1977: Schleyer-Entführung

Hiobs­botschaft nach dem Triumph

Die SZ hat zum Jubiläum historische Texte aus 75 Jahren neu aufbereitet. Hier: Der Tag, an dem die Bundeshauptstadt erfüllt war von düsteren Vorahnungen über das Schicksal des Arbeitgeberpräsidenten.

Von unserem Redaktionmitglied Klaus Dreher

Was vorher geschah:

Was vorher geschah:

Von Joachim Käppner


Ihr Plan war es, dem Staat „die Maske vom Gesicht zu reißen“, damit hervorkomme, was die Terroristen dahinter vermuteten: Das nackte, brutale Gesicht des Faschismus und Imperialismus. Brutal waren aber der Terror und die Morde der linksextremen Fanatiker. Vor allem die „Rote Armee Fraktion“, die RAF, hervorgegangen aus den militanten Rändern der Studentenproteste von 1967/68, erschüttert durch ihre Brutalität die Republik. 


Nach der Verhaftung der ersten RAF-Generation um Andreas Baader und Gudrun Ensslin lässt eine zweite die Gewalt eskalieren. 1977, im Jahr des „Deutschen Herbstes“, erschießen die Linksextremisten den Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei seiner Begleiter, im Juli den Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank, Jürgen Ponto. 


Im Deutschen Historischen Museum, Berlin, ist noch jener Kinderwagen zu sehen, den ein RAF-Terrorkommando am 5. September 1977 vor den Wagen des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer schob; die Täter eröffneten mit den im Kinderwagen versteckten Waffen das Feuer, vier Begleiter Schleyers starben. Die RAF wollte mit der Entführung Schleyers die Freilassung ihrer inhaftierten Mitglieder erzwingen, demselben Zweck diente die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs Landshut durch palästinensische Gesinnungsgenossen. 


Doch die Regierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt gab nicht nach, sie ließ die Polizeitruppe GSG 9 die Maschine in Mogadischu stürmen. Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe nahmen sich im Gefängnis Stuttgart-Stammheim daraufhin das Leben.

Der folgende Text ist auf Seite 3 der SZ vom 20. Oktober 1977 erschienen, zwei Tage nach dem Tod von Hanns Martin Schleyer.

Die blutige Spur des Terrors hat am Mittwochabend nach Mülhausen im Elsaß geführt. Dort fanden deutsche und französische Polizeibeamte in einem Wagen Hanns Martin Schleyer, ermordet von einem Terroristenkommando, das den Präsidenten der Arbeitgebervereinigung 43 Tage lang gefangen gehalten hatte.