Leid und Widerstand

Der Krieg in der Ukraine. Eine Dokumentation in Bildern.

Der dritte Tag

Seit den frühen Morgenstunden werden aus Kiew wieder Explosionen und Schüsse gemeldet.

Ukrainische Soldaten verteidigen weiter die Hauptstadt.

Viele Menschen versuchen sich vor dem russischen Angriff zu retten und kommen in Grenzorten wie dem ungarischen Záhony an.

Präsident Wolodimir Selenskij wendet sich in weiteren Videos an die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine und an die Welt. Er sagt: „Wir werden die Waffen nicht niederlegen, wir werden unseren Staat verteidigen.“

Von Wolfgang Jaschensky, Irene Helmes und Christian Helten

26. Februar 2022

Kiew

Ein Polizeifahrzeug patrouilliert am frühen Abend in den leeren Straßen in Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt gilt seit 17 Uhr eine Ausgangssperre. Das Büro von Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, sie bleibe ununterbrochen bis Montagfrüh in Kraft.

In der Hauptstadt gab es Explosionen, russische Truppen haben den erwarteten Angriff gestartet und drangen in die Haupstadt vor. Hier bezieht ein ukrainischer Soldat Stellung vor einer Militäreinrichtung, während Feuerwehrleute zwei brennende Autos löschen.

Nach einem russischen Luftangriff inspizieren ukrainische Truppen den Ort der Detonation.

Helga Tarasova versucht ihre Tochter Kira Shapovalova zu beruhigen. Sie haben während eines Bombenalarms Zuflucht gefunden. Die ukrainischen Behörden warnen die Bevölkerung: "Wir bitten darum, Ruhe zu bewahren und maximal vorsichtig zu sein! Wer in einem Bunker ist, bleibe dort."

Am Samstagmittag fordert die Armee die Bevölkerung des ganzen Landes vehement zum Widerstand auf: „Fällt Bäume, baut Barrikaden, verbrennt Reifen! Nutzt alles, was Ihr zur Hand habt!“, zitiert die Agentur Unian die Armee. Dieser Mann folgt der Aufforderung: In einem Keller sammelt er Flaschen, um Molotovcocktails herzustellen.

Ukrainische Zivilisten warten darauf, sich bei der städtischen Territorialverteidigung in Kiew einzureihen. Viele Ukrainer scheinen wild entschlossen, ihr Land gegen die russischen Truppen zu verteidigen.

Und es werden Waffen verteilt: Es seien an Einwohner Kiews inzwischen 25 000 automatische Waffen sowie 10 Millionen Patronen ausgegeben worden, so Innenminister Denys Monastyrskyj: „Kiew wird sich selbst verteidigen.“

Tatsächlich versuchen auch schon Zivilisten, sich dem Angriff entgegenzustellen, wie dieser junge Ukrainer an einem Checkpoint in Kiew. Die Werbeplakate in seinem Rücken wirken dabei wie aus einer anderen Zeit.

Die Nacht von Freitag auf Samstag: Millionen Bewohnerinnen und Bewohner der Hauptstadt verbringen sie wieder in Angst. Immer wieder sind Explosionen zu hören, später wird bekannt, dass russische Truppen versuchen, den Militärflughafen Wassylkiw etwa 40 Kilometer südlich mit einer Luftlandeaktion unter ihre Kontrolle zu bringen. Beschossen wurde nach Angaben des ukrainischen Militärs auch eine Kaserne etwa sieben Kilometer westlich von Kiew.

Vom Stadtrand Kiews sind in der Nacht ebenfalls Schüsse und Kämpfe gemeldet worden. Russische Truppen versuchten demnach, ein Heizkraftwerk im Nordosten der Millionenstadt anzugreifen. Aber die Angriffe treffen auch die Hauptstadt selbst.

Die Stadt veröffentlicht später eine Aufnahme von einer Überwachungskamera, die den Einschlag einer Rakete um 8.12 Uhr dokumentiert.

Rettungskräfte und Feuerwehr sind im Einsatz. Offenbar kam hier aber niemand ums Leben. Die Behörden fordern die Menschen auch dazu auf, in ihren Wohnungen möglichst weit weg von den Fenstern zu bleiben.

Die Nachrichtenagentur AP berichtet, es sei unklar, wie weit russische Soldaten in Kiew vorgedrungen sind. Berichte über Kämpfe am Rande der Stadt deuteten darauf hin, dass kleine russische Einheiten die ukrainische Verteidigung sondierten, um einen Weg für die Hauptstreitkräfte freizumachen, heißt es.

Von einem Raketenangriff beschädigt ist auch dieses Wohnhochhaus.

Schwer getroffen worden ist auch dieses Haus an der Koshytsa Straße in einem Vorort Kiews.

