"Ich bin fast 74 Jahre alt und seit längerer Zeit in großer Not. Seit 2000 lebe ich in einer Wohnung auf 45 Quadratmetern in einem Neun-Parteien-Haus. Im Juli 2022 bekam ich eine Eigenbedarfskündigung. Seitdem suche ich nach einer Wohnung, sie darf höchstens 800 Euro warm kosten. Oder 850 Euro, dann lebe ich noch sparsamer - dabei koche ich schon nicht mehr. Bei der Suche bin ich komplett allein, ohne Unterstützung, Netzwerke, Internet, nichts. Unzählige Telefonate, Flyer in Supermärkten und an Laternen, Anzeigen in Wochenblättern von München bis Wolfratshausen, Geretsried, Bad Tölz.
Ich habe sämtliche Wohlfahrtsverbände angerufen, Briefe an Hausverwaltungen geschrieben, Ehrenamtsverbände gebeten, im Internet zu schauen. Es fühlt sich keiner dazu in der Lage, auch nicht bei offiziellen Stellen - die lapidare Antwort: Wir suchen Ihnen eine 'schöne' Obdachlosenunterkunft!
Sehe ich während meiner Fahrten leere Fenster, läute ich. Oder gehe zu Wohnungsauflösungen, nur wegen der Wohnung. Meine Bemühungen füllen einen Ordner, ich greife nach jedem Strohhalm, aber ich komme nicht weiter. Anrufe auf meine Flyer brachten keinen Erfolg: meistens zu teuer oder möbliert; oder ohne Lift - ich kann nur noch bis in den ersten Stock zu Fuß gehen. Angebote in der Zeitung kann ich nur wahrnehmen, wenn eine Telefonnummer oder Chiffre angegeben ist.
Mit einem Vermieter hatte ich, da es vielversprechend klang, einen Termin im Café zum Kennenlernen, so seine Aussage. Während des Gesprächs wurde er übergriffig!
Jeden Tag lese ich, wie viele Menschen Unterstützung bekommen, ich falle durchs Raster. Warum? Gibt es in dieser Stadt niemanden, der eine alleinstehende Rentnerin bei der Internetsuche unterstützen kann? Mein Mut schwindet jeden Tag mehr."
Elke K., 73