SZ Gute Werke
Herzenswünsche erfüllen
Mal raus aus den eigenen vier Wänden, Bewegung, Spaß mit Freunden, mit denen man sich frotzelt, wenn einer die Kugel in die Rinne schickt und auf der Kegelbahn eine Null wirft. Die Bewohner im Wohnheim der Lebenshilfe im Putzbrunner Ortsteil Waldkolonie würden so einen vergnüglichen Ausflug gerne auch mal erleben.
33 Frauen und Männer leben in den vier Wohngruppen, überwiegend mit geistiger Behinderung. Neun von ihnen arbeiten noch, für die anderen besteht der Alltag meist aus Dingen, die Betreuer und Helfer als „tagestrukturierende“ Aktivitäten bezeichnen. Sie basteln, sie rätseln und gehen auch mal spazieren. Wohnheimleiterin Renate Bauer sagt, „alles, was Spaß macht, ist erlaubt“.

Und da wäre ein Ausflug zu einer Kegelbahn in der Nähe eine große Sache. Einfach mal etwas anderes, was sonst organisatorisch und auch finanziell gar nicht drin ist. Renate Bauer hat registriert, dass einige passionierte Kegler unter den Bewohnern sind. Sie würde gerne eine gemischte Gruppe zusammenstellen und mit dieser an einem Nachmittag losziehen. Die Bewohner seien ganz unterschiedlich, auch im Alter, sagt sie, man könnte die Leute mal in einer neuen Konstellation zusammenbringen. Die Bewohner der Wohngruppen seien das ganze Jahr unter sich. Sie würde das gerne mal aufbrechen.
Und nach dem Kegeln könnte, so wie es andere in ihrer Freizeit auch machen, die vielleicht zwölfköpfige Gruppe noch zum Essen einkehren. Das würde den Ausflug abrunden. Was so unspektakulär klingt, benötigt einiges an Vorbereitung und Aufwand. Es müsste Personal abgestellt werden, und Großraumtaxis müssten die Bewohner zum Kegeln und wieder nach Hause bringen. Das könnte der Hilfsfonds der „Guten Werke“ der Süddeutschen Zeitung finanzieren.
Einmal in einem Tonstudio am Mikro stehen
Stephan J. stand früher nicht nur mitten im Leben. Er stand auf der Bühne ganz vorn und riss andere mit. Er war Frontmann einer Rockband und stürzte nach einem Schicksalsschlag aus dem Rampenlicht ins tiefste Dunkel. Sein ungeborener Sohn starb, die Beziehung mit seiner Partnerin ging in die Brüche. Er wurde alkoholsüchtig, depressiv und verlor seinen Job.
Zwischenzeitlich war er sogar ein Fall für die Obdachlosenhilfe der Arbeiterwohlfahrt. Doch langsam arbeitet sich der heutige Mittdreißiger aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn mithilfe von Betreuerinnen und Betreuern wie Stefanie Sonntag raus aus dem tiefen Loch. „Er hatte schon auf eine eigene Familie gebaut“, erzählt Stefanie Sonntag, die bei der Awo im Landkreis München den Fachbereich Soziale Dienste leitet. Mittlerweile sei ihr Klient zumindest wieder so weit, vorsichtig „den Kopf zur Tür rauszustrecken“. Er plane, sich einen Job zu suchen. Aber alles sei fragil, Unterstützung weiter notwendig.
Auf die Frage, was ihm Freude machen könnte, habe er erst gar nichts zu sagen gewusst. Bis dann die Idee gekommen sei, an früher anzuknüpfen, als er auf der Bühne stand. Ein Besuch in einem Tonstudio also, wo ihm jemand erklärt, was dort läuft und wo er sich auch mal am Mikro ausprobieren kann.
