Charles III.
So läuft die Krönung ab
Wenn Charles III. um 12 Uhr (mitteleuropäischer Zeit) die Westminster Abbey betritt, darf man sicher sein, dass der 74-Jährige dem Gottesdienst weitaus weniger gelangweilt folgen wird als sein vierjähriges Ich. Die Krönung ist minutiös geplant und geprägt von Riten, die 1000 Jahre alt sind. Doch in Zeiten der Inflation sollte alles ein bisschen sparsamer, schneller, kleiner und zuletzt auch ein bisschen moderner ablaufen. Doch ob das wirklich so sein wird, ist dann doch nicht so sicher.
Das Königspaar bemüht sich sehr, trotz allem Prunk und Protz als möglichst sparsam aufzutreten. So werden etwa alte Kleidungsstücke aufgetragen.
Das Besondere an der Krönung von Charles III. ist, dass sie in dieser rituellen Form nur noch in Großbritannien zelebriert wird. In anderen europäischen Königshäusern werden während der Vereidigungs- oder Segnungsfeiern die Insignien wie Krone, Reichsapfel und Zepter nicht an den neuen Monarchen oder die Monarchin überreicht, sondern liegen auf Kissen gebettet daneben.
Der Erzbischof von Canterbury ruft Charles zum König aus. Danach leistet Charles den Eid, das Land nach den Gesetzen zu regieren und die Kirche zu schützen.
Vorher aber sollen auf Aufforderung des Erzbischofs von Canterbury die Teilnehmer des Gottesdiensts und auch die Millionen an den Bildschirmen im gesamten Vereinigten Königreich dem König lautstark die Treue schwören. Ein Novum in der Zeremonie, das vor allem unter Monarchie-Kritikern für Aufsehen sorgt. „In einer Demokratie sollte es das Staatsoberhaupt sein, das dem Volk die Treue schwört, und nicht andersherum“, sagt Graham Smith von der Organisation Republic.
Thronfolger Prinz William wird vermutlich als eine Art Stellvertreter des Adels und der Königlichen Familie seinem Vater eigens die Treue schwören. Auch sein Sohn, der neunjährige Prinz George und mittlerweile Zweiter in der Thronfolge, hat eine Aufgabe: Er ist einer der Ehrenpagen seines Opas, Camilla hat für die Rollen ebenfalls drei ihrer Enkel ausgewählt.

Neu ist auch, dass Vertreter anderer Religionen in dem anglikanischen Gottesdienst Rollen übernehmen: Jüdische, hinduistische, muslimische, buddhistische und Sikh-Geistliche werden dem König eine gemeinsame Grußbotschaft ausrichten und ihm die königlichen Insignien aushändigen. Charles soll sich das gewünscht haben, um die heutige multikulturelle Gesellschaft des Königreichs abzubilden.
Wenn die Hymne „Veni creator spiritus“ ertönt, werden Strophen nicht nur auf Englisch gesungen, sondern auch auf Walisisch sowie auf schottischem und irischem Gälisch als weiteren Sprachen Großbritanniens.
Abgerechnet wird am Ende. Doch für das Spektakel, so viel ist sicher, werden die finanziell gebeutelten Briten tief in die Tasche greifen müssen. Schätzungen gehen von mindestens 50 bis 100 Millionen Pfund (umgerechnet 56 bis 113,7 Millionen Euro) aus. Nicht einmal der zusätzliche Feiertag am Montag dürfte die Briten, von denen viele zuletzt aufgrund der gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten in die Armut gerutscht sind, mit den Zusatzausgaben für die Krönung versöhnen.
Charles III., der König, der ein Zeichen für Sparsamkeit und Nachhaltigkeit setzen will, ist dagegen seit seiner Thronbesteigung reicher denn je. Medienberichten zufolge besitzt er ein persönliches Vermögen von weit mehr als eine Milliarde Pfund – nicht zuletzt deshalb, weil er nach dem Tod seiner Mutter keine Erbschaftssteuer zahlen musste.