Wir gehen nirgendwohin

Seit fünfzig Jahren leben die Otts in der Münchner Türkenstraße. Und seit fünfzig Jahren beobachten sie, wie sich ihr Viertel verändert, vom Studentennest zum Spekulationsobjekt. Eine ganz alltägliche Geschichte vom Kaufen und Verkaufen.

Wir gehen nirgendwohin

Seit fünfzig Jahren leben die Otts in der Münchner Türkenstraße. Und seit fünfzig Jahren beobachten sie, wie sich ihr Viertel verändert, vom Studentennest zum Spekulationsobjekt. Eine ganz alltägliche Geschichte vom Kaufen und Verkaufen.

Von Sebastian Krass und Pia Ratzesberger (Text) und Florian Peljak (Fotos)
29. April 2025 | Lesezeit: 12 Min.

Die Frau, die noch hier wohnt, steht am gekippten Küchenfenster, zweiter Stock. Schauen Sie mal raus, sagt sie. Draußen, an der Hausfassade sieht man die Ranken des wilden Weins, seine Blätter, trocken wie Papier. Folgt man den Reben in Richtung Boden, enden sie etwa einen Meter über der Erde. Der wilde Wein hat keine Wurzeln mehr. Die sind jetzt also auch gekappt, sagt die Frau am Fenster, als könne sie es nicht fassen. Dabei hat sie schon so vieles hier verschwinden sehen.

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