Geschichte der GBW
Vom Wohnungsretter zum Großvermieter
13. Juli 1936
Die Gründung
Die Bauträger Aktiengesellschaft des bayerischen Handwerks wird in der NS-Zeit gegründet, um mit öffentlich geförderten Programmen nach Krieg, Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise die Wohnungsnot speziell für Arbeiter zu lindern.
Vier Jahre später wird sie als gemeinnützig anerkannt und heißt von da an Gemeinnützige Bayerische Wohnungsgesellschaft (GBW).
1945 bis 1958
Tausende Wohnungen gegen die Not

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind zehn Prozent der etwa 900 GBW-Wohnungen komplett zerstört. Und wieder grassiert die Wohnungsnot. Zwischen 1950 und 1958 errichtet die GBW in ganz Bayern 4422 Wohnungen, seit Mitte der Fünfzigerjahre auch als Eigenheime. Der Baustil ist schlicht und schnörkellos.
1960 bis 1969
Große Siedlungen am Stadtrand
Nachdem der Münchner Stadtrat 1960 den Bau von 48 000 Sozialwohnungen beschlossen hat, beginnt die GBW, am Stadtrand Großsiedlungen zu errichten, im Hasenbergl etwa baut sie rund tausend Wohnungen.
1966
Neuer Geldgeber und Olympia-Reinfall

Die Bayerische Landesbank (BayernLB) wird Hauptaktionärin der GBW. Im selben Jahr löst der Zuschlag für die Olympischen Spiele in München einen Bauboom aus.
Die GBW baut am Olympiadorf mit, bleibt dort zunächst aber wegen der hohen Preise auf ihren Wohnungen sitzen.
1970 bis 1989
Sozialer Wohnungsbau dank der Krise

Ölkrise, Rezession und das Überangebot an Wohnungen infolge des Olympia-Baubooms führen zu sinkender Nachfrage.
Die GBW verlegt sich zunächst auf Modernisierungen, schließlich gibt es noch Tausende Wohnungen ohne Bad und Toilette. Dann beginnt sie, komplette Sozialwohnungssiedlungen inklusive Infrastruktur und Grünanlagen zu errichten. Beispielhaft ist das Berliner Viertel in Schwabing.
1990 bis 2010
Der Fokus liegt auf Eigentum - und auf Bayern
Nach Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit 1990 in Deutschland konzentriert sich die GBW mit ihren Projekten – zunehmend Eigentumswohnungen – mehr und mehr auf die bayerischen Wachstumsregionen. Immobilien mit wenig Rendite gibt sie auf.
2007
Immer mehr, immer größer
Die GBW übernimmt die anderen Wohnungsunternehmen der Konzernmutter BayernLB und heißt von nun an GBW Gruppe. Ihr Bestand wächst von 9000 auf knapp 33 000 Wohnungen, ein Drittel davon öffentlich gefördert. Kerngeschäft bleibt der Mietwohnungsbau.
Vier Fünftel der Immobilien liegen in 20 bayerischen Städten, 29 Prozent allein in München und der Region.
Mai 2007
Verkaufen - und dann doch nicht verkaufen

Der Verwaltungsrat der BayernLB billigt den Verkauf der GBW, sagt ihn aber im Lauf des Sommers wegen schlechter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen wieder ab. Im Mai übernimmt die Bank außerdem für 1,7 Milliarden Euro die Mehrheit an der Hypo Alpe Adria.
2008/2009
Fatale Fehlinvestition
Die österreichische Bank erweist sich als gigantische Fehlinvestition, der Freistaat muss die BayernLB mit zehn Milliarden Euro Steuergeld vor der Pleite retten. Die EU-Kommission akzeptiert das nur unter der Bedingung, dass die Bank künftig einen strengen Schrumpfkurs fährt.
Zwar dementiert das die BayernLB zunächst, aber zum Restrukturierungskonzept gehört auch der Verkauf der Immobilientochter GBW. 2008 beträgt deren Börsenwert 800 Millionen Euro.
2010 bis 2012
Erst mal weiterbauen

