Medien in Krisenzeiten
Der Fluch der Wiederholung
Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Zeit, Information und Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist eine flüchtige Größe, denn Informationen, die einen Unterschied machen, verlieren durch stete Wiederholung an Informationswert. Die wiederholten medialen Bilder des Ukraine-Kriegs, wiederholte Talkshows, für die sich vor allem Autoren wiederholter offener Briefe qualifizieren, nicht zuletzt die immer gleichen Debatten über die richtige Strategie senken die Aufmerksamkeit durch serielle Wiederkehr. Irgendwann lohnt es sich gar nicht mehr, sich die Dinge anzusehen – und irgendwann lohnt es auch nicht mehr, sie zu senden. Das gilt nicht nur für den Krieg gegen die Ukraine, auch andere krisenhafte Themen erleiden dieses Schicksal, wie man am Verschwinden der Pandemie aus der ersten Reihe trotz erwartbarer Entwicklungen im Herbst oder wie man an der Nachrichtenlage über den Klimawandel beobachten kann. Selbst die eindringlichsten Bilder haben wir schon gesehen.
Diese Abnutzungseffekte könnten es unter anderem sein, worauf die Kriegsstrategie von Putin zielt. Ob diese Strategie nur aus der Not des verfehlten schnellen Erfolgs eine Tugend des Hinhaltens macht, wissen wir nicht, aber der Effekt ist derzeit so, als sei genau das gewollt. Der Krieg gegen die Ukraine enthält durch die Wiederholung von Bildern, von Schreckensmeldungen, von Serialität immer weniger Informationswert und bekommt nicht mehr die Aufmerksamkeit, die ihm zusteht. Wer mit unmittelbar Betroffenen spricht, etwa mit ukrainischen Geflüchteten oder mit Menschen mit familiären Beziehungen in die Ukraine oder mit Engagierten, bemerkt, wie sehr für diesen Personenkreis die Aufmerksamkeit nicht schwindet. Für ein distanzierteres Publikum wächst die Distanz proportional zur Länge des Konflikts und zur Gleichförmigkeit der medialen Beobachtung des Geschehens. Und wer das moralisch beklagt, verkennt den Eigensinn von Aufmerksamkeitsökonomie.
Medien in Krisenzeiten
Der Fluch der Wiederholung
Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Zeit, Information und Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist eine flüchtige Größe, denn Informationen, die einen Unterschied machen, verlieren durch stete Wiederholung an Informationswert. Die wiederholten medialen Bilder des Ukraine-Kriegs, wiederholte Talkshows, für die sich vor allem Autoren wiederholter offener Briefe qualifizieren, nicht zuletzt die immer gleichen Debatten über die richtige Strategie senken die Aufmerksamkeit durch serielle Wiederkehr. Irgendwann lohnt es sich gar nicht mehr, sich die Dinge anzusehen – und irgendwann lohnt es auch nicht mehr, sie zu senden. Das gilt nicht nur für den Krieg gegen die Ukraine, auch andere krisenhafte Themen erleiden dieses Schicksal, wie man am Verschwinden der Pandemie aus der ersten Reihe trotz erwartbarer Entwicklungen im Herbst oder wie man an der Nachrichtenlage über den Klimawandel beobachten kann. Selbst die eindringlichsten Bilder haben wir schon gesehen.
Diese Abnutzungseffekte könnten es unter anderem sein, worauf die Kriegsstrategie von Putin zielt. Ob diese Strategie nur aus der Not des verfehlten schnellen Erfolgs eine Tugend des Hinhaltens macht, wissen wir nicht, aber der Effekt ist derzeit so, als sei genau das gewollt. Der Krieg gegen die Ukraine enthält durch die Wiederholung von Bildern, von Schreckensmeldungen, von Serialität immer weniger Informationswert und bekommt nicht mehr die Aufmerksamkeit, die ihm zusteht. Wer mit unmittelbar Betroffenen spricht, etwa mit ukrainischen Geflüchteten oder mit Menschen mit familiären Beziehungen in die Ukraine oder mit Engagierten, bemerkt, wie sehr für diesen Personenkreis die Aufmerksamkeit nicht schwindet. Für ein distanzierteres Publikum wächst die Distanz proportional zur Länge des Konflikts und zur Gleichförmigkeit der medialen Beobachtung des Geschehens. Und wer das moralisch beklagt, verkennt den Eigensinn von Aufmerksamkeitsökonomie.