Charles III.

So läuft die Krönung ab

Sparsam und modern will Charles III. seine Thronbesteigung feiern. Die Kosten sind noch geheim, schon jetzt aber irritieren ein paar neu eingeführte Riten das Volk.

5. Mai 2023 - 6 Min. Lesezeit

Fast auf den Tag genau 70 Jahre ist es her, als Charles mit ordentlich gezogenem Scheitel, seinen Kopf gelangweilt auf seinem rechten Arm abstützend, in der Westminster Abbey saß.

Der damals Vierjährige musste, diesen Eindruck erweckt das Foto, das der Royal Collection Trust vor vier Jahren veröffentlichte, einen dreistündigen Gottesdienst über sich ergehen lassen – zu Ehren seiner Mutter. Elizabeth II. wurde an diesem Tag, dem 2. Juni 1953, zur Königin gekrönt.

70 Jahre später ist nun Charles an der Reihe.

Endlich, könnte man sagen. Er ist der älteste Monarch zum Zeitpunkt seiner Krönung, den Großbritannien je hatte.

Fast auf den Tag genau 70 Jahre ist es her, als Charles mit ordentlich gezogenem Scheitel, seinen Kopf gelangweilt auf seinem rechten Arm abstützend, in der Westminster Abbey saß.

Der damals Vierjährige musste, diesen Eindruck erweckt das Foto, das der Royal Collection Trust vor vier Jahren veröffentlichte, einen dreistündigen Gottesdienst über sich ergehen lassen – zu Ehren seiner Mutter. Elizabeth II. wurde an diesem Tag, dem 2. Juni 1953, zur Königin gekrönt.

70 Jahre später ist nun Charles an der Reihe.

Endlich, könnte man sagen. Er ist der älteste Monarch zum Zeitpunkt seiner Krönung, den Großbritannien je hatte.

Wenn Charles III. um 12 Uhr (mitteleuropäischer Zeit) die Westminster Abbey betritt, darf man sicher sein, dass der 74-Jährige dem Gottesdienst weitaus weniger gelangweilt folgen wird als sein vierjähriges Ich. Die Krönung ist minutiös geplant und geprägt von Riten, die 1000 Jahre alt sind. Doch in Zeiten der Inflation sollte alles ein bisschen sparsamer, schneller, kleiner und zuletzt auch ein bisschen moderner ablaufen. Doch ob das wirklich so sein wird, ist dann doch nicht so sicher.

Die Prozessionen

Die Feierlichkeiten zur Krönung beginnen mit der King’s Procession vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey, einer deutlich kürzeren Strecke als jene, die Elizabeth II. vor 70 Jahren zurücklegte. Auf dem etwa eine Meile langen Weg (gut anderthalb Kilometer) lassen sich Charles und seine Frau Camilla dabei auf dem Hin- und auf dem Rückweg, der Coronation Procession, von Schaulustigen feiern.

Und weil die goldene Staatskutsche, die seit 1831 bei jeder Krönung zum Einsatz kommt, doch etwas unbequem ist – selbst Elizabeth II. bezeichnete die rumpelige Fahrt darin als „schrecklich“ –, steigt das Paar auf dem Hinweg in ein moderneres Gefährt.

Die Diamond-Jubilee-Staatskutsche, die erst seit sieben Jahren zum königlichen Fuhrpark gehört, wird zwar auch von Pferden gezogen, verfügt aber über Stoßdämpfer, Heizung, Klimaanlage und elektrische Fensterheber.

Um 12 Uhr werden Charles und Camilla darin an der Westminster Abbey ankommen, die Kirche durch das Hauptportal betreten und bis nach vorne zum Hochaltar gehen, wo sich die Thronstühle sowie in der Mitte der Krönungsstuhl befinden. Dieser mehr als 700 Jahre alte Holzstuhl enthält übrigens im Moment wieder den Stone of Scone.

Der Krönungsstein der einstigen schottischen Könige, der inzwischen im Schloss von Edinburgh aufbewahrt wird, darf nur für die Krönung nach London reisen.

Des Königs alte Kleider

Die Prozessionen

Die Feierlichkeiten zur Krönung beginnen mit der King’s Procession vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey, einer deutlich kürzeren Strecke als jene, die Elizabeth II. vor 70 Jahren zurücklegte. Auf dem etwa eine Meile langen Weg (gut anderthalb Kilometer) lassen sich Charles und seine Frau Camilla dabei auf dem Hin- und auf dem Rückweg, der Coronation Procession, von Schaulustigen feiern.

Und weil die goldene Staatskutsche, die seit 1831 bei jeder Krönung zum Einsatz kommt, doch etwas unbequem ist – selbst Elizabeth II. bezeichnete die rumpelige Fahrt darin als „schrecklich“ –, steigt das Paar auf dem Hinweg in ein moderneres Gefährt.

