Unser Dorf soll abgeschafft werden

Die meisten Bewohner von Corcovado dachten sich nichts, als Javier Milei tönte, er werde den argentinischen Staat zerstören. Sie wählten ihn. Jetzt gibt es keine Post, kein Geld und bald auch kein Radio mehr. Über die Herrschaft der Abrissbirne.

Unser Dorf soll abgeschafft werden

Die meisten Bewohner von Corcovado dachten sich nichts, als Javier Milei tönte, er werde den argentinischen Staat zerstören. Sie wählten ihn. Jetzt gibt es keine Post, kein Geld und bald auch kein Radio mehr. Über die Herrschaft der Abrissbirne.

Von Christoph Gurk (Text und Fotos)
15. September 2024 - 12 Min. Lesezeit

Vor ein paar Monaten, Javier Villoldo wollte gerade Feierabend machen, da begann in der Post von Corcovado das Faxgerät zu surren. Es war Freitag, der 26. April, der letzte Arbeitstag vor einem langen Wochenende. Er wisse das alles noch ganz genau, sagt Villoldo, er war ja der Leiter der Filiale, dazu Briefträger, Lagerbeauftragter und einziger Angestellter. „Eigentlich war ich die Post“, sagt er. Aber dann kam dieses Fax: „Sehr geehrter Herr Villoldo“, stand da. Die argentinische Post bedanke sich für seine Dienste, benötige diese aber nun nicht mehr. Umstrukturierungsmaßnahmen. Wirkung: ab sofort. „Auf einmal hatte ich keine Arbeit mehr“, sagt Villoldo. Und Corcovado keine Post.

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