„Ohne Risiko gibt es im Krieg keine guten Fotos“

Seit fast einem Jahr dokumentiert der ukrainische Fotograf Evgeniy Maloletka den Krieg in seiner Heimat.

Er war zu Beginn des Angriffs wochenlang im belagerten Mariupol.

Im Spätsommer war er dabei, als die Ukraine die Stadt Isjum zurückeroberte.

Zuletzt dokumentierte er die Kämpfe und die Zerstörung in der Region Donezk.

Ein Gespräch über Fotografieren an der Front, den Krieg der Bilder und die Frage, wie viel Leid man zeigen sollte.

„Ohne Risiko gibt es im Krieg keine guten Fotos“

Seit fast einem Jahr dokumentiert der ukrainische Fotograf Evgeniy Maloletka den Krieg in seiner Heimat.

Er war zu Beginn des Angriffs wochenlang im belagerten Mariupol.

Im Spätsommer war er dabei, als die Ukraine die Stadt Isjum zurückeroberte.

Zuletzt dokumentierte er die Kämpfe und die Zerstörung in der Region Donezk.

Ein Gespräch über Fotografieren an der Front, den Krieg der Bilder und die Frage, wie viel Leid man zeigen sollte.

Interview von Christian Helten
16. Februar 2023 - 7 Min. Lesezeit

SZ: Herr Maloletka, auf einem Foto sind Sie zu sehen, wie Sie mit der Kamera in der Hand in einem Kornfeld vor einer Feuerwand fliehen. Was ist da passiert?

Evgeniy Maloletka: Das war im Sommer, als es Verhandlungen über Getreidetransporte aus der Ukraine durch das Schwarze Meer gab. Wir wollten zeigen, wie schwer es für die Bauern im Krieg ist, Getreide anzubauen und zu ernten, vor allem in der Nähe der Front. Wir fuhren in die Nähe von Charkiw, wo es jeden Tag Beschuss gab und Felder brannten. In der Ferne sahen wir eine Rauchsäule aufsteigen. Wir fragten an einem Checkpoint, ob wir dort hinkönnen. Man ließ uns durch, wir fuhren über Feldwege weiter. Ich wollte nah ran, um ein Close-up zu fotografieren. Während wir filmten, wurde der Wind stärker, und das Feuer raste plötzlich schnell auf uns zu.

Wie oft war Ihr Leben in den fast zwölf Monaten Krieg in unmittelbarer Gefahr?

Das lässt sich in Zahlen nicht ausdrücken. Was ich aber sagen kann: Wenn wir im Auto unterwegs sind an den Kontaktlinien, hört man fast immer Explosionen. Manchmal sind sie weit entfernt, manchmal nur 100 Meter oder noch näher. Manchmal ist die Straße, die aus einem umkämpften Gebiet führt, unter Beschuss, dann muss man sehr schnell fahren, um nicht getroffen zu werden. Am gefährlichsten ist es immer, wenn man sich bewegt. Dann ist man für Drohnen gut sichtbar.

Das klingt alles nach schwer kalkulierbarem Risiko.

Im Krieg ist alles ziemlich unvorhersehbar. Aber man weiß: Wenn ich ein gutes Foto will, muss ich nah ran. Sehr nah ran. Ohne Risiko gibt es im Krieg keine guten Fotos.

Ein russischer Panzer trifft am 11. März 2022 ein Wohnhaus in Mariupol.
Ein russischer Panzer trifft am 11. März 2022 ein Wohnhaus in Mariupol.

Das kann man auf vielen Ihrer Bilder spüren. Die Explosion auf diesem Bild hätte vermutlich auch leicht Sie treffen können, oder?

Tatsächlich stand der russische Panzer, der den Schuss abgefeuert hat, direkt vor dem Krankenhaus, in dem ich mich befand. Und ich sah, wie sich die Kanone in meine Richtung drehte. Ich rannte also weg vom Fenster in den Gang hinein.

Ein russischer Panzer trifft am 11. März 2022 ein Wohnhaus in Mariupol.
Ein russischer Panzer trifft am 11. März 2022 ein Wohnhaus in Mariupol.

