Zum Sehen, zum Lesen, zum Hören
Zum Sehen

Reality-TV
Kaulitz & Kaulitz

Deutschlands vielleicht berühmteste Zwillinge sind wieder da: Netflix hat den Tokio-Hotel-Brüdern Bill und Tom Kaulitz eine zweite Staffel ihrer unglaublich erfolgreichen Reality-Serie „Kaulitz & Kaulitz“ spendiert. Bereits in der ersten Staffel konnte man den beiden sehr verschiedenen Männern dabei zuschauen, wie sie ihr doch wirklich komfortables Leben in Los Angeles und anderswo auskosten. Aber dabei trotzdem nahbar wirken. Und Staffel zwei? Ist nochmal mehr, besser, größer, schneller, greller. Oder in Bills Worten: „Staffel zwei ist wie Staffel eins auf Ecstasy!“
Drama-Serie
Querer - Hinter verschlossenen Türen

Von außen betrachtet scheint alles perfekt zu sein. Die Familie hat ein Haus am Meer und eine Wohnung in der Stadt, die Kinder sind erwachsen. Doch was in der Familie vorgeht, in ihrem Innenleben, das kann niemand abschließend sagen – nicht mal der Zuschauer von „Querer“, nach den vier Folgen der Miniserie. Miren, die Ehefrau, zeigt direkt am Anfang der Serie ihren Mann Íñigo an. Er soll sie vergewaltigt haben. Und was diese Tat mit den Menschen und dem Zwischenmenschlichen macht, erforscht die in Frankreich schon prämierte Serie in einer praktisch einzigartigen Feinfühligkeit.
Komödie
Loyal Friend

Der Hund, bekanntermaßen der beste Freund unserer eigenen Gattung, geht mit seinem Halter in der Regel durch dick und dünn. Doch was, wenn die Umstände gegen den Vierbeiner sprechen? Und zwar so fundamental, wie es nur geht? In „Loyal Friend“ erbt die Schriftstellerin Iris (Naomi Watts) eine Riesendogge von einem Schriftsteller-Kollegen, der gleichermaßen ein guter Freund und eine ehemalige Affäre, aber auch ein ziemlicher Macho war. Nur: Der Hund ist einfach viel zu groß für Iris’ Leben, für ihr New Yorker Schuhschachtel-Apartment und die Stadt. Ganz fein erzählt der Film von der Beziehung zwischen Haustier und Mensch, Verantwortungsbewusstsein und so viel mehr.
Thriller-Serie
MobLand

Nichts für zarte Seelen: In Guy Ritchies neuer Gangster-Serie, die sich mit zwei rivalisierenden Gangs in London beschäftigt, sterben nicht nur viele Menschen. Sie werden regelrecht umgemäht. Wahnwitz und Paranoia sind an der Tagesordnung. Die zwielichtige Welt ist im Umbruch und das Geschäft mit Fentanyl das nächste große Ding. Wenn es um die Familiendynamiken der Gangster-Clans geht, kommt man nicht drum herum, an ein Shakespeare-Stück zu denken. „MobLand“ ist mit Helen Mirren, Pierce Brosnan und Tom Hardy zudem hervorragend besetzt.
Zum Lesen

Reportage
Tausendmal so viel Geld wie jetzt

Was würden Sie mit so richtig viel Geld machen? Ein paar Millionen Euro, vielleicht gleich zehn oder zwanzig? Der Autor Juan S. Guse hat für sein neues Buch, eigentlich eine einzige lange Reportage, Männer begleitet, die durch Krypto-Geschäfte reich wurden, aber immer noch ganz normale Leben leben. Ein Beispiel: Ein Multimillionär geht immer noch seinem Beruf als Gärtner nach. Er mag das einfach. Ein anderer spielt Videospiele. Vielleicht wächst da eine neue Generation an Millionären heran, die vor allem eines will: bloß nicht erwachsen werden.
Roman
Das Narrenschiff

Es ist eine ungewöhnliche Geschichte: nämlich die der DDR, aus der Sicht derjenigen, die an den sozialistischen Staat glaubten. An dessen Überleben, dessen Erfolg und vor allem an das System an sich. Der Autor Christoph Hein hat auf 751 Seiten einen wichtigen, einen erklärenden Text vorgelegt, der zumindest ansatzweise nachzeichnet, wie sich ein Staat wie die DDR behaupten konnte. Die wenigen Männer und Frauen, von denen Hein schreibt, passen sich schleichend an, ignorieren Zweifel, setzen sich über Überzeugungen hinweg, ohne dass sie – und mitunter auch die Leser – mit der Wimper zucken.
Kinderbuch
Die Gurkentruppe hält zusammen

Wie wichtig der Zusammenhalt ist, lernen Kinder meist sehr früh. So direkt sagt ihnen das natürlich niemand, aber spätestens in der Kita-Gruppe, im ersten Freundeskreis oder auch in der Familie wird schnell klar: Zusammen zu sein ist meist besser als allein. Auch und erst recht, wenn es um Probleme geht. Im zweiten Teil der preisverdächtigen „Gurkentruppe“ treffen ein einsames Schwein, ein ängstlicher Bär und ein Zebra mit Heimweh aufeinander. Und merken, dass es manchmal schon hilft, darüber offen und vertraut zu reden. Ein Buch für Leseanfänger und deren Eltern.
Zum Hören

Pop
Talking to the Trees

Neil Young ist vielleicht eine der produktivsten Größen im Musikgeschäft: Immer noch erscheint praktisch jedes Jahr ein neues Album, das beispiellos tief blicken lässt in die Gedankenwelt des 79-Jährigen. Auch auf „Talking to the Trees“ wird es schnell persönlich. Klar, es geht unter anderem um alte Bob-Dylan-Songs und die amerikanische Autoindustrie, mit der bemerkenswerteste Song ist allerdings „Dark Mirage“ über das zerrüttete Verhältnis zu seiner Tochter.
Hörspiel
Gestern war die Welt noch schlecht

An der Oberfläche ist die Geschichte von Alex ein Krimi: Ein Mann ist ihr gegenüber übergriffig, küsst sie, obwohl sie mehrmals „Stopp!“ ruft, und dann gibt es kein Halten mehr. Alle, bei denen Alex weiß, dass sie das eine sagen und das andere tun, bekommen ihren Zorn ab. Sie tritt Dellen in Autos, beschmiert einen Mann mit dem Kot seines Hundes, den der Mann aber nicht aufsammelt. Es gibt keine Mission, kein Ende, wird immer brutaler. Alex hat natürlich Fans, doch auch für die hat sie nicht viel übrig, und am Ende bleibt die Frage: Was wird aus diesen überaktivistischen Zeiten?