
2004: Freya von Moltke
Wenn der Tod auf ewig bindet
Die SZ hat zum Jubiläum historische Texte aus 75 Jahren neu aufbereitet. Hier geht es um das Leben der Freya von Moltke, einer der Witwen des deutschen Widerstands. Sie lebte in Vermont mit der Erinnerung und 1600 Briefen ihres Mannes.
Der folgende Text ist am 20. Juli 2004 auf Seite 3 der Süddeutschen Zeitung erschienen, 60 Jahre nach dem Attentat auf Adolf Hitler.
Draußen blühen die Rhododendren, die Vögel zwitschern, von den Nachbarn lärmen die Rasenmäher herüber, die die Vorgärten der Häuser im amerikanischen Vermont aussehen lassen wie frisch manikürt. Drinnen ist es ganz still. Keine Uhr tickt, kein Telefon läutet, noch nicht einmal eine Fliege brummt gegen die Fensterscheibe. Es ist so still, dass man glaubt, Gedanken hören zu können.