Das kann man auf vielen Ihrer Bilder spüren. Die Explosion auf diesem Bild hätte vermutlich auch leicht Sie treffen können, oder?

Tatsächlich stand der russische Panzer, der den Schuss abgefeuert hat, direkt vor dem Krankenhaus, in dem ich mich befand. Und ich sah, wie sich die Kanone in meine Richtung drehte. Ich rannte also weg vom Fenster in den Gang hinein.

Welches Ihrer Fotos aus den vergangenen zwölf Monaten ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Das Foto, das ich nicht gemacht habe.

Wie meinen Sie das?

Ich habe das Bild nur vor Augen, konnte in der Situation aber nicht fotografieren. Eine Frau kam zum Krankenhaus in Mariupol. Sie schlug mit ihrer blutigen Hand gegen die verschlossene Glastür, sie wollte sie einschlagen. Und sie hatte ein totes Kind im Arm.

Das Bild ist in Ihrem Kopf gespeichert.

Ja. Ich habe ihr dann die Tür geöffnet und den Weg gezeigt. Manchmal geht es eben nicht um Fotos, manchmal muss man einfach helfen.

Wo ziehen Sie da die Grenze?

Ich überlege, ob ich direkt einem Menschen helfen kann. Oder ob zum Beispiel ein Arzt da ist, der das tut. Dann kann ich meinen eigentlichen Job machen und die Situation dokumentieren.

Region Donezk im Januar 2023: Ukrainische Soldaten transportieren einen verwundeten Kameraden ins Krankenhaus.
Region Donezk im Januar 2023: Ukrainische Soldaten transportieren einen verwundeten Kameraden ins Krankenhaus.
Ärzte des ukrainischen Militärs operieren in der Region Donezk einen Soldaten.
Ärzte des ukrainischen Militärs operieren in der Region Donezk einen Soldaten.

Woher bekommen Sie die Informationen darüber, an welche Orte Sie gehen können?

Normalerweise arbeite ich mit dem Militär zusammen. Man geht nirgends alleine hin. Man braucht einen Guide oder Presseoffizier, der sicherstellt, dass man kommen kann. Dann sind auch der Kommandant und die Truppe im Bilde – die müssen ja wissen, dass wir keine Feinde sind.

Fällt Ihnen das als Ukrainer leichter als anderen?

Ich glaube: Wer als Journalist oder Fotograf Zugang zur Front will, bekommt ihn auch, egal ob Ukrainer oder aus einem anderen Land. Aber das wollen natürlich nicht alle Medien, weil ein hohes Risiko damit verbunden ist und weil das Material, das man von der Front mitbringt, nicht immer sehr umfangreich ist. Wenn man beschossen wird, fotografiert man nicht. Man versteckt sich im Schützengraben.

Lässt das Militär Sie fotografieren, was Sie möchten?

Wenn man mal vor Ort ist, geht es. Aber ehrlich gesagt ist es so: Man wartet sehr viel. 90 Prozent der Zeit bereiten die Soldaten sich auf Angriffe vor oder warten auf Befehle, die sie dann in sehr kurzer Zeit ausführen. Die Artillerie schießt nicht jeden Tag. Sie muss Ziele ausfindig machen, die Kanonen vorbereiten und so weiter. Das eigentliche Schießen ist schnell vorüber.

Warten im Schützengraben: ein ukrainischer Soldat im Januar 2023 in der Nähe von Bachmut.
Warten im Schützengraben: ein ukrainischer Soldat im Januar 2023 in der Nähe von Bachmut.
Soldaten des Sich-Bataillons, das schon 2014 von Freiwilligen im Donbass gegründet wurde, montieren ein Zielfernrohr auf eine AK-47.
Soldaten des Sich-Bataillons, das schon 2014 von Freiwilligen im Donbass gegründet wurde, montieren ein Zielfernrohr auf eine AK-47.
„Das eigentliche Schießen ist schnell vorüber“: Soldaten feuern einen Mörser ab.
„Das eigentliche Schießen ist schnell vorüber“: Soldaten feuern einen Mörser ab.