Die Diamond-Jubilee-Staatskutsche, die erst seit sieben Jahren zum königlichen Fuhrpark gehört, wird zwar auch von Pferden gezogen, verfügt aber über Stoßdämpfer, Heizung, Klimaanlage und elektrische Fensterheber.

Um 12 Uhr werden Charles und Camilla darin an der Westminster Abbey ankommen, die Kirche durch das Hauptportal betreten und bis nach vorne zum Hochaltar gehen, wo sich die Thronstühle sowie in der Mitte der Krönungsstuhl befinden. Dieser mehr als 700 Jahre alte Holzstuhl enthält übrigens im Moment wieder den Stone of Scone.

Der Krönungsstein der einstigen schottischen Könige, der inzwischen im Schloss von Edinburgh aufbewahrt wird, darf nur für die Krönung nach London reisen.

Des Königs alte Kleider

Das Königspaar bemüht sich sehr, trotz allem Prunk und Protz als möglichst sparsam aufzutreten. So werden etwa alte Kleidungsstücke aufgetragen.

Charles schlüpft in die purpurfarbenen Krönungs-Roben seines Großvaters König George VI.

Außerdem trägt er dessen „Colobium Sindonis“, eine Tunika aus weißem Leinen, und dessen Handschuhe. Und Camilla wird bei der Ankunft das leicht angepasste Staatsgewand von der Krönung ihrer Schwiegermutter tragen.

Nach dem Gottesdienst hat Camilla dann ihren modischen Auftritt in einem extra für sie geschneiderten Kleidungsstück. Die „Imperial Robe“, eine Art Umhang aus violettem Samt, ist unter anderem mit goldfarbenen Insekten und Käfern bestickt, um – so begründet es der Palast – „die Zuneigung Ihrer Majestäten zur Natur“ widerzuspiegeln.

Die Sitzordnung

Jeder, der schon mal eine große Feier ausgerichtet hat, weiß, dass man mit viel Fingerspitzengefühl die Sitznachbarn seiner Gäste und deren Entfernung zu den Gastgebern auszuwählen hat. Doch bevor es in die Detailplanung geht, lautet bei der Krönungszeremonie die große Frage, wer überhaupt rein darf. 2200 Gäste, und damit knapp 6000 weniger als bei der Queen vor 70 Jahren, sind geladen.

Da ist zum einen die liebe Verwandtschaft, die in unmittelbarer Nähe zum Krönungspaar sitzt. Lange wurde spekuliert, ob Prinz Harry, Charles’ jüngster Sohn, bei der Krönung seines Vaters anwesend sein wird. Er wird. Und er darf auch bei der Familie sitzen – ob sie es nun will oder nicht. Nicht eingeladen ist Charles’ frühere Schwägerin Sarah Ferguson, dafür aber Camillas Ex-Mann Andrew Parker-Bowles, der wohl ebenfalls in den Stuhlreihen der Royal Family sitzen wird.

Weiter vorn finden sich auch die ausländischen Royals wie König Felipe und Königin Laetitia von Spanien, Schwedens König Carl Gustaf XVI. mit seiner Tochter, Kronprinzessin Viktoria, oder auch Monacos Fürst Albert und Fürstin Charlène ihre Plätze. Die dänische Königin Margrethe II. ist nach einer Rücken-OP noch nicht wieder fit genug; auch Norwegens König Harald V. hat abgesagt. Stattdessen kommen die Kronprinzenpaare der beiden Länder.

Auch die britischen Politiker sowie ausländische Staatschefs werden in der Nähe der Königsfamilie platziert. Für Deutschland ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dabei. Eine Absage gab es aus den USA: Präsident Joe Biden lässt sich von First Lady Jill Biden vertreten.

Zu den übrigen geladenen Gästen, unter denen sich etwa Katy Perry und das Ehepaar Beckham befinden, gesellen sich auch ein paar Deutsche hinzu. Das Königshaus ist durch Theodora, eine Schwester von Charles’ Vater Prinz Philip, eng mit dem Haus Baden verwandt. Auch zum Haus Hohenlohe-Langenburg gibt es familiäre Bande: Charles ist der Großonkel von Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg.

Die Rituale

Charles schlüpft in die purpurfarbenen Krönungs-Roben seines Großvaters König George VI.

Außerdem trägt er dessen „Colobium Sindonis“, eine Tunika aus weißem Leinen, und dessen Handschuhe. Und Camilla wird bei der Ankunft das leicht angepasste Staatsgewand von der Krönung ihrer Schwiegermutter tragen.