Besuch im Freizeitpark
Glück, das ist ein ganz fragiles Ding. Nala N. hatte schon mehrfach Glück in ihrem Leben. Etwa, als ihr im Oktober 2014 schwanger die Flucht aus dem Bürgerkrieg Ugandas nach München gelang. Gerade erst 19 Jahre war sie damals alt. 2017 konnte sie mit ihrer kleinen Tochter aus der Flüchtlingsunterkunft sogar in eine Mietwohnung ziehen. Großes Glück – bis 2019 die Eigenbedarfskündigung im Briefkasten lag. Da war sie gerade wieder schwanger, der Bub ist inzwischen vier Jahre alt. So lange sollte es dauern, bis sie aus dem Wohnungslosensystem Münchens wieder herausfand und mit ihren beiden Kindern – welch Glück – eine Sozialwohnung beziehen konnte. Während der Zeit davor in unterschiedlichen Unterkünften schaffte es Nala N., ihr Abitur aus Uganda anerkennen zu lassen und eine Ausbildung als Software-Entwicklerin zu beginnen. Eine Zukunft mit Bildung, auch für ihre Kinder, hat hohe Priorität.
Dennoch leidet Nala N. nach vielen Jahren der Heimatlosigkeit und der Entbehrungen, denn das Geld reicht immer nur für das Allernotwendigste. Trotz allem Fleiß und auch ihrer Zukunftsperspektive haben ihr die vergangenen Jahre gesundheitlich zugesetzt. Nala N. hat immer wieder mit depressiven Phasen zu kämpfen. Umso mehr würde sie sich darüber freuen, mit ihren Kindern einmal einen fröhlichen Ort aufsuchen zu können. Ein Besuch in einem Freizeitpark wäre für sie und die beiden ein großes Glück und würde sie stärken, wieder positiver auf den Weg zu blicken, der noch vor ihr liegt.
Noch einmal ins Restaurant
Niklas E. ist ein fleißiger Mann. Mit seinen 78 Jahren engagiert er sich in vielen Bereichen ehrenamtlich. Er steht als Wahlhelfer zur Verfügung und ist im Seniorenbeirat in Berg am Laim aktiv. Bis 2022 arbeitete er bei den Münchner Stadtwerken. Außerdem organisiert er Benefiz-Aktionen für in Bayern lebende ungarische Künstlerinnen und Künstler. Vor allem aber pflegt E. seine Frau Giulia, die unter multiplen, schweren Erkrankungen leidet, die für einen einzelnen Menschen kaum aushaltbar sind. Herzinsuffizienz, Tumor im linken Bein, Nierenversagen, kaputtes Sprunggelenk, pulmonale Hypertonie – und das ist nur ein Auszug aus ihrer Krankenakte. Vor allem wegen der Lungenerkrankung kann sie sich nur noch eingeschränkt in der Wohnung bewegen.
Die Inflation hat dem Ehepaar besonders zugesetzt. Die Rente ist längst zu klein, um all die Belastungen zu stemmen, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Niklas E. hätte sehr gerne ein seniorengerechtes Fahrrad, weil er damit viele Erledigungen schneller schaffen könnte, um mehr Zeit für seine Frau zu haben. Sein Herzenswunsch wäre allerdings, seine Giulia noch einmal in ein schönes Restaurant ausführen zu können.
Farbe, Papier und Leinwand
Wenn Arian S., 25, malt oder zeichnet, dann ist er ganz bei sich. Manchmal fließen Erlebnisse in die Bilder ein, für die ihm die Worte fehlen. Sein Deutsch wäre gut genug, aber manche Erinnerungen sind nur schwer in Sprache zu packen. Mitunter drückt er in seiner Malerei aber auch Wünsche aus, Wünsche, die ihm unerreichbar scheinen.

