Informationskrieg

„Nichts außer Streit“

Die russische Propaganda hat die Macht, Familien und Freundeskreise zu spalten. Warum der Dialog gerade jetzt so wichtig ist und wie Betroffene damit umgehen können.

Von Anastasia Trenkler (Text) und Daniela Rudolf-Lübke (Illustrationen)
8. April 2022 - 7 Min. Lesezeit

Über Politik reden sie nicht. Dass das nichts bringt, haben Ekaterina und ihre Eltern schon vor langer Zeit akzeptiert. Zu unterschiedlich sind ihre Meinungen. Der Vater hat für das russische Militär gearbeitet und ist heute verbeamtet. Er verteidigt das Vorgehen des Kremls. Die Mutter ist Lehrerin für russische Literatur und informierte sich in der Vergangenheit über unabhängige Medien. Beide leben in Moskau, anders als ihre Tochter Ekaterina, die vor zwei Jahren nach Berlin gezogen ist. Aus Sicherheitsgründen möchte die 33-Jährige nicht mit ihrem vollen Namen genannt werden.

Zwar gebe es hier und da politische Bemerkungen, wenn sie und ihre Eltern über Politik sprechen. Diskussionen aber vermieden sie bewusst. „Das bringt nichts außer Streit“, sagt Ekaterina. Umso mehr gilt das seit dem 24. Februar dieses Jahres – der Tag, an dem die russische Armee einen flächendeckenden Angriffskrieg gegen die Ukraine startete. Der Tag, der den Zusammenhalt in Ekaterinas Familie erneut ins Wanken brachte.

Eine Situation, wie sie derzeit viele Menschen mit Verwandten und Freund:innen aus Russland und anderen osteuropäischen Ländern erleben. Gespräche über Politik führen zu Auseinandersetzungen. Das liegt auch daran, dass die Menschen unterschiedliche Medien konsumieren. Die einen informieren sich über das russische Staatsfernsehen, wo die Rede von einer sogenannten „militärischen Spezialoperation“ ist. Der Propaganda-Begriff soll das Publikum glauben lassen, Russland würde sich gegen eine vermeintliche Bedrohung aus dem Westen wehren – gegen die Ukraine, die zusammen mit den USA an Biowaffen arbeite, so die Propaganda-Erzählung.

Die konsumierten Medien prägen den Blick auf die Realität

Diese Falschinformation verbreitet das Fernsehen, während es das brutale Vorgehen der russischen Armee gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung verschweigt. Anders berichten die wenigen unabhängigen Medien des Landes: Manche umschreiben den Krieg in der Ukraine, andere benennen ihn auch so. Weil es seit dem 4. März in Russland verboten ist, von Krieg, Invasion oder Angriff zu sprechen, stellten Redaktionen wie „Echo Moskwy“ und „Doschd“ ihre Arbeit ein. Medien, die die Zensur umgehen wollen, berichten aus dem Exil für die Heimat.

Je nachdem, wo sich Menschen informieren, erhalten sie ein anderes Bild von dem, was die Realität ist oder sein soll. So entstehen unterschiedliche Perspektiven auf die Kampfhandlungen: Es gibt Menschen, die den russischen Krieg gegen die Ukraine verteidigen, und andere, die sich mit der Ukraine solidarisieren und den Krieg verurteilen.

Informationskrieg

„Nichts außer Streit“

Die russische Propaganda hat die Macht, Familien und Freundeskreise zu spalten. Warum der Dialog gerade jetzt so wichtig ist und wie Betroffene damit umgehen können.

Über Politik reden sie nicht. Dass das nichts bringt, haben Ekaterina und ihre Eltern schon vor langer Zeit akzeptiert. Zu unterschiedlich sind ihre Meinungen. Der Vater hat für das russische Militär gearbeitet und ist heute verbeamtet. Er verteidigt das Vorgehen des Kremls. Die Mutter ist Lehrerin für russische Literatur und informierte sich in der Vergangenheit über unabhängige Medien. Beide leben in Moskau, anders als ihre Tochter Ekaterina, die vor zwei Jahren nach Berlin gezogen ist. Aus Sicherheitsgründen möchte die 33-Jährige nicht mit ihrem vollen Namen genannt werden.

Zwar gebe es hier und da politische Bemerkungen, wenn sie und ihre Eltern über Politik sprechen. Diskussionen aber vermieden sie bewusst. „Das bringt nichts außer Streit“, sagt Ekaterina. Umso mehr gilt das seit dem 24. Februar dieses Jahres – der Tag, an dem die russische Armee einen flächendeckenden Angriffskrieg gegen die Ukraine startete. Der Tag, der den Zusammenhalt in Ekaterinas Familie erneut ins Wanken brachte.

Eine Situation, wie sie derzeit viele Menschen mit Verwandten und Freund:innen aus Russland und anderen osteuropäischen Ländern erleben. Gespräche über Politik führen zu Auseinandersetzungen. Das liegt auch daran, dass die Menschen unterschiedliche Medien konsumieren. Die einen informieren sich über das russische Staatsfernsehen, wo die Rede von einer sogenannten „militärischen Spezialoperation“ ist. Der Propaganda-Begriff soll das Publikum glauben lassen, Russland würde sich gegen eine vermeintliche Bedrohung aus dem Westen wehren – gegen die Ukraine, die zusammen mit den USA an Biowaffen arbeite, so die Propaganda-Erzählung.

Die konsumierten Medien prägen den Blick auf die Realität

Diese Falschinformation verbreitet das Fernsehen, während es das brutale Vorgehen der russischen Armee gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung verschweigt. Anders berichten die wenigen unabhängigen Medien des Landes: Manche umschreiben den Krieg in der Ukraine, andere benennen ihn auch so. Weil es seit dem 4. März in Russland verboten ist, von Krieg, Invasion oder Angriff zu sprechen, stellten Redaktionen wie „Echo Moskwy“ und „Doschd“ ihre Arbeit ein. Medien, die die Zensur umgehen wollen, berichten aus dem Exil für die Heimat.

Je nachdem, wo sich Menschen informieren, erhalten sie ein anderes Bild von dem, was die Realität ist oder sein soll. So entstehen unterschiedliche Perspektiven auf die Kampfhandlungen: Es gibt Menschen, die den russischen Krieg gegen die Ukraine verteidigen, und andere, die sich mit der Ukraine solidarisieren und den Krieg verurteilen.