Nach dem Gottesdienst hat Camilla dann ihren modischen Auftritt in einem extra für sie geschneiderten Kleidungsstück. Die „Imperial Robe“, eine Art Umhang aus violettem Samt, ist unter anderem mit goldfarbenen Insekten und Käfern bestickt, um – so begründet es der Palast – „die Zuneigung Ihrer Majestäten zur Natur“ widerzuspiegeln.

Die Sitzordnung

Jeder, der schon mal eine große Feier ausgerichtet hat, weiß, dass man mit viel Fingerspitzengefühl die Sitznachbarn seiner Gäste und deren Entfernung zu den Gastgebern auszuwählen hat. Doch bevor es in die Detailplanung geht, lautet bei der Krönungszeremonie die große Frage, wer überhaupt rein darf. 2200 Gäste, und damit knapp 6000 weniger als bei der Queen vor 70 Jahren, sind geladen.

Da ist zum einen die liebe Verwandtschaft, die in unmittelbarer Nähe zum Krönungspaar sitzt. Lange wurde spekuliert, ob Prinz Harry, Charles’ jüngster Sohn, bei der Krönung seines Vaters anwesend sein wird. Er wird. Und er darf auch bei der Familie sitzen – ob sie es nun will oder nicht. Nicht eingeladen ist Charles’ frühere Schwägerin Sarah Ferguson, dafür aber Camillas Ex-Mann Andrew Parker-Bowles, der wohl ebenfalls in den Stuhlreihen der Royal Family sitzen wird.

Weiter vorn finden sich auch die ausländischen Royals wie König Felipe und Königin Laetitia von Spanien, Schwedens König Carl Gustaf XVI. mit seiner Tochter, Kronprinzessin Viktoria, oder auch Monacos Fürst Albert und Fürstin Charlène ihre Plätze. Die dänische Königin Margrethe II. ist nach einer Rücken-OP noch nicht wieder fit genug; auch Norwegens König Harald V. hat abgesagt. Stattdessen kommen die Kronprinzenpaare der beiden Länder.

Auch die britischen Politiker sowie ausländische Staatschefs werden in der Nähe der Königsfamilie platziert. Für Deutschland ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dabei. Eine Absage gab es aus den USA: Präsident Joe Biden lässt sich von First Lady Jill Biden vertreten.

Zu den übrigen geladenen Gästen, unter denen sich etwa Katy Perry und das Ehepaar Beckham befinden, gesellen sich auch ein paar Deutsche hinzu. Das Königshaus ist durch Theodora, eine Schwester von Charles’ Vater Prinz Philip, eng mit dem Haus Baden verwandt. Auch zum Haus Hohenlohe-Langenburg gibt es familiäre Bande: Charles ist der Großonkel von Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg.

Die Rituale

Das Besondere an der Krönung von Charles III. ist, dass sie in dieser rituellen Form nur noch in Großbritannien zelebriert wird. In anderen europäischen Königshäusern werden während der Vereidigungs- oder Segnungsfeiern die Insignien wie Krone, Reichsapfel und Zepter nicht an den neuen Monarchen oder die Monarchin überreicht, sondern liegen auf Kissen gebettet daneben.

Der Erzbischof von Canterbury ruft Charles zum König aus. Danach leistet Charles den Eid, das Land nach den Gesetzen zu regieren und die Kirche zu schützen.

Anschließend wird der König mit heißem, in Jerusalem geweihtem Öl auf Händen, Brust und Kopf gesalbt – allerdings verborgen hinter einem eigens angefertigten Salbungsschirm. Dieser zentrale Teil der Zeremonie gilt als persönlicher Moment des Monarchen mit Gott; auch die Fernseh-Kameras dürfen die Salbung nicht filmen.

Um 13 Uhr dann folgt der krönende Moment: Nachdem Charles Reichsapfel, Krönungsring und Zepter überreicht wurden, setzt der Erzbischof von Canterbury dem König die St.-Edwards-Krone auf. Zwei Kilo schwer, aus purem Gold, musste sie für Charles’ Kopf extra angepasst werden. Fanfarenstöße verkünden die Handlung, landesweit werden Salutschüsse abgefeuert.

Danach besteigt König Charles III. den Thron, also den Krönungsstuhl. Die Kirche verlassen wird er dann später mit der Imperial State Crown, die seine Mutter oft zu offiziellen Anlässen getragen hat.

Anschließend wird der König mit heißem, in Jerusalem geweihtem Öl auf Händen, Brust und Kopf gesalbt – allerdings verborgen hinter einem eigens angefertigten Salbungsschirm. Dieser zentrale Teil der Zeremonie gilt als persönlicher Moment des Monarchen mit Gott; auch die Fernseh-Kameras dürfen die Salbung nicht filmen.