Der junge Jeside steckt zwischen Vergangenheit und Zukunft fest. Seine Situation lässt ihn kaum zur Ruhe kommen. In Irak hat Arian S. erlebt, was Menschen anderen Menschen antun können. Er ist dem Terror gegen seine Volksgruppe entkommen und würde gerne in München bleiben. Während seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer war sein Aufenthalt hier gesichert. Seit der Gesellenprüfung im vergangenen Jahr muss er bangen, aus Deutschland ausgewiesen zu werden. Seitdem wird seine Duldung stets nur um ein oder zwei Monate verlängert. Deshalb findet er keine Anstellung, obwohl er gerne in seinem Beruf arbeiten würde. Diese Situation schlägt Arian S. aufs Gemüt. Es gibt Tage, da möchte er sein Zimmer nicht verlassen. Was ihm dann hilft, ist sein Talent zum Malen und Zeichnen. Dafür benötigt er Papier und Stifte, Leinwände und Acrylfarben.
Ein eigenes Plätzchen für den Sohn
Für Anna D. kam alles auf einmal. Ihr Mann Josef erkrankte schwer, war häufig im Krankenhaus. Dann wurde auch noch die Schwiegermutter bettlägerig. Doch irgendwer musste das Geld nach Hause bringen und sich vor allem um den kleinen Sohn kümmern. Anna D. stemmte die Pflege der Angehörigen, betreute ihr Kind und baute als Erzieherin in der Kita, in der sie arbeitete, eine neue Krippenstruktur mit auf. Der Burn-out war eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Inzwischen geht es Anna D. wieder besser. In ihren Beruf kann sie allerdings nicht zurück, deshalb macht sie gerade eine Umschulung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandel. Familie D. lebt sehr beengt auf 55 Quadratmetern in einer Zweizimmerwohnung. Anna D. muss sich mit ihrem Sohn, der inzwischen 13 Jahre alt ist, ein Zimmer teilen, weil der Mann aufgrund seiner Schwerbehinderung viel Ruhe und deshalb ein eigenes Zimmer braucht. Am schönsten wäre für Anna D. natürlich, wenn ihr Sohn ebenfalls ein eigenes Zimmer hätte. Ein Umzug innerhalb Münchens scheint aber bei den hohen Mietpreisen schier unmöglich, deshalb ist ihr größter Wunsch eine Trennwand und ein neues Bett, um dem Jungen im gemeinsamen Zimmer eine Teenager-Ecke einrichten zu können.
Ein Tablet zum Turnen
Das Leben sollte es endlich gut meinen mit Nisa A. und ihrem Mann, nachdem sie die kräftezehrende Flucht aus Iran nach Deutschland geschafft hatten. Doch statt sich hier eine Zukunft aufzubauen, erkrankte Nisa A. an Rheuma, inzwischen ist eine Arthritis hinzugekommen, Schulter und Rücken sind auch kaputt, was die körperliche Beweglichkeit der 57-Jährigen stark einschränkt. 2019 bekam sie zudem noch die Diagnose Brustkrebs. All das hat ihre Ehe nicht überstanden, Nisa A. wurde 2021 geschieden.

Bis sie aber eine neue Wohnung fand, sollte es weitere zwei Jahre dauern. Sie ist körperlich durch die Vielzahl an Diagnosen und die Chemotherapien stark geschwächt und kaum in der Lage, ihre Wohnung zu verlassen. Nisa A. würde sich deshalb sehr über ein Tablet freuen, das es ihr ermöglicht, online Gymnastikübungen zu machen und auch eine Selbsthilfegruppe von Schmerzpatienten im Internet zu besuchen.
Ein Termin für die
Fußpflege
Elisabeth K. sagt, sie habe immer gut gelebt. Nur das Alter, das sei was „für Mutige“, so die 77-Jährige. Sie ist nicht mehr gut zu Fuß, die linke Hüfte musste bereits operiert werden. Für Herz und Kreislauf muss die Rentnerin, die alleine in einer bescheidenen Wohnung im Landkreis Starnberg lebt, täglich Tabletten nehmen. Hier erzählt sie von ihrem Leben, dem Aufwachsen in Chemnitz, der begonnenen Lehre zur Industriekauffrau, der frühen Schwangerschaft mit 17 Jahren und wie sie sich später als alleinerziehende Mutter mit zwei Söhnen ein Antiquitätengeschäft aufgebaut hat. Wenn das Geld einmal nicht reichte, dann half ihre Mutter aus.
