1996: Reemtsma

Ein 33-Tage-Drama ganz ohne Publikum

Die SZ hat zum Jubiläum historische Texte aus 75 Jahren neu aufbereitet. Hier: Die wochenlange Geiselnahme des Tabakkonzern-Erben, eines Multimillionärs, der in kein Raster passt und sein Vermögen ausgerechnet für die Erforschung von Gewalt einsetzt. 

Von Cornelia Bolesch

Worum es geht:

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Von Birgit Kruse


Es sind 33 Tage im Frühjahr 1996, die das Leben von Jan Philipp Reemtsma verändern werden. Seine Anteile an der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH hat er schon Jahre zuvor verkauft, er ist Germanist, Publizist und Mäzen - und er zählt zu den reichsten Deutschen.


Am Abend des 25. März 1996 wird Jan Philipp Reemtsma vor seinem Haus im Hamburger Stadtteil Blankenese entführt. Die Entführer sperren den damals 43-Jährigen in den Keller eines angemieteten Einfamilienhauses und fordern für seine Freilassung zunächst 20 Millionen D-Mark. Zwei Geldübergaben scheitern, die Entführer fordern nun 30 Millionen D-Mark. Die dritte Geldübergabe klappt und Reemtsma wird in der Nacht des 26. April 1996 in einem Waldstück ausgesetzt. 


Bis heute zählt die Entführung von Jan Philipp Reemtsma zu den spektakulärsten Kriminalfällen der Bundesrepublik. 

Der folgende Text ist am 29. April 1996 auf Seite 3 der SZ erschienen. Das Interview mit dem Ehepaar Reemtsma, das hier in Auszügen wiedergegeben wird, ist am 6. Mai 1996 in der SZ veröffentlicht worden.

Am Freitagabend kommen die Männer mit den schwarzen Sturmhauben zu ihm in den Keller. Sie verkleben ihm wieder Augen und Mund und fixieren auch seine Hände mit Klebeband.