Um 13 Uhr dann folgt der krönende Moment: Nachdem Charles Reichsapfel, Krönungsring und Zepter überreicht wurden, setzt der Erzbischof von Canterbury dem König die St.-Edwards-Krone auf. Zwei Kilo schwer, aus purem Gold, musste sie für Charles’ Kopf extra angepasst werden. Fanfarenstöße verkünden die Handlung, landesweit werden Salutschüsse abgefeuert.

Danach besteigt König Charles III. den Thron, also den Krönungsstuhl. Die Kirche verlassen wird er dann später mit der Imperial State Crown, die seine Mutter oft zu offiziellen Anlässen getragen hat.

Vorher aber sollen auf Aufforderung des Erzbischofs von Canterbury die Teilnehmer des Gottesdiensts und auch die Millionen an den Bildschirmen im gesamten Vereinigten Königreich dem König lautstark die Treue schwören. Ein Novum in der Zeremonie, das vor allem unter Monarchie-Kritikern für Aufsehen sorgt. „In einer Demokratie sollte es das Staatsoberhaupt sein, das dem Volk die Treue schwört, und nicht andersherum“, sagt Graham Smith von der Organisation Republic.

Thronfolger Prinz William wird vermutlich als eine Art Stellvertreter des Adels und der Königlichen Familie seinem Vater eigens die Treue schwören. Auch sein Sohn, der neunjährige Prinz George und mittlerweile Zweiter in der Thronfolge, hat eine Aufgabe: Er ist einer der Ehrenpagen seines Opas, Camilla hat für die Rollen ebenfalls drei ihrer Enkel ausgewählt.

Neu ist auch, dass Vertreter anderer Religionen in dem anglikanischen Gottesdienst Rollen übernehmen: Jüdische, hinduistische, muslimische, buddhistische und Sikh-Geistliche werden dem König eine gemeinsame Grußbotschaft ausrichten und ihm die königlichen Insignien aushändigen. Charles soll sich das gewünscht haben, um die heutige multikulturelle Gesellschaft des Königreichs abzubilden.

Wenn die Hymne „Veni creator spiritus“ ertönt, werden Strophen nicht nur auf Englisch gesungen, sondern auch auf Walisisch sowie auf schottischem und irischem Gälisch als weiteren Sprachen Großbritanniens.

Noch mit Billigung der verstorbenen Queen Elizabeth II. wird danach auch Camilla gekrönt werden. Ihre Krone ist ebenfalls recycelt: Queen Mary, die Urgroßmutter von Charles, trug diese bei ihrer Krönung 1911 – damals allerdings noch geschmückt mit dem Koh-i-Noor-Diamanten, um den es aufgrund der kolonialen Vergangenheit des Königreiches Diskussionen gibt und der von Iran, Pakistan und Afghanistan zurückgefordert wird. Der Stein befindet sich nicht mehr auf der Krone.

Die Kosten

Noch mit Billigung der verstorbenen Queen Elizabeth II. wird danach auch Camilla gekrönt werden. Ihre Krone ist ebenfalls recycelt: Queen Mary, die Urgroßmutter von Charles, trug diese bei ihrer Krönung 1911 – damals allerdings noch geschmückt mit dem Koh-i-Noor-Diamanten, um den es aufgrund der kolonialen Vergangenheit des Königreiches Diskussionen gibt und der von Iran, Pakistan und Afghanistan zurückgefordert wird. Der Stein befindet sich nicht mehr auf der Krone.

Die Kosten

Abgerechnet wird am Ende. Doch für das Spektakel, so viel ist sicher, werden die finanziell gebeutelten Briten tief in die Tasche greifen müssen. Schätzungen gehen von mindestens 50 bis 100 Millionen Pfund (umgerechnet 56 bis 113,7 Millionen Euro) aus. Nicht einmal der zusätzliche Feiertag am Montag dürfte die Briten, von denen viele zuletzt aufgrund der gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten in die Armut gerutscht sind, mit den Zusatzausgaben für die Krönung versöhnen.

Charles III., der König, der ein Zeichen für Sparsamkeit und Nachhaltigkeit setzen will, ist dagegen seit seiner Thronbesteigung reicher denn je. Medienberichten zufolge besitzt er ein persönliches Vermögen von weit mehr als eine Milliarde Pfund – nicht zuletzt deshalb, weil er nach dem Tod seiner Mutter keine Erbschaftssteuer zahlen musste.

Team
Text Kerstin Lottritz
Digitales Storytelling Carim Soliman
Infografik Sarah Unterhitzenberger
Collage saru; Fotos: Andrew Milligan - Getty Images Hugo Burnand Buckingham Palace Getty
Bildredaktion Julia Hecht