Denk ich an Deutschland

Bei Bahlsen hieß es lange, dass es ihren Zwangsarbeiterinnen im Krieg nicht so schlecht ging. Es gibt Frauen in der Ukraine, die das besser wissen – und eine Keks-Erbin, die etwas gutmachen will.

Text: Frank Nienhuysen, Fotos: Lesya Khartschenko

30. September 2021 - 14 Min. Lesezeit

Der Baum auf dem Foto ist kahl. Ein Baum im Winter, ein Baum im Krieg. Der Boden ist lehmig. Tatjana Radiwilowskaja steht am Stamm, eine sowjetische Jugendliche in schwarzer Jacke und dunklem, knielangem Rock, nichts Fröhliches ist in ihrem Blick. Das Foto ist schwarz-weiß und fast 80 Jahre alt. Es ist das einzige, das Radiwilowskaja aufbewahrt, auf dem ein Stück Deutschland zu sehen ist. Vom damaligen Deutschland, 1943.

Denk ich an Deutschland

Bei Bahlsen hieß es lange, dass es ihren Zwangsarbeiterinnen im Krieg nicht so schlecht ging. Es gibt Frauen in der Ukraine, die das besser wissen – und eine Keks-Erbin, die etwas gutmachen will.

Der Baum auf dem Foto ist kahl. Ein Baum im Winter, ein Baum im Krieg. Der Boden ist lehmig. Tatjana Radiwilowskaja steht am Stamm, eine sowjetische Jugendliche in schwarzer Jacke und dunklem, knielangem Rock, nichts Fröhliches ist in ihrem Blick. Das Foto ist schwarz-weiß und fast 80 Jahre alt. Es ist das einzige, das Radiwilowskaja aufbewahrt, auf dem ein Stück Deutschland zu sehen ist. Vom damaligen Deutschland, 1943.

Sie erinnert sich nicht, wer das Mädchen neben ihr ist, das sanft lächelnd auf dem querstehenden Ast sitzt. Sie weiß auch nicht mehr, wer das Foto gemacht hat. „Vielleicht hat man uns dorthin gebracht“, sagt sie. Es würde passen, wenn selbst dieser Moment nicht ihre eigene Entscheidung gewesen wäre. Es war die Zeit, als sie Zwangsarbeiterin bei Bahlsen in Deutschland war. Sie kann davon noch erzählen, und vielleicht auch noch etwas bewegen.