Grafik-Analyse zur US-Wahl

Trump übertrifft alle Erwartungen

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Donald Trump erobert alle Swing States von den Demokraten zurück und gewinnt die Wahl. Diese Grafiken zeigen, wo er am deutlichsten vorne liegt – und wie die Zustimmung für ihn in den Umfragen unterschätzt wurde.

Von SZ Autorinnen und Autoren
10. November 2024 - 6 Min. Lesezeit
Dieser Artikel wird regelmäßig mit neuen Ergebnissen der US-Wahl aktualisiert.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Donald Trump gewinnt die Wahl mit großem Vorsprung.
  • Er kann alle Swing States für sich entscheiden.
  • In Arizona dauerte es bis in die Nacht auf Sonntag, bis Harris' Niederlage feststand.
  • Trump schneidet deutlich besser ab als in den Umfragen vor der Wahl.

Mit Wisconsin ist die Entscheidung gefallen: Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen. In West Palm Beach nahe seines Wohnsitzes Mar-a-Lago trat er bereits Stunden zuvor vor seine Anhänger und feierte seinen Sieg.

Kurz vor 5 Uhr Ortszeit hatten dem Republikaner noch vier Wahlleute zum auch rechnerisch sicheren Sieg gefehlt, dann brachte das Ergebnis aus Wisconsin Gewissheit: Kamala Harris kann Donald Trump nicht mehr einholen, egal, wie viele Stimmen sie in der noch laufenden Auszählung erhält.

So viele Wahlleute haben Harris und Trump sicher

So viele Wahlleute haben Harris und Trump sicher

Entscheidend dafür ist, dass Donald Trump jeden einzelnen der sieben umkämpften Swing States für sich entscheiden konnte. Sechs davon hatte 2020 Joe Biden noch für die Demokraten gewonnen: Georgia, Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, Nevada und Arizona. Nur in North Carolina lag Trump auch schon damals vorne.

Das ist der aktuelle Stand in den umkämpften Staaten

Das ist der aktuelle Stand in den umkämpften Staaten

Sein Vorsprung auf Kamala Harris war in den meisten Swing States nicht einmal besonders groß. Trotzdem hat der Republikaner nun die Stimmen von 312 Wahlleuten sicher, viel mehr als die nötigen 270. Mit einer roten Welle hat er die Hoffnungen der Demokraten überrollt und ihnen gerade in ihrer Kernwählerschaft entscheidende Stimmen abgeknöpft.

Etwas überraschend ist dieser deutliche Wahlausgang schon. Genauso wie der Umstand, dass die Wahl bereits zu einem so frühen Zeitpunkt, wenige Stunden nach Schließung der letzten Wahllokale am Mittwochvormittag deutscher Zeit, entschieden war. War doch angesichts der knappen Umfragen in den Swing States erwartet worden, dass in einigen Staaten erst nach mehreren Tagen ein belastbares Ergebnis vorliegen würde – und es dabei nur auf wenige Tausend Stimmen ankommen könnte.

Umfragen unterschätzten Trump

Vor der Wahl haben die Umfrageinstitute in Wählerbefragungen die Zustimmung zu Trump deutlich unterschätzt. Im ganzen Land, aber auch in Wisconsin oder Michigan sahen die Demoskopen leichte Vorteile für Harris.

Auch in den anderen Swing States wurde zumindest ein enges Rennen prognostiziert, dessen Ausgang länger auf sich warten lassen könnte – und genauso zugunsten von Harris ausgehen könnte. Nun ist alles anders gekommen.

In allen sieben Swing States schneidet Donald Trump etwas besser ab als in den letzten Umfragen vor der Wahl, landesweit sind es sogar fast vier Prozentpunkte. Vor allem in Wisconsin und Michigan sah es in den Umfragen eher nach einem Sieg von Harris aus. Die Meinungsforschenden scheinen die Zustimmung zu Trump systematisch unterschätzt zu haben. Völlig überraschend ist das nicht, schon 2016 und 2020 war Trumps Wahlergebnis besser als seine Umfragen, die Abweichung diesmal ist eher klein.

Hier finden Sie die detaillierten Ergebnisse in den für die Wahl entscheidenden Swing States und das Abstimmungsverhalten in den Countys.

