Sabine Popp, 50 Jahre:
Ich fand es vom Sportlichen her eine super Saison, trotz der Geisterspiele und obwohl Fußball ohne Fans eigentlich für mich unvorstellbar war und eigentlich auch ist. Im Verein läuft zur Zeit alles friedlich ab, das kenne ich so gar nicht. Sonst gibt es ja bei Sechzig immer nur Stress und Ärger. Auch wenn die Mannschaft den Aufstieg nicht mehr schaffen sollte, hat sie sportlich überzeugt, Trainer Michael Köllner hat einen unglaublichen Teamspirit reingebracht, er integriert die jungen Spieler sehr gut.
Ich schaue Fußball im Fernsehen schon gerne an, aber ohne Zuschauer im Stadion fehlt das Wichtigste und da hat es mir anfangs keinen Spaß gemacht zuzuschauen. Bei Sechzig hat es mich dann trotzdem gepackt. Wenn Sascha Mölders ein Fallrückzieher-Tor schießt, springe ich schon auf und juble. Die Stadionbesuche fehlen mir aber sehr. Anfeuern, rumschreien, das gemeinsame Jubeln und Singen. Man bekommt auch einfach viel mehr mit: Was passiert auf der Bank, wer macht sich warm, was treiben die Fans in den Blöcken?
Mich stört es, dass wir Fans nur noch als Konsumenten gesehen werden, dabei wollen wir das gar nicht sein. Ich sehe mich als sehr kritischen Fußballfan. Zum Beispiel die mehr als fragwürdigen Entwicklungen beim DFB, bei der Uefa oder diese Super League - da hätte es von Seiten der Sechzig-Kurve sicher auch Proteste gegeben. ‚Fußball gehört den Fans‘, dieses Transparent hing ja auch die ganze Saison im leeren Stadion und dem kann ich mich voll anschließen. Es wird höchste Zeit, dass die Fans wieder richtig aktiv werden können.
Ich bin, seit ich neun Jahre alt bin, Sechzger-Fan. Mein Vater nahm mich damals immer mit ins Stadion, ich erinnere mich vor allem an skurrile Gestalten, die ständig geflucht haben. Im Laufe der Jahre habe ich beim TSV viele Freunde gefunden. Bei 1860 gibt es schon auch diejenigen, die unbedingt den Erfolg wollen und dafür fast alles verkaufen würden. Aber insgesamt ist der Sechzger nicht so erfolgsverwöhnt, man ärgert sich viel, aber genau das macht es aus. Ein Bayernfan denkt: ‚Oh, schon wieder deutscher Meister.‘ Das ist ihm inzwischen völlig egal. Aber wenn Sechzig aufsteigen sollte, dann werden alle auf die Straße kommen.