

Die „Konzentration auf das Wesentliche“ hat Johann Wadephul bei seiner Antrittsrede im Auswärtigen Amt vor drei Wochen versprochen. Seitdem muss er feststellen, dass die weltweiten Krisen für mehr ohnehin kaum Zeit lassen. Wadephul reiste in die Ukraine, nach Israel und war zuletzt in Washington bei seinem US-Kollegen Marco Rubio. Die Erwartungen an den neuen Bundesaußenminister sind hoch. In den Verhandlungen für ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine muss Europa um einen Platz am Tisch kämpfen. Das Vorgehen Israels im Gazastreifen setzt auch Deutschland als engen Partner Israels unter Druck. Und über allem schwebt die Frage, ob die westliche Allianz unter Donald Trump überhaupt noch eine Zukunft hat. Vom ersten CDU-Politiker in dem Amt seit den Sechzigerjahren verspricht sich Bundeskanzler Friedrich Merz eine „Außenpolitik aus einem Guss“. Wadephul selbst kündigte eine „sicherheits-, interessen- und wirtschaftsgeleitete Außenpolitik“ an – eine klare Abgrenzung von seiner grünen Vorgängerin Annalena Baerbock. Ursprünglich kommt der Jurist aus der Landespolitik in Schleswig-Holstein. Über Jahre hat er später als Vize-Fraktionschef die Außenpolitik der Union im Bundestag geprägt. Als früherer Zeitsoldat ist er Oberstleutnant der Reserve. Seine Gedanken kreisen zurzeit um den als schicksalhaft geltenden Nato-Gipfel im Juni. Mit der SZ spricht der 62-Jährige darüber im Airbus Konrad Adenauer auf dem Rückflug aus Washington.