Paradise Papers -
Die Schattenwelt des großen Geldes

Quotenbringer

Deutsche Entwicklungshilfe soll armen Staaten nützen. Doch das Geld fließt oft über Steueroasen, die gerade diesen Ländern besonders schaden. Ein Grund für den Umweg ist offenbar ein Rechentrick

Von Katrin Langhans und Tobias Zick - 07. November 2017

Alles beginnt, wie so oft, mit einer guten Absicht. Kleinunternehmern in Asien, Schneidern oder Reisbauern, fehlt oft das Geld für Nähmaschinen oder Saatgut. Den Leuten kann geholfen werden, findet die deutsche Bundesregierung, indem man ihnen günstige Kredite gibt. Gesagt, getan: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gründet im Jahr 2012 eine "Mikrofinanzinitiative für Asien", kurz Mifa. Im Auftrag der Bundesregierung richtet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) dafür einen Fonds ein. Der soll kleinen Banken in Asien Geld aus Berlin und Brüssel zur Verfügung stellen. Die verleihen es weiter an kleine Unternehmen oder private Haushalte.

Der neue Fonds, da gibt sich der KfW-Vorstand selbstsicher, werde in Ländern wie Afghanistan, Tadschikistan und Vietnam "erheblich zur Armutsminderung und zur wirtschaftlichen Stabilität" beitragen.

So lautet auch der Auftrag von Entwicklungsbanken: Armut lindern. Dafür sind sie dort, wo das Geld herkommt – zum Beispiel in Deutschland – von der Steuer befreit. Und bei vielen Projekten agieren sie sogar in staatlichem Auftrag und mit staatlichem Geld. Aber auch im staatlichen Sinne?

Wie die Paradise Papers zeigen, jene Daten, die der Süddeutschen Zeitung zugespielt wurden, hat die deutsche Regierung das Geld für den Asien-Fonds nicht etwa direkt nach Asien geschickt. Es machte weite Umwege über gleich zwei Steueroasen.

Warum Luxemburg, warum Mauritius?

Zunächst fließt das Geld von Deutschland nach Mauritius. Die Chefs der dortigen Filiale der Kanzlei Appleby, die im Mittelpunkt des Datenleaks steht, haben nämlich im Auftrag der KfW eine "Mifa Investment Holding" gegründet und dienen ihr formal als Direktoren. Der Geschäftszweck der Holding ist, das Geld von Mauritius nach Luxemburg weiterzuleiten – in den "Mifa Debt Fund", den eine Schweizer Investment-Firma für die KfW betreibt.

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