Die schlechte Nachricht: Sie sind immer noch da. Die gute Nachricht: Sie sind immer noch da.
Jene, die in der Ära von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic geboren sind, können sich kaum an andere Sieger erinnern. Die Eleganz von Federer, das kraftvolle Spiel von Nadal oder die zermürbenden Schläge von Djokovic, ihre Duelle schufen große Momente. Für die Zuschauer kann das Glück sein. Für junge Tennisspieler, die ganz nach oben wollen, ist das vor allem Pech. Ihnen stehen die wohl größten Tennisspieler im Weg.
Als "die großen Drei" werden Federer, Nadal und Djokovic oft bezeichnet, eine Art Dreifaltigkeit im Tennis, die ihren Sport dominiert haben wie niemand zuvor.
Nicht Jimmy Connors, Björn Borg und John McEnroe, die zusammen 547 Wochen an der Spitze standen. Nicht Mats Wilander, Ivan Lendl, Boris Becker und Stefan Edberg, die 374 Wochen die Weltrangliste anführten. Pete Sampras, Jim Courier und Andre Agassi? 445 Wochen. 792 Wochen führen Federer, Nadal und Djokovic die Tenniselite an. Das sind mehr als 15 Jahre. Im Sport eine Ewigkeit.

Bei den Australian Open, dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, treten der 33-jährige Nadal, der 32-jährige Djokovic und der 38-jährige Federer an - als die Nummer eins, zwei und drei. Natürlich.
Bevor Djokovic zu zweifeln begann, hatte er nochmal eine Bestmarke gesetzt. Am 6. Juni 2016 erreichte Djokovic die meisten Weltranglistenpunkte, die ein Spieler in den vergangenen zwölf Monaten gesammelt hat, das beste Jahr in der Tennisgeschichte. 16 950 Punkte hatte er zu diesem Zeitpunkt, nach seinem Triumph bei den French Open hatte er sich die Titel bei vier Grand-Slam-Turnieren hintereinander gesichert. Das war bislang nur Rod Laver gelungen - der hatte allerdings 1969 sogar alle vier Titel in einem Kalenderjahr geholt und hält nun einen der wenigen Rekorde, die Federer, Nadal oder Djokovic nicht pulverisiert haben.

Bei 54 der letzten 64 Grand-Slam-Turniere hieß der Sieger am Ende entweder Federer, Nadal oder Djokovic. 22 Mal machten sie das Finale allein unter sich aus. Die einzigen anderen Grand-Slam-Sieger in den vergangenen 15 Jahren waren Andy Murray (drei Titel), Stanislas Wawrinka (drei Titel), Marin Cilic, Juan Martin del Potro und Marat Safin. In den vergangenen drei Jahren teilten Federer, Nadal und Djokovic die Titel sogar ausschließlich unter sich auf. Das Grand-Slam-Turnier in Australien ist fest in ihrer Hand. In den vergangenen 14 Jahren schaffte es nur Wawrinka 2014, sich in die Siegerliste einzutragen.
Die kommenden Monate werden nun zeigen, ob die Dominanz fortbesteht. Und längst geht es auch darum, wer als größter Tennisspieler in die Geschichte eingeht, wenn die Ewigkeit an der Spitze endet.

Federer hat 20 Grand-Slam-Turniere gewonnen und führt die Liste mit den meisten Titeln an, doch Nadal und Djokovic holen auf. Der Spanier hat inzwischen 19 Titel, schon bei den Australian Open könnte er mit Federer gleichziehen. Djokovic steht bei 16 Siegen, er hat jedoch vier der letzten sechs Grand Slams gewinnen können. Jene, die dahinter in Schlagdistanz liegen, sind Namen aus einer anderen Zeit: Pete Sampras kam auf 14 Titel, Roy Emerson gewann zwölf, Björn Borg und Rod Laver halten elf Grand-Slam-Siege.
Nadal hat allein bei den French Open mehr Titel als Borg oder Laver insgesamt. Zwölfmal gewann der Spanier das Sandplatzturnier. Bei den Australian Open hat der Spanier aber seine Probleme - ein einziger Grand-Slam-Erfolg gelang ihm dort, 2009 gegen Federer. Mehr als eine Dekade ist das her.
“Ich werde versuchen, es zu vergessen”, sagte er nach dem Finale, es war Federers 58. Niederlage bei einem Grand-Slam-Turnier, kaum eine andere hat wohl derart geschmerzt.
Immerhin ist Zverev - wie auch Dominic Thiem oder Stefanos Tsitsipas - einer von nur 27 Tennisspielern, denen es gelungen ist, jeden der großen Drei mindestens einmal zu besiegen. Der Deutsche traut sich noch mehr zu: "Ich bin mir sehr sehr sicher, dass es 2020 einen neuen Grand-Slam-Sieger geben wird", sagte er vor ein paar Wochen und fügte forsch hinzu: "Es können ein paar von den jungen Spielern sein. Ich gehöre dazu."
Der Grieche Tsitsipas meinte gar: "Wir stehen vor einer Tennis-Evolution, die junge Generation gibt gerade ihr Debüt." Was die großen Drei dazu sagen? "Die Zeit wird kommen", meinte Djokovic jüngst, "hoffentlich nicht so schnell."
Das Finale bei den Australian Open wird am 2. Februar gespielt. Wie die Geschichte der großen Drei weitergeht?