Umkämpfte Bundesstaaten

Wo Trump die Wahl für sich entschieden hat

Pennsylvania

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Pennsylvania ist der bevölkerungsreichste Swing State und gilt als Schlüssel auf dem Weg zum Wahlsieg: Wer hier gewinnt, ist auch bei den vergangenen Wahl als Sieger ins Weiße Haus eingezogen. Nirgendwo sind Trump und Harris im Wahlkampf häufiger aufgetreten als hier. 

So viele Stimmen sind in Pennsylvania bislang ausgezählt

So viele Stimmen sind in Pennsylvania bislang ausgezählt

Kurz nach dem Schließen der Wahllokale lag Kamala Harris in Pennsylvania deutlich vorn. Mit fortschreitender Auszählung zeichnete sich der erwartet knappe Ausgang ab, bis klar war: Trump gewinnt den wichtigen Swing State und seine 19 Wahlleute.

Michigan

Michigan ist erst seit 2016 ein Swing State: Der Bundesstaat liegt im Rust Belt („Rostgürtel“), der wichtigsten Industrieregion der USA, und war vor Trumps Sieg vor acht Jahren fest in demokratischer Hand. 2020 hat Biden hier gewonnen, nicht zuletzt dank der hohen Wahlbeteiligung der jungen und schwarzen Bevölkerung.

Erstmals gab es in Michigan ab neun Tagen vor der Wahl die Möglichkeit, vorzeitig im Wahllokal zu wählen. Auch mit der Auswertung der Briefwahlzettel durfte in diesem Jahr schon vor dem Ende der US-Wahl begonnen werden. Auch das ist einer der Gründe, weshalb mit Trump der Wahlsieger früher feststeht als in den vergangenen Jahren.

Wie viele Stimmen bisher in Michigan ausgezählt wurden

Wie viele Stimmen bisher in Michigan ausgezählt wurden

In den großen Städten mit seinen vielen Bewohnern dauert es oft länger, bis alle Stimmen ausgezählt sind. Das starke Abschneiden von Harris in und um Detroit mit seinem hohen Anteil an Schwarzen, führte dazu, dass Harris den Vorsprung Trumps im Lauf der Auszählung noch verringern konnte – ohne jedoch an ihm vorbeizuziehen.

Wisconsin

Mit Wisconsin gehen zehn Wahlleute an Donald Trump, damit hat er mehr als die Hälfte der Stimmen im Electoral College sicher und steht als Gewinner der Präsidentschaftswahl fest.

Vor vier Jahren war Wisconsin einer der Staaten, in denen es zum red mirage kam, zur roten Fata Morgana also: Bis kurz vor Ende der Auszählung lagen die Republikaner vorn, erst das finale Ergebnis bestätigte den Sieg der Demokraten. Das lag auch daran, dass erst am Ende die Stimmen aus dem demokratischen Milwaukee ausgezählt waren.

Wie viele Stimmen bisher in Wisconsin ausgezählt wurden

Wie viele Stimmen bisher in Wisconsin ausgezählt wurden

Bei dieser Wahl zeichnete sich ein ähnliches Bild ab, mit den zuletzt ausgezählten Stimmen konnte Harris noch einmal aufschließen. Mit 0,8 Prozentpunkten hat Trump in Wisconsins mit dem geringsten Vorsprung gewonnen. Überholen konnten die Demokraten hier 2024 also nach anfänglicher Führung nicht mehr.

Wo Trump auch in den Umfragen führte

Georgia

Auch in Georgia steht Trump als Sieger fest. Trump gewinnt hier 16 Wahlleute, nach Pennsylvania – und zusammen mit North Carolina – entsendet der Bundesstaat die zweitmeisten Wahlleute aller Swing States.

Lange war Georgia fest in republikanischer Hand, daran konnte zunächst auch der demografische Wandel in dem Swing State nichts ändern. Joe Biden war es, der Georgia 2020 als erster Kandidat nach 28 Jahren für die Demokraten entscheiden konnte. Obwohl ein Drittel der Bevölkerung in Georgia schwarz ist, kann Harris sich hier nicht durchsetzen.

