
Wer jemals versucht hat, ein oder gar zwei oder drei Kinder mit Sonnenschutz einzucremen, weiß, wie lästig die Prozedur sein kann – und zwar für alle Beteiligten. Das Kind windet sich wie ein glitschiger Fisch, der zurück ins Wasser möchte, während die Eltern versuchen, möglichst flächendeckend Sonnenschutz auf der Haut zu verteilen. Was meist nur mittelgut funktioniert – das meiste an Creme landet nämlich an Stellen, wo es nicht hingehört: auf den Klamotten, dem Sofa oder dem Fußboden.
Doch so unangenehm und nervig Eincremen auch sein mag – es ist lebenswichtig. Denn was passieren kann, wenn man sich ungeschützt lange der Sonne aussetzt, zeigt ein Bericht der Barmer-Krankenkasse: Die Zahl der Menschen, die an schwarzem Hautkrebs erkrankten, hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Die Fälle von weißem Hautkrebs haben sich sogar verdreifacht. Von einem »explosionsartigen Anstieg« ist die Rede. Mehr als 2,2 Millionen Menschen erhielten im Jahr 2023 in Deutschland eine Hautkrebsdiagnose. Vor allem Ältere sind betroffen. Denn sie sind in Zeiten aufgewachsen, in denen viele noch glaubten, Sonnenbrand härte die Haut ab und danach sei man schön braun. Ein Irrglaube, der sich bis heute hartnäckig hält.
Das Gegenteil ist der Fall. UV-Strahlen zerstören nicht nur Zellstrukturen, sondern richten auch Schäden in der DNS an, was zu Hautkrebs führen kann. Die Auswirkungen sind – abgesehen von einem akuten Sonnenbrand – nicht sofort sichtbar, denn Hautkrebs entwickelt sich meist erst Jahrzehnte später.
»UV-Strahlung steht mit Röntgenstrahlen und Asbest auf einer Stufe, was die Krebsgefahr betrifft«, sagt der Dermatologe Eckhard Breitbart. Er weiß, wovon er spricht, denn er selbst erkrankte bereits 18 Mal an Hautkrebs. Die Ursachen vermutet Breitbart in seiner Kindheit in der Nachkriegszeit, als Sonnenschutz noch keine Rolle spielte. Im Interview erklärt der Experte, warum die Haut nicht vergisst, was hinter Begriffen wie »Basalzellkarzinom« oder »malignes Melanom« steckt, wie gefährlich sie sind, woran man sie erkennen kann und wieso er einen Besuch im Solarium als »fahrlässige Körperverletzung am eigenen Leib« bezeichnet.
Um Hautkrebs und vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen, muss man das Sonnenlicht aber nicht meiden wie Graf Dracula, sondern braucht den passenden Sonnenschutz. Doch gerade beim Eincremen wird vieles falsch gemacht, sagt Dermatologe Christian Merkel. Im Interview erklärt der Experte, wieso erneutes Auftragen von Sonnencreme den Schutz nicht verlängert, warum man auch mit Lichtschutzfaktor 50 braun werden kann und welche Körperstellen immer vergessen werden und daher besonders anfällig für Hautkrebs sind.
Neben passender Kleidung und Kopfbedeckung bieten Sonnenschutzcremes oder -sprays Schutz vor UV-Strahlung. Doch wirken Produkte aus Drogerie und Discounter genauso gut wie aus der Apotheke? Sind mineralische oder chemische Sonnencremes besser? Und welche Cremes halten nicht nur UV-Strahlung ab, sondern pflegen gleichzeitig die Haut?
Für den SZ-Magazin Newsletter »Gut getestet«, der immer freitags erscheint, haben Dermatologinnen und Dermatologen verschiedene Produkte getestet. Die Testergebnisse zeigen, dass effektiver Sonnenschutz nicht teuer sein muss.