Die Strände von Tel Aviv und Gaza-Stadt, zwei völlig verschiedene Welten und doch: Überall die gleichen Wellen, die Sonne, die auf alle gleich heiß scheint, das Meer, das einem kaum mehr zu tun gibt, als im Wasser und im Sand zu entspannen. Blicke, die sehnsuchtsvoll dorthin schweifen, wohin der Fuß nicht folgen kann. Ist es das, was diese Fotos zeigen?
Nein. Der Israeli Oded Balilty und der Palästinenser Khalil Hamra wollten nicht verklärende Romantik einfangen. Die beiden Dokumentarfotografen haben Bilder von Normalität an zwei Orten gemacht, an denen Normalität alles andere als selbstverständlich ist. Bilder, die genau deshalb menschlich sind, universell und berührend. Und damit politisch.
Am Strand von Tel Aviv könnte man den Konflikt fast vergessen. Es ist der Strand einer modernen, wohlhabenden Metropole. Der Stand von Gaza-Stadt dagegen, nur 70 Kilometer entfernt, ist einer der wenigen Orte im Gazastreifen, an dem man die Enge hinter sich lassen kann.
Die Enge einer Enklave, die seit 2007 weitgehend isoliert ist, seit die Terroristen der Hamas dort die Macht übernommen und Israel und Ägypten eine Blockade errichtet haben. Auf nur gut 360 Quadratkilometern leben dort fast zwei Millionen Menschen. Zäune, Mauern, Überwachungsanlagen prägen fast überall das Bild. Außer am Strand.
Oded Balilty war, wie die meisten Israelis, nicht mehr in Gaza, seit Israel seine Soldaten und Siedler im Jahr 2005 von dort abgezogen hat. Khalil Hamra war, wie die meisten Palästinenser aus Gaza, noch nie in Tel Aviv.
Für die Nachrichtenagentur AP begleiten die beiden Fotografen den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern seit zwei Jahrzehnten. Getroffen haben sie sich nur einmal bislang, bei einer Fotoausstellung in Europa.
Für dieses Projekt haben sie über das Internet kommuniziert. Monatelang waren sie immer wieder an den Stränden unterwegs, haben Bilder gemacht, sie dem anderen geschickt und dann ähnliche Szenen auf der jeweils anderen Seite fotografiert. Nach Jahren, in denen sie Unterschiede dokumentierten, konnten sie so eine gemeinsame Realität festhalten, die viel mehr zeigt als Strandklischees.