Nahostkonflikt

Leben – oder nur überleben?

Mit dem Bruch des Waffenstillstands in Gaza hat sich die Situation in Nahost grundlegend geändert. Und wenn die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist, muss sich die Außenpolitik der neuen Bundesregierung anders positionieren.

Gastbeitrag von Navid Kermani und Natan Sznaider
28. April 2025 | Lesezeit: 9 Min.

Israels Krieg gegen die Hamas war eine Reaktion auf den Massenmord am 7. Oktober und daher nicht nur verständlich, sondern – soweit Kriege überhaupt zu rechtfertigen sind – im Grundsatz legitim. Die israelische Kriegsführung hat uns beide allerdings binnen Wochen entzweit. Trotz unserer langen Freundschaft oder vielleicht auch wegen unserer langen Freundschaft konnten wir in manchen Wochen nicht einmal mehr Whatsapp-Nachrichten austauschen. So wütend war der eine über die schwindende Solidarität mit Israel und der andere über die fehlende Empathie für die Zivilbevölkerung in Gaza. Entsprechend konträr bewerteten wir das Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Dabei war uns stets klar, dass es für Israel niemals Sicherheit geben wird, solange die Besatzung andauert. Umgekehrt werden die Palästinenser nicht zu einem eigenen Staat kommen, wenn sie nicht auch Israels Existenz anerkennen. From the River to the Sea rufen die Extremisten auf beiden Seiten, und die Losung hat beide Völker in den jetzigen Abgrund geführt.

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