Sie dachte, es würde immer so weitergehen und die Rente würde kein Problem, „schließlich habe ich immer einbezahlt“. Doch sie bedachte nicht, dass sie als selbständige Unternehmerin keinen Arbeitgeberanteil bekam. So beantragte Elisabeth K. Grundsicherung, knapp 400 Euro bleiben ihr abzüglich Miete und Strom zum Leben. Sie kommt zurecht, doch mehr als ihre Medikamente kann sie sich nicht leisten. Dabei tut ihr die monatliche Fußpflege sehr gut, denn die Füße von Elisabeth K. seien verkrüppelt, wie ihre gesetzliche Betreuerin berichtet. „Ich habe immer gerne High Heels getragen“, erklärt Elisabeth K., die inzwischen einen Rollator braucht. Zwei Besuche der Fußpflegerin sind ihr größter Wunsch, so würde ihr das ohnehin schwere Laufen wieder ein wenig leichter fallen.
Ausflüge mit dem
Deutschlandticket
Corona hat das Leben von Helmut U. in eine Richtung manövriert, die nur noch das Abwärts kannte. Nicht, dass er selbst an diesem heimtückischen Virus erkrankt wäre, nein. Er verlor allerdings seinen Arbeitsplatz in der Gastronomie, wegen der Lockdowns. Als das Virus überwunden war, konnte der inzwischen 65-Jährige aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit nicht wieder aufnehmen. Helmut U. leidet an Diabetes und ist inzwischen auf einem Auge erblindet.

Für ein auskömmliches Dasein im Alter hat sein Verdienst nie gereicht, weshalb er Grundsicherung bezieht. Er wohnt in einem kleinen Einzimmerappartment, das sich aufgrund einer unzureichenden Stromheizung im Winter kaum warm bekommen lässt. Außerdem gibt es einen leichten Schimmelbefall. Gerne hält sich Helmut U. deshalb auch nicht in seiner Wohnung auf. Ein Deutschlandticket, um Ausflüge zu machen, wäre für ihn ein großer Luxus und würde seine Lebenssituation gefühlt erheblich verbessern.
Mehr Sicherheit durch ein besseres Türschloss
Maria A. ist wohlbehütet in einem Land aufgewachsen, das als gefährlich und unsicher gilt. Das hat ihr Leben geprägt. Damals in Mexiko beschützte die Familie das kleine Mädchen. Dennoch war die Kindheit von Maria A. nicht wirklich unbeschwert. Schon während der Schulzeit litt sie an Migräne und Allergien, mit den Jahren kamen häufige Magen-Darm-Probleme und Diabetes dazu. Auf einer Reise hatte sie ihren Ehemann kennengelernt. Anders als ursprünglich geplant, folgte sie ihm aus Liebe nach Deutschland und gründete mit ihm eine Familie. Die Verbindung hielt nicht lang. Ihrem Sohn zuliebe blieb Maria A. in München, auch wenn sie immer wieder Heimweh nach Mexiko plagte.
Jetzt, im Alter von fast 70, sehnt sie sich noch immer nach der Sonne und den Farben ihres alten Heimatlandes. Ein Umzug aber kommt für sie nicht mehr infrage. Als alleinerziehende Mutter hat Maria A. nie große Sprünge machen können. Mit ihrer geringen Rente kann sie sich auch heute keine Extras leisten. Das Gefühl der Sicherheit, das sie als Kind haben durfte, aber ist Maria A. verloren gegangen. Oft sitzt sie in ihrer kleinen Wohnung im Münchner Westen, hört die Geräusche aus der Nachbarschaft und denkt an Einbrecher. Ein kräftigeres Sicherheitsschloss an ihrer Eingangstür und eine separate Extraverriegelung würden ihr ein besseres Gefühl geben.