Wie viele Stimmen bisher in Georgia ausgezählt wurden

Wie viele Stimmen bisher in Georgia ausgezählt wurden

Vor vier Jahren war der Abstand zwischen Trump und Biden so gering (0,2 Prozentpunkte), dass die Stimmen per Hand nachgezählt werden mussten. Das Ergebnis aus Georgia stand deshalb erst zwei Wochen nach dem Wahltag fest. In diesem Jahr steht dagegen noch in der Wahlnacht fest, dass Georgia an Trump geht. Er gewinnt mit gut zwei Prozentpunkten Vorsprung.

Nevada

Trump hat nach tagelanger Auszählung den Sieg in Nevada sicher. Der Wüstenstaat mit der Glücksspielmetropole Las Vegas ist der diverseste Swing State der USA und einer der am schnellsten wachsenden Bundesstaaten überhaupt. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung ist weiß. Ein Drittel der Wählerinnen und Wähler beschreibt sich selbst als „unabhängig“, weder demokratisch noch republikanisch. Zuletzt haben die Demokraten knapp gewonnen.

Der „Silver State“ ist der bevölkerungsärmste der sieben Swing States: Wer hier die meisten Stimmen erhält, bekommt sechs Wahlleute. In den zwei größten Countys in Nevada, Clark (wo auch Las Vegas liegt) und Washoe, sollten dieses Jahr neue Technologien zur automatisierten Auswertung der Stimmzettel eingesetzt werden. Trotzdem hat es bis zum frühen Freitagmorgen deutscher Zeit gedauert, bis Trumps Wahlsieg feststand.

Wie viele Stimmen bisher in Nevada ausgezählt wurden

Wie viele Stimmen bisher in Nevada ausgezählt wurden

North Carolina

Trump gewinnt in North Carolina mit einem Vorsprung von rund drei Prozentpunkten. Damit bekommt er die Stimmen von 16 Wahlleuten.

Auch 2016 und 2020 hatte Donald Trump die Wahl in North Carolina gewonnen. Bei diesen Wahlen war sein Vorsprung vor den Demokraten sehr knapp. 

Wie viele Stimmen bisher in North Carolina ausgezählt wurden

Wie viele Stimmen bisher in North Carolina ausgezählt wurden

In North Carolina wurde das Wahlrecht seit der vergangenen Wahl angepasst: Anders als noch 2020 müssen die Briefwahlzettel am Wahltag angekommen sein, um zu gelten. In der Vergangenheit gab es eine Übergangszeit, sodass Stimmen noch bis zu neun Tage nach dem Wahltag gezählt wurden. Aufgrund dieser neuen Regelung ging das Zählen in North Carolina schneller als bisher.

Arizona

Als letzter Bundesstaat steht in der Nacht auf Sonntag auch fest, dass Trump die Wahl Arizona gewinnt. Die Auszählung dauerte auch deshalb so lange, weil die Menschen hier nicht nur über den Präsidenten, den Senat und das Repräsentantenhaus abstimmten, sondern gleich über eine Reihe weiterer regionaler Ämter und Gesetzesvorhaben. Sie sprachen sich beispielsweise mit großer Mehrheit dafür aus, ein erweitertes Recht auf Abtreibung in der Verfassung des Bundesstaates zu verankern.

Der Staat im Südwesten hat früher klassischerweise republikanisch gewählt. Die Landesgrenze zu Mexiko führt dazu, dass das Thema Migration für die Menschen hier besonders wichtig ist. Vor vier Jahren hat Biden Arizona für sich entscheiden können.

Wie viele Stimmen bisher in Arizona ausgezählt wurden

Wie viele Stimmen bisher in Arizona ausgezählt wurden
Text und Daten: Vivien Götz, Markus Hametner, Berit Kruse, Sören Müller-Hansen, Oliver Schnuck, Marie-Louise Timcke; Infografik: Sarah Unterhitzenberger; Entwicklung: Stefan Kloiber; Redaktion: Gökalp Babayiğit; Testing: Malte Hornbergs; Datenquellen: US Census Bureau, CNN, ABC News; Fotos: Rebecca Noble AFP, Andrew Harnik DPA

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