Bei der GBW geht vorerst alles normal weiter. Sie baut allein in München knapp 500 geförderte und preisgünstige Wohnungen, darunter einen Komplex an der Leopoldstraße, in Freimann, die günstigen Mietwohnungen in den hochpreisigen Welfenhöfen in der Oberen Au sowie Projekte am Admiralbogen in Fröttmaning und in den Nymphenburger Höfen am Stiglmaierplatz.
Dezember 2012
Das Wettbieten beginnt
Die BayernLB will sich jetzt von ihrem Anteil von 92 Prozent an der GBW AG trennen und startet den Verkaufsprozess. Im Bieterverfahren unterliegt eine Kaufgemeinschaft bayerischer Städte – darunter auch München – einem Investorenkonsortium unter Führung des Augsburger Immobilienkonzerns Patrizia. Zu den 27 Teilhabern gehören Versorgungswerke, Versicherungen und Sparkassen.
8. April 2013
Patrizia sticht die Städte aus
Das Patrizia-Konsortium bekommt den Zuschlag für etwa 32 000 Wohnungen mit etwa 80 000 Bewohnern. Der Gesamtwert des GBW-Anteils liegt bei 2,45 Milliarden Euro. Zahlen muss das Konsortium für das 92-prozentige Aktienpaket der BayernLB 882 Millionen Euro, dazu übernimmt es die GBW-Schulden. Rechnerisch beträgt der Durchschnittspreis pro Wohnung 76 600 Euro.
Mai 2013
Sozialcharta als Schutz für die Mieter
Die GBW AG verpflichtet sich zu einer Sozialcharta, die unter anderem für über 60-jährige Bestandsmieter lebenslanges Wohnrecht vorsieht, außerdem zehn Jahre weitgehenden Kündigungsschutz für alle sowie den Verzicht auf Luxusmodernisierungen für fünf Jahre.
Das Unternehmen darf fünf Jahre lang pro Jahr maximal 1500 Wohnungen verkaufen, Mieter haben ein Vorkaufsrecht. Noch strengere Auflagen, wie der Mieterbund sie fordert, würden den Kaufpreis senken.
2013 bis 2023
Mieter protestieren wegen Verstößen gegen die Sozialcharta

Trotz der Sozialcharta berichten Mieter der GBW aus unterschiedlichen Wohnanlagen in ganz Bayern regelmäßig über massive Mietsteigerungen von 15 bis 20 Prozent, überraschende Abriss-Ankündigungen und oft jahrelang andauernde Modernisierungsmaßnahmen. Viele fühlen sich aus ihren Wohnungen gedrängt. Es gibt immer wieder Proteste und Demonstrationen, Fälle landen vor Gericht.
Januar 2014
Stadt München kauft Wohnungen viel teurer ab
Die Stadt München, deren Politiker den Verkauf an die Patrizia nahezu einhellig scharf kritisiert haben, kauft 355 GBW-Wohnungen in Giesing und im Hasenbergl für etwa 50 Millionen Euro. Bis 2023 wird die Stadt für insgesamt 1300 GBW-Wohnungen 380 Millionen Euro ausgeben, ein Durchschnittspreis von 292 000 Euro.
April bis September 2018
Untersuchungsausschuss zum GBW-Verkauf

Die politische Aufarbeitung der GBW-Privatisierung kulminiert in einem Untersuchungsausschuss des Landtags. Dort geht es zentral um die Frage, ob der Freistaat die GBW hätte kaufen dürfen. Der damalige Finanzminister Markus Söder hat das schon 2012 verneint, weil die EU-Kommission dies verbiete.
Dem widerspricht im Juni 2018 EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in einem Brief an den Ausschuss. Ein solcher Kauf sei „nicht zwingend ausgeschlossen“ gewesen. CSU und Opposition beharren auf ihren gegensätzlichen Positionen zum GBW-Verkauf, einen gemeinsamen Abschlussbericht gibt es nicht.
Januar 2019
GBW heißt nun Dawonia
Die GBW bekommt einen neuen Namen: Die Gruppe heißt jetzt Dawonia Real Estate GmbH & Co KG. Dawonia hat laut Website 30 000 Wohnungen. „Hier bin ich zu Hause“, lautet der Firmen-Slogan. Ende 2021 hält Dawonia 8245 Wohnungen in München und der Region, zehn Jahre zuvor hatte die GBW 10 500 im Bestand.
2022/2023
Vorwurf: Entmietungen

Negativschlagzeilen macht die Dawonia aktuell mit Mietshäusern unter anderem an der Krumbacherstraße in Schwabing-West (Entmietungsvorwürfe), an der Berliner Straße in Schwabing (Protest gegen Mieterhöhungen wegen Modernisierung), am Ackermannbogen (Protest gegen Mieterhöhungen), an der Ungererstraße in Schwabing und an der Schönfeldstraße in der Maxvorstadt (jeweils Vorwurf der Mieterverdrängung).