SZ-Magazin

Mass voll

Internationale Künstlerinnen und Künstler haben für das SZ-Magazin einzigartige Maßkrüge entworfen. Jedes dieser Exemplare fasst genau ­einen Liter Flüssigkeit (bis auf eine schöne Halbliter-Ausnahme), und Leserinnen und Leser können diese wundersamen Unikate gewinnen. 

18. September 2025 | Lesezeit: 4 Min.
GUILLAUME KASHIMA, Berlin

»Maßkrüge kenne ich vor allem von Flohmärkten in Berlin, dort gibt es viele wunderschöne Exemplare. Meinen Wiesn-Krug wollte ich aber schlicht halten: roher Ton, klare geometrische Formen, die Spuren meiner Hände sichtbar. Bayerisches Bier basiert auf wenigen Zutaten, auch das Design sollte auf das Wesentliche reduziert sein. Und weil ich auch Illustrator bin, habe ich ihm ein Gesicht gegeben. Meine eigene kleine Folklore.«

TOSHIYA MASUDA, Osaka

»Als ich noch ein Kind war, zeigte mir mein Vater einen großen Becher mit Deckel im Schrank und bezeichnete ihn als ›ausländisches Biergefäß‹ – heute weiß ich, dass es ein Maßkrug war. Die bayerische Kultur kenne ich nur aus den Medien, deswegen war es mir für mein Design wichtig, dass es eine räumliche, fast virtuelle Komponente hat.«

ISABELLE ENDERS, Nürnberg

»Weil ich Maßkrüge mit dem Sitzen oder Schunkeln an Biertischen assoziiere, ist dieser Entwurf entstanden: Die formale Umsetzung ist ebenfalls angelehnt an bierseliges Zusammensein, an Direktheit und nonchalante Eleganz. Maßkrüge sind mir seit meiner Kindheit vertraut und mich fasziniert ihre Unhandlichkeit. Ich trinke daraus anders als aus einem anderen Gefäß.«

THOMAS COLLIGAN, New York

»In der Schweiz wuchs ich mit Bier in Glaskrügen, ganz im Stil des bayerischen Maßkrugs, auf. Erst durch die Recherche zu diesem Projekt entdeckte ich die Vielfalt der Formen und die Tradition keramischer Krüge. Die ornamentalen Vintage-Modelle inspirierten mich: Mein Krug­ interpretiert die Symbole des Oktoberfests spielerisch neu – wie ein festliches Treffen im Wald. Die verlaufende Glasur erinnert an den beschwingten Rausch nach ein paar Bieren.«

MIRANDA KEYES, London

»Was ich an der Arbeit mit Glas liebe, ist die Tatsache, dass es ein Material mit Eigendynamik ist: Es bedarf schneller Entscheidungen und darf nicht zu oft erhitzt werden. Deswegen habe ich auch beim Maßkrug mit einer groben Idee des Formats begonnen – alles, was dann folgte, war sehr intuitiv.« (Miranda Keyes, Krug hat nur ein Fassungsvermögen von 0,5 Liter – Anm. d. Red.)

CONSTANTIN LUSER, Wien

»Mein Krug sollte einen Liter fassen, standfest sein – und noch einen Ton hervorbringen können. Wegen der schmalen Messingrohre ist die symbolische Außenkontur nun überdimensional: ein Übermaß-Krug. Sobald das Bier ausgetrunken ist, kann man mit einem einprägsamen Trompetenklang über alle Bierbänke hinweg den Wunsch nach einer weiteren Maß äußern.«

Die Kunsthalle Mannheim zeigt eine große Werkschau des Künstlers Constantin ­ Luser mit dem Titel Form, Sound & Silence vom 07.11.2025 bis 01.03.2026.

MIWA ITO, Osaka

»Oktoberfest-Events gibt es auch hier in Japan, daher kannte ich den Maßkrug schon, obwohl mir persönlich ein ganzer Liter Bier zu viel ist. Ich genieße die fröhliche Atmosphäre und­ würde gerne mal mit meinen Freunden auf dem Münchner Oktoberfest tanzen. Der Krug ­symbolisiert für mich Gemeinschaft, deswegen erschien mir auch Glas selbstverständlich: transparent, lichtfangend, verbindend.«

GIUSTINA RUEHS, Düsseldorf

»Ausgehend vom rohen Steinblock habe ich den Maßkrug als archaisches Gefäß gedacht: Bier ist ebenso wie der Steinkrug ein ­ Naturprodukt, das durch Menschenhand geformt wird oder reift. Die Vertiefungen greifen die Spuren von Wasserläufen im Fels auf, die Griffe erinnern an Ähren. So entsteht eine dezent bearbeitete, bodenständige Form mit symbolischer Kraft.«

ÈVE CHABANON, Brüssel

»Während meines Studiums in Straßburg waren Maßkrüge ständige Begleiter in WGs – bei Partys oder zweckentfremdet als Blumenvasen. Heute bin ich seit fünf Jahren nüchtern und sehe sie vor allem als Keramikerin: Für mich geht es um ­ Balance zwischen Material, Form und Funktion. Der Maßkrug ist ein einzigartiges, handgedrehtes Gefäß.«

MAXWELL MUSTARDO, Pittstown, New Jersey

»Ich bin kein regelmäßiger Biertrinker, aber als ich 2023 in Süddeutschland zum ersten Mal einen Maßkrug in der Hand hielt, war ich begeistert. Für mein Design wollte ich die Wirkung des Biers auf das Gefäß übersetzen: ein Krug, der seine Funktion als Behälter zu verlieren scheint und damit eine mehrdeutige Identität gewinnt.«

AYZIT BOSTAN, München

»Die Bierdeckel, die als Untersetzer dienen oder ­ verhindern, dass Insekten ins Getränk fliegen, sind meistens aus ­ Pappe oder Filz. In meiner Interpretation habe ich mich für hochpolierten Edelstahl entschieden, damit es wie ein kleiner ­ Spiegel funktioniert: Wie sehe ich denn gerade aus – und wie viel Bier sollte ich noch trinken?«

Die Kunstinstallation »Play« von Ayzit Bostan ist ab 15. Oktober 2025 im Gasteig HP8 in München zu sehen.

Konzeption und Produktion: Beate Zollbrecht; Fotos und Videos: Rafael Kroetz; Protokolle: Lucia Theiler; Digitales Design und Storytelling: Lisa Hingerl

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