Hier unten leuchten wir

Wie überlebt man den Tod des eigenen Kindes? Als ihr kleiner Sohn Nils stirbt, sucht die Illustratorin Melanie Garanin einen Weg, um mit Trauer, Wut und Hilflosigkeit umzugehen - und findet Trost im Zeichnen ganz besonderer Bilder. 

11 Minuten Lesezeit

Von Marcus Jauer

Und dann, mitten im Gespräch, fliegt draußen am Fenster plötzlich eine Feder vorbei, eine Gänsefeder. Fast unbemerkt, Melanie Garanin steht von dem Tisch auf, auf dem ihre Zeichnungen liegen. Sie öffnet das Fenster und sieht hi­naus in den Garten. Sie kann die Feder nicht mehr entdecken, aber sie ist sich sicher, dass da eine war. Es ist Herbst. Die Gänse fliegen jetzt nach Süden.

Das ist eine ihrer Erinnerungen: wie ihr kleiner Sohn Nils auf der Wiese vor dem Haus sitzt und sieht, wie die Gänse über ihm am Himmel vorbeiziehen.

"Die fliegen nach Rügen, Mama", hat er gesagt und meinte Süden.

"Dann muss ich dich aber ganz festhalten", hat sie geantwortet, "damit sie dich nicht mitnehmen wie den Nils Holgersson."

"Ach Mama", hat er gesagt. "Das geht doch gar nicht."

"Nein, das geht auch nicht", hat sie gesagt. "Du musst doch hierbleiben."

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