Kriegsfotografie ist also eine Frage des Timings?

Ja. Die eindrücklichsten Szenen sind die direkt nach einem Angriff. Die ersten Minuten. Wenn alles noch frisch ist und man die Emotionen spürt – und sie auf den Bildern sieht.

Ein junges Paar bringt nach russischem Beschuss am 4. März seinen 18 Monate alten verletzten Sohn Kirill ins Krankenhaus.
Ein junges Paar bringt nach russischem Beschuss am 4. März seinen 18 Monate alten verletzten Sohn Kirill ins Krankenhaus.
Die Ärzte konnten das Kleinkind Kirill nicht retten. Die Eltern trauern um ihren Sohn, der nach einem russischen Angriff starb.
Die Ärzte konnten das Kleinkind Kirill nicht retten. Die Eltern trauern um ihren Sohn, der nach einem russischen Angriff starb.
Ein ukrainischer Soldat inspiziert in einem zurückeroberten Dorf in der Nähe von Isjum ein Kindergartenzimmer mit dem russischen Z an der Tür.
Ein ukrainischer Soldat inspiziert in einem zurückeroberten Dorf in der Nähe von Isjum ein Kindergartenzimmer mit dem russischen Z an der Tür.
Ein Mädchen in einem Schutzkeller in Mariupol.
Ein Mädchen in einem Schutzkeller in Mariupol.

Wie nah gehen Sie mit Ihren Bildern ran an das Leid? Gibt es für Sie Grenzen?

Es gibt natürlich verstörende Motive, mit denen man vorsichtig sein muss, und bei denen wir oder die Redaktionen zu dem Entschluss kommen, sie nicht zu veröffentlichen. Oder man versucht, die Szene so zu fotografieren, dass man zeigen kann, was passiert ist, ohne zu sehr zu verstören.

Die Frau auf Maloletkas wohl bekanntestem Foto wurde in ein anderes Krankenhaus gebracht. Die Ärzte konnten weder sie noch ihr ungeborenes Baby retten.
Die Frau auf Maloletkas wohl bekanntestem Foto wurde in ein anderes Krankenhaus gebracht. Die Ärzte konnten weder sie noch ihr ungeborenes Baby retten.
Ein Sanitäter versorgt einen im Kampf Verwundeten in der Region Donezk.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Das Bild der verwundeten schwangeren Frau nach dem Angriff auf das Kinderkrankenhaus in Mariupol. Die Frau hat auf der Seite ihres Körpers, die auf dem Foto nicht zu sehen ist, eine klaffende Wunde vom Bauch bis zum Bein. Das sah schrecklich aus. Das würde man nicht zeigen.

Man könnte sagen: Das ist die Realität des Krieges. Muss man die nicht zeigen, damit sie begreifbar wird?

Das ist die Herausforderung: Die Leute nicht zu verstören, aber trotzdem die Wahrheit zu zeigen. Damit sie glauben, was in der Ukraine wirklich passiert. Das können Medien ja zum Beispiel auch dadurch steuern, wie groß sie manche Bilder drucken.

Ihre Fotos – zum Beispiel das eines blutigen Helms – schaffen es manchmal auch, das Leid zu thematisieren, ohne es zu direkt zu zeigen.

Ja. Manchmal muss man solche Umwege auch gehen, um die Verletzten zu schützen.

Die Frau auf Maloletkas wohl bekanntestem Foto wurde in ein anderes Krankenhaus gebracht. Die Ärzte konnten weder sie noch ihr ungeborenes Baby retten.
Die Frau auf Maloletkas wohl bekanntestem Foto wurde in ein anderes Krankenhaus gebracht. Die Ärzte konnten weder sie noch ihr ungeborenes Baby retten.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Das Bild der verwundeten schwangeren Frau nach dem Angriff auf das Kinderkrankenhaus in Mariupol. Die Frau hat auf der Seite ihres Körpers, die auf dem Foto nicht zu sehen ist, eine klaffende Wunde vom Bauch bis zum Bein. Das sah schrecklich aus. Das würde man nicht zeigen.

