Die Regierung in Peking erklärt die Lager offiziell zu „Berufs- und Ausbildungscamps“, doch Ex-Häftlinge berichten von Zwang, Folter und Vergewaltigungen. Die internationale Politik, von den Vereinten Nationen über den US-Kongress bis zum Deutschen Bundestag, ist alarmiert.
Lange Zeit waren Satellitenbilder und Augenzeugenberichte die einzigen Hinweise auf das, was in Xinjiang vor sich geht. Der deutsche Sozialwissenschaftler Adrian Zenz fand weitere Indizien in öffentlichen Ausschreibungen: Zementlieferungen, Bestellungen von Überwachungskameras und Tausenden Kilometern Stacheldraht. Material für den Lagerstaat. Zuletzt hatte die New York Times die Mitschriften von mehreren bislang unbekannten Ansprachen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping veröffentlicht, in denen es um die Lager in Xinjiang geht.
Ein neues Leak von vertraulichen Dokumenten aus der Kommunistischen Partei belegt nun unumstößlich und detailliert, wie die Regierung Hunderttausende Uiguren interniert.
2017 veranlasste die Regierung in Urumqi, DNA-Proben nahezu sämtlicher Einwohner Xinjiangs zu sammeln. Alle Bürger wurden gebeten, an einem kostenlosen Gesundheitscheck teilzunehmen. Im Zuge dieser vermeintlichen Routineuntersuchungen wurden auch Iris-Scans und Fingerabdrücke von Millionen Chinesen archiviert. Auch die Todesrate in den Camps scheint sehr hoch zu sein. Zuletzt bestätigte ein Polizeibeamter aus dem Kuchar-Distrikt Radio Free Asia, dass in diesem Jahr innerhalb von sechs Monaten mindestens 150 Insassen gestorben seien – in einem einzigen Lager.
Erst waren es Gerüchte, dann Augenzeugenberichte und später verdächtige Satellitenbilder – nun beweisen Dokumente, was die chinesische Führung lange geleugnet hat: Die Süddeutsche Zeitung hat mit ihren internationalen Partnern die China Cables ausgewertet.
Dies sind die Ergebnisse der Recherche.