Urlaub

Reisen macht uns nicht zu besseren Menschen

Die Welt zu erkunden macht schlauer, toleranter, glücklicher - wer nicht wegfährt, bleibt blöd und borniert. Was für ein Unsinn.

Essay von Dominik Prantl
29. August 2024 - 7 Min. Lesezeit

Wann genau das Reisen seinen Ritterschlag als zweifelsfrei Heil bringendes Tun erhielt, lässt sich heute nicht mehr exakt rekonstruieren. Die salbungsvollen Worte zu dem Thema lassen sich jedenfalls bis in die Antike zurückverfolgen. Von Augustinus von Hippo ist beispielsweise der Kalendersatz überliefert: „Die Welt ist ein Buch, und diejenigen, die nicht reisen, lesen nur eine Seite.“ In dieser Tradition der Aphorismen mit Applaus-Charakter geht es weiter über Omar Chayyãms „Das Leben ist eine Reise und der Reisende lebt zweimal“ bis hin zu Oscar Wildes „Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorstellungen auf“. Sehr beliebt als Adjutant für Reisende ist auch Mark Twain: „Reisen ist tödlich für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.“

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