Ein Sanitäter versorgt einen im Kampf Verwundeten in der Region Donezk.
Ein Sanitäter versorgt einen im Kampf Verwundeten in der Region Donezk.

Man könnte sagen: Das ist die Realität des Krieges. Muss man die nicht zeigen, damit sie begreifbar wird?

Das ist die Herausforderung: Die Leute nicht zu verstören, aber trotzdem die Wahrheit zu zeigen. Damit sie glauben, was in der Ukraine wirklich passiert. Das können Medien ja zum Beispiel auch dadurch steuern, wie groß sie manche Bilder drucken.

Ihre Fotos – zum Beispiel das eines blutigen Helms – schaffen es manchmal auch, das Leid zu thematisieren, ohne es zu direkt zu zeigen.

Ja. Manchmal muss man solche Umwege auch gehen, um die Verletzten zu schützen.

Inwiefern?

Ich habe einen Mann mit einem Loch im Kopf fotografiert. Er blutete, die Ärzte versuchten, ihm zu helfen. Man muss dann auch überlegen: Wenn dieses Bild veröffentlicht wird, welche Konsequenzen hat das für ihn und seine Angehörigen? Ich weiß nicht, ob er in ein paar Stunden noch leben wird, selbst wenn er in dem Moment, in dem ich das Foto mache, ansprechbar ist. Was also, wenn seine Angehörigen das Bild von ihm und seiner schweren Verletzung sehen und er ist gestorben? Ich habe ein Foto veröffentlicht von einem Soldaten, der einen gefallenen Kameraden gefunden hat. Von relativ weit weg aufgenommen. Aber die Mutter des Toten hat das Bild gesehen und ihren Sohn erkannt. Und so erfahren, dass er tot ist.

Bleiben Sie in Kontakt mit den Menschen, die Sie fotografieren?

Mit vielen schon, ja. Vor allem mit den Ärzten aus Mariupol, und den Kindern und ihren Verwandten aus der Klinik.

Wie eng bleibt Ihr Kontakt zu den Soldaten?

Manchmal kommen wir nach ein paar Wochen oder Monaten wieder zur selben Einheit. Aber es kann sein, dass die meisten von ihnen in der Zwischenzeit gefallen sind.

Ein ukrainischer Soldat, nachdem er die Leiche eines Kameraden in der kurz zuvor zurückeroberten Stadt Lyman gefunden und identifiziert hat.
Ein ukrainischer Soldat, nachdem er die Leiche eines Kameraden in der kurz zuvor zurückeroberten Stadt Lyman gefunden und identifiziert hat.

Wie halten Sie selbst das Leid aus, das Sie dokumentieren?

Der beste Weg für mich ist, einfach weiterzuarbeiten. Und mir selbst zu versichern: Du bist ein Soldat im Kampf gegen die Propaganda. Indem du hilfst, Fakten zu den Leuten zu bringen.

Würden Sie sagen, dass Sie ein neutraler Beobachter sein können in diesem Konflikt?

Ich fotografiere, was ich sehe. Und ich schreibe auf, was die Menschen zu mir sagen. Im Fall der Geburtsklinik in Mariupol hat Russland viel Propaganda verbreitet. Viele verschiedene Versionen. Man habe das Gebäude angegriffen, weil dort ukrainische Soldaten stationiert seien. Es sei eine Inszenierung der Ukraine gewesen und so weiter. Ich denke, meine Fotos zeigen deutlich, was die Wahrheit ist.

Das Krankenhaus in Mariupol: Der Krater ist mehrere Meter tief, im Hintergrund das zerstörte Gebäude.
Das Krankenhaus in Mariupol: Der Krater ist mehrere Meter tief, im Hintergrund das zerstörte Gebäude.
Ein Moment der Trauer, nachdem die Versuche, ein schwer verletztes Kleinkind zu retten, gescheitert sind.
Ein Moment der Trauer, nachdem die Versuche, ein schwer verletztes Kleinkind zu retten, gescheitert sind.