Nach seiner vielbeachteten Rede vom Freitag zeigt sich Präsident Wolodimir Selenskij auch in der Nacht zum Samstag wieder in Videos. Seine Botschaft: Ich bin da und werde auch bleiben. Einmal sagt er wörtlich: „Das Schicksal unseres Landes entscheidet sich gerade jetzt.“

Zugleich verlassen auch am Samstag immer mehr Ukrainerinnen und Ukrainer ihr Zuhause. Viele versuchen in der Hauptstadt mit dem Wenigen, das sie mitnehmen können, Evakuierungszüge Richtung Westen zu erreichen.

Charkiw

Ein Soldat der ukrainischen Streitkräfte raucht eine Zigarette in der Nähe von Charkiw. Die Stadt im Osten der Ukraine war neben Kiew am Freitag ein Schwerpunkt der Kämpfe. Die russischen Verbände stießen dort auf großen Widerstand, in sozialen Netzwerken kursieren Videos, die zerstörte Panzer und andere Militärfahrzeuge zeigen. Am Samstag sagte Präsident Selenskij, ukrainische Truppen hätten den Vorstoß abgewehrt.

Grenze bei Korczowa und Krakovets

An der Grenze zu Polen stauen sich schon in der Nacht die Autos. Deshalb lassen die Behörden an allen Grenzpunkten Übergänge für Fußgänger offen, wie Polens Vize-Innenminister Pawel Szefernaker mitteilt.

Przemysl, Polen

Dieser Mann hat es mit kleinem Kind in den polnischen Grenzort geschafft. Die ukrainische Regierung will allerdings verhindern, dass Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land verlassen. Sie sollen bleiben und sich bereit halten für den Kampf gegen Putins Truppen.

Am Bahnhof von Przemysl können sich Ankommende am Morgen mit Lebensmitteln und Süßigkeiten stärken, die Einheimische dorthin gebracht haben.

Mittlerweile sind Angaben aus Warschau zufolge schon etwa 100 000 Menschen aus der Ukraine nach Polen geflohen.

Vyšné Nemecké, Slowakei

An diesem Übergang helfen slowakische Soldaten Frauen und Kindern dabei, ein paar Habseligkeiten zu Fuß über die Grenze zu tragen.

Beregsurany, Ungarn

Viele Familien versuchen vor allem ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Diese Mädchen sind über die ungarische Grenze gebracht worden.

Siret, Rumänien

Aus dem Süden der Ukraine fliehen viele ins Nachbarland Rumänien. Wie an anderen Grenzorten kommen ihnen auch hier Freiwillige mit Lebensmitteln und Getränken entgegen.

Leid und Widerstand

Der Krieg in der Ukraine. Eine Dokumentation in Bildern.

Der dritte Tag

Seit den frühen Morgenstunden werden aus Kiew wieder Explosionen und Schüsse gemeldet.

Ukrainische Soldaten verteidigen weiter die Hauptstadt.

Viele Menschen versuchen sich vor dem russischen Angriff zu retten und kommen in Grenzorten wie dem ungarischen Záhony an.

Präsident Wolodimir Selenskij wendet sich in weiteren Videos an die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine und an die Welt. Er sagt: „Wir werden die Waffen nicht niederlegen, wir werden unseren Staat verteidigen.“

Von Wolfgang Jaschensky, Irene Helmes und Christian Helten

Kiew

Ein Polizeifahrzeug patrouilliert am frühen Abend in den leeren Straßen in Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt gilt seit 17 Uhr eine Ausgangssperre. Das Büro von Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, sie bleibe ununterbrochen bis Montagfrüh in Kraft.

In der Hauptstadt gab es Explosionen, russische Truppen haben den erwarteten Angriff gestartet und drangen in die Haupstadt vor. Hier bezieht ein ukrainischer Soldat Stellung vor einer Militäreinrichtung, während Feuerwehrleute zwei brennende Autos löschen.

Nach einem russischen Luftangriff inspizieren ukrainische Truppen den Ort der Detonation.

Helga Tarasova versucht ihre Tochter Kira Shapovalova zu beruhigen. Sie haben während eines Bombenalarms Zuflucht gefunden. Die ukrainischen Behörden warnen die Bevölkerung: "Wir bitten darum, Ruhe zu bewahren und maximal vorsichtig zu sein! Wer in einem Bunker ist, bleibe dort."

Am Samstagmittag fordert die Armee die Bevölkerung des ganzen Landes vehement zum Widerstand auf: „Fällt Bäume, baut Barrikaden, verbrennt Reifen! Nutzt alles, was Ihr zur Hand habt!“, zitiert die Agentur Unian die Armee. Dieser Mann folgt der Aufforderung: In einem Keller sammelt er Flaschen, um Molotovcocktails herzustellen.

Ukrainische Zivilisten warten darauf, sich bei der städtischen Territorialverteidigung in Kiew einzureihen. Viele Ukrainer scheinen wild entschlossen, ihr Land gegen die russischen Truppen zu verteidigen.

