Zwei Quadratmeter Einsamkeit

Die japanische Gesellschaft vereinzelt so schnell, dass sie hier mittlerweile sogar ein eigenes Ministerium für Einsamkeit haben. Selbst Karaoke gibt es jetzt für Singles. Auf ein Liedchen mit einem Japaner, der nur für einen singt: sich selbst.

Zwei Quadratmeter Einsamkeit

Die japanische Gesellschaft vereinzelt so schnell, dass sie hier mittlerweile sogar ein eigenes Ministerium für Einsamkeit haben. Selbst Karaoke gibt es jetzt für Singles. Auf ein Liedchen mit einem Japaner, der nur für einen singt: sich selbst.

16. Juli 2025 | Lesezeit: 11 Min.

Er singt immer im Sitzen. Er könnte auch im Stehen singen, wie ein Popstar im Aufnahmestudio. Ist ja alles da in den Kabinen für Einzelkaraoke in Tokio. Neben einem normalen Handmikrofon gibt es hier auch ein höhenverstellbares Kondensatormikrofon, wie es Profis bei ihrer Arbeit am nächsten Album verwenden. Aber Takanori Akiba, 53, alleinstehend, Japaner, weißes Hemd, schwarze Stoffhose, kommt ja nicht hierher, weil er sich wie ein Popstar fühlen will. Er kommt hierher, weil er singen will. Er singe einfach gern, sagt er. Und wenn er singt, singt er lang, „drei, vier Stunden“. Klar, dass man in dieser Zeit lieber sitzt als steht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.