In Mariupol waren Sie zeitweise die einzigen Journalisten internationaler Medien. Die Welt blickte auf diese Stadt, Ihre Bilder waren eine der letzten verbliebenen neutralen Quellen.

Wir haben einfach so viel dokumentiert, wie wir konnten. Eines der größten Probleme war es, eine Internetverbindung zu finden, die ausreichte, um die Fotos zu senden. Wenn man mal Netz hatte, musste alles gleichzeitig gemacht werden. Fotos verschicken, Mails beantworten, Social Media – und der Familie schreiben, dass man noch lebt.

Im Krieg – und in diesem wahrscheinlich mehr als je zuvor – werden Bilder auch inszeniert: als Botschaften an den Feind, das eigene Volk und die Welt. Welche Botschaft sendet dieses Foto?

Das war an einem Checkpoint in der Region Charkiw, der vorher ein russischer Checkpoint war. Diese Puppen mit russischen Uniformen haben die Ukrainer als Signal an die Russen aufgehängt. An demselben Checkpoint, so erzählten sie mir, hätten sie auf der Straße aus Leichen russischer Soldaten den Buchstaben Z geformt – ganz klar ein Zeichen für russische Drohnen.

Der Krieg hat in diesem Jahr mehrere Phasen durchlaufen. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Am Anfang war mehr Chaos, es gab viel mehr Szenen mit zivilen Opfern. Mariupol war belagert, die Leute wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten, sie wurden in ihren Häusern getroffen.

Inzwischen sind viele Menschen geflohen, solche Bilder findet man seltener. An manchen Orten sind nur ganz wenige Menschen geblieben, die man dort dann trifft, wenn sie auf der Suche nach Hilfe sind. Auch wenn natürlich immer noch Wohnhäuser beschossen werden, geht es jetzt oft mehr um die militärische Situation und Infrastruktur.

Sie waren auch in den Gebieten, die die Ukraine wieder befreien konnte.

Ja. Das ist ein Freund von mir, den ich kurz nach der Befreiung von Isjum dort traf. Er ist Fallschirmjäger. Es ist ein spezielles Gefühl, Freunde an der Front zu treffen. Und es ist schön, auch solche Momente der Freude zu fotografieren.

Im Krieg – und in diesem wahrscheinlich mehr als je zuvor – werden Bilder auch inszeniert: als Botschaften an den Feind, das eigene Volk und die Welt. Welche Botschaft sendet dieses Foto?

Das war an einem Checkpoint in der Region Charkiw, der vorher ein russischer Checkpoint war. Diese Puppen mit russischen Uniformen haben die Ukrainer als Signal an die Russen aufgehängt. An demselben Checkpoint, so erzählten sie mir, hätten sie auf der Straße aus Leichen russischer Soldaten den Buchstaben Z geformt – ganz klar ein Zeichen für russische Drohnen.

Der Krieg hat in diesem Jahr mehrere Phasen durchlaufen. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Am Anfang war mehr Chaos, es gab viel mehr Szenen mit zivilen Opfern. Mariupol war belagert, die Leute wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten, sie wurden in ihren Häusern getroffen.

Inzwischen sind viele Menschen geflohen, solche Bilder findet man seltener. An manchen Orten sind nur ganz wenige Menschen geblieben, die man dort dann trifft, wenn sie auf der Suche nach Hilfe sind. Auch wenn natürlich immer noch Wohnhäuser beschossen werden, geht es jetzt oft mehr um die militärische Situation und Infrastruktur.

Sie waren auch in den Gebieten, die die Ukraine wieder befreien konnte.

Ja. Das ist ein Freund von mir, den ich kurz nach der Befreiung von Isjum dort traf. Er ist Fallschirmjäger. Es ist ein spezielles Gefühl, Freunde an der Front zu treffen. Und es ist schön, auch solche Momente der Freude zu fotografieren.

Herr Maloletka, danke für das Gespräch. Bleiben Sie am Leben und gesund.

Team
Text Christian Helten
Bildredaktion Christine Kokot
Digitales Storytelling Christian Helten