Und es werden Waffen verteilt: Es seien an Einwohner Kiews inzwischen 25 000 automatische Waffen sowie 10 Millionen Patronen ausgegeben worden, so Innenminister Denys Monastyrskyj: „Kiew wird sich selbst verteidigen.“

Tatsächlich versuchen auch schon Zivilisten, sich dem Angriff entgegenzustellen, wie dieser junge Ukrainer an einem Checkpoint in Kiew. Die Werbeplakate in seinem Rücken wirken dabei wie aus einer anderen Zeit.

Die Nacht von Freitag auf Samstag: Millionen Bewohnerinnen und Bewohner der Hauptstadt verbringen sie wieder in Angst. Immer wieder sind Explosionen zu hören, später wird bekannt, dass russische Truppen versuchen, den Militärflughafen Wassylkiw etwa 40 Kilometer südlich mit einer Luftlandeaktion unter ihre Kontrolle zu bringen. Beschossen wurde nach Angaben des ukrainischen Militärs auch eine Kaserne etwa sieben Kilometer westlich von Kiew.

Vom Stadtrand Kiews sind in der Nacht ebenfalls Schüsse und Kämpfe gemeldet worden. Russische Truppen versuchten demnach, ein Heizkraftwerk im Nordosten der Millionenstadt anzugreifen. Aber die Angriffe treffen auch die Hauptstadt selbst.

Die Stadt veröffentlicht später eine Aufnahme von einer Überwachungskamera, die den Einschlag einer Rakete um 8.12 Uhr dokumentiert.

Rettungskräfte und Feuerwehr sind im Einsatz. Offenbar kam hier aber niemand ums Leben. Die Behörden fordern die Menschen auch dazu auf, in ihren Wohnungen möglichst weit weg von den Fenstern zu bleiben.

Die Nachrichtenagentur AP berichtet, es sei unklar, wie weit russische Soldaten in Kiew vorgedrungen sind. Berichte über Kämpfe am Rande der Stadt deuteten darauf hin, dass kleine russische Einheiten die ukrainische Verteidigung sondierten, um einen Weg für die Hauptstreitkräfte freizumachen, heißt es.

Von einem Raketenangriff beschädigt ist auch dieses Wohnhochhaus.

Schwer getroffen worden ist auch dieses Haus an der Koshytsa Straße in einem Vorort Kiews.

Nach seiner vielbeachteten Rede vom Freitag zeigt sich Präsident Wolodimir Selenskij auch in der Nacht zum Samstag wieder in Videos. Seine Botschaft: Ich bin da und werde auch bleiben. Einmal sagt er wörtlich: „Das Schicksal unseres Landes entscheidet sich gerade jetzt.“

Zugleich verlassen auch am Samstag immer mehr Ukrainerinnen und Ukrainer ihr Zuhause. Viele versuchen in der Hauptstadt mit dem Wenigen, das sie mitnehmen können, Evakuierungszüge Richtung Westen zu erreichen.

Charkiw

Ein Soldat der ukrainischen Streitkräfte raucht eine Zigarette in der Nähe von Charkiw. Die Stadt im Osten der Ukraine war neben Kiew am Freitag ein Schwerpunkt der Kämpfe. Die russischen Verbände stießen dort auf großen Widerstand, in sozialen Netzwerken kursieren Videos, die zerstörte Panzer und andere Militärfahrzeuge zeigen. Am Samstag sagte Präsident Selenskij, ukrainische Truppen hätten den Vorstoß abgewehrt.

Grenze bei Korczowa und Krakovets

An der Grenze zu Polen stauen sich schon in der Nacht die Autos. Deshalb lassen die Behörden an allen Grenzpunkten Übergänge für Fußgänger offen, wie Polens Vize-Innenminister Pawel Szefernaker mitteilt.

Przemysl, Polen

Dieser Mann hat es mit kleinem Kind in den polnischen Grenzort geschafft. Die ukrainische Regierung will allerdings verhindern, dass Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land verlassen. Sie sollen bleiben und sich bereit halten für den Kampf gegen Putins Truppen.

Am Bahnhof von Przemysl können sich Ankommende am Morgen mit Lebensmitteln und Süßigkeiten stärken, die Einheimische dorthin gebracht haben.

Mittlerweile sind Angaben aus Warschau zufolge schon etwa 100 000 Menschen aus der Ukraine nach Polen geflohen.

Vyšné Nemecké, Slowakei

An diesem Übergang helfen slowakische Soldaten Frauen und Kindern dabei, ein paar Habseligkeiten zu Fuß über die Grenze zu tragen.

Beregsurany, Ungarn

Viele Familien versuchen vor allem ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Diese Mädchen sind über die ungarische Grenze gebracht worden.

Siret, Rumänien

Aus dem Süden der Ukraine fliehen viele ins Nachbarland Rumänien. Wie an anderen Grenzorten kommen ihnen auch hier Freiwillige mit Lebensmitteln und Getränken entgegen.

Team
Fotoredaktion, Text und Digitales Storytelling Irene Helmes und Wolfgang Jaschensky