bei den Reservemannschaften bestritt er nie. Seine Karriere beendete er aufgrund schwerer Knieprobleme schon 2008 und wurde Co-Trainer bei der Jugend des FCA. Sein Cheftrainer aus diesen Tagen dürfte ihn demnächst beim FC Bayern ablösen: Thomas Tuchel.
Von da an geht es für Nagelsmann schnell nach oben. Von Augsburg geht er als Co-Trainer der U17 zurück zum TSV 1860.
Ein Jahr später geht er in gleicher Funktion zur TSG Hoffenheim. Wenig später wird er dort Cheftrainer der U19 und gewinnt 2014 die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren. Spätestens da ist klar: Der damals 26-jährige Nagelsmann ist eines der vielversprechendsten deutschen Trainertalente.
Ende des Jahres 2015 gibt Hoffenheim bekannt: Ab der Saison 2016/2017 wird Nagelsmann Trainer der Profimannschaft, egal in welcher Liga. Am gleichen Tag wird Huub Stevens vorgestellt, der die Mannschaft vor dem Abstieg retten soll.
Es kommt aber anders. Stevens tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück und Nagelsmann wird im Alter von 28 Jahren, 6 Monaten und 19 Tagen Cheftrainer in der Bundesliga; der jüngste in der Geschichte. Am 33. Spieltag sichert sich Hoffenheim den Klassenerhalt.
Im April 2017 spielt der FC Bayern im Pokalhalbfinale gegen Dortmund und verliert. Auf der Bank sitzt damals Trainer Carlo Ancelotti (nicht mehr all zu lange, wie man heute weiß). Doch die Blicke gehen damals auch auf die Tribüne.
Dort sitzt Julian Nagelsmann, und das in einem roten Mantel. Sitzt da schon Ancelottis möglicher Nachfolger? Bekennt er hier Farbe? „Ich habe übrigens auch einen gelben Mantel, aber der steht mir nicht so gut wie der rote“, sagt Nagelsmann.
2017 hat Nagelsmann seinen ersten internationalen Auftritt. Mit Hoffenheim kommt er in die Europa League, scheitert aber als Gruppenletzter.
Ein Jahr später wird Hoffenheim Dritter in der Bundesliga und erringt einen Startplatz in der Champions League, wo Nagelsmann auf sein Trainer-Vorbild Pep Guardiola mit Manchester City trifft. Es bleibt das einzig Positive für Nagelsmann, wieder geht es als Gruppenletzter raus.
2019 wechselt Nagelsmann zu Rasenballsport Leipzig. In seiner ersten Saison qualifiziert sich Leipzig für die Champions League und kommt 2020 in dem Corona-Turnier-Format bis ins Halbfinale. Dort scheitert Leipzig dann an PSG. Sein Gegenüber: Thomas Tuchel.
2021 passiert dann das, was sich schon jahrelang abgezeichnet hat: Nagelsmann wird Cheftrainer bei den Bayern. Schon 2018 sagte das Tegernseer Orakel Uli Hoeneß: „Er wird sicherlich mal ein Trainer sein, der den FC Bayern trainieren kann.“ Die Bayern lassen sich den neuen Trainer ordentlich Geld kosten: 25 Millionen Euro soll Leipzig bekommen haben – so teuer war wohl kein Trainer zuvor im Fußball.
Als Trainer bei den Bayern merkt Nagelsmann schnell: Hier geht es längst nicht nur um Sport. Auch weil sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn öffentlich arg zurückhalten, ist Nagelsmann quasi Außenminister des FC Bayern im Nebenberuf. Er muss die vielen Corona-Fälle im Kader erklären und die Diskussion um das Katar-Sponsoring moderieren.
Schon in seiner ersten Saison gerät Nagelsmann unter Druck. Im Pokal gibt es ein schlimmes 0:5 gegen Gladbach und das frühe Aus. In der Champions League scheitern die Bayern am vermeintlichen Glückslos Villareal im Viertelfinale.
Am 31. Spieltag der Saison holt Nagelsmann seinen ersten Titel im Profifußball (wenn man den Supercup nicht mitzählt). Bayern schlägt den Verfolger Dortmund 3:1 und holt den zehnten Meistertitel in Serie. Nagelsmann freut sich – für die Bayern-Chefetage ist die Schale aber nur das absolute Minimum.
Im Januar 2023 ist Hektik beim FC Bayern. Toni Tapalovic, seit 2011 Torwarttrainer von Manuel Neuer, muss gehen. Neuer ist entsetzt, für Nagelsmann ist die Entscheidung aber eigentlich ein Vertrauensbeweis der Vereinsführung. Das Verhältnis zwischen ihm und Tapalovic galt als schlecht. Als Nachfolger installiert der FC Bayern Michael Rechner, einen Vertrauten von Julian Nagelsmann.
In der Saison 2022/23 pflügt der FC Bayern ungeschlagen durch die Vorrunde der Champions League. Im Achtelfinale wartet Paris Saint-Germain, eigentlich einer der Turnierfavoriten. Die Bayern glänzen nicht, gewinnen aber zwei mal souverän. Nagelsmann feiert, weil er weiß, dass ein erneut frühes Ausscheiden auch sein eigenes Ende bedeuten könnte.
Das kommt einigermaßen überraschend zwei Wochen später. Bayern verliert 1:2 gegen Bayer Leverkusen und ist vor dem Spitzenspiel gegen Dortmund (1. April 2023) die Tabellenführung los. Bayern steht zwar in der Champions League und im Pokal im Viertelfinale, könnte also noch alle drei Titel gewinnen; mit drei Niederlagen wäre aber auch diese Saison eine Enttäuschung.
Während Nagelsmann in der Länderspielpause beim Skifahren ist, erfährt er von seiner Entlassung.