Vielleicht kommt alles doch ganz anders.
Vielleicht war das ganze Intrigengespinne, der Verrat, das Schlachten, die (auch geschwisterliche) Liebe, das Staatenbauen am Ende umsonst. Vielleicht sitzt letztlich keiner der teils selbsternannten und teils immer noch aus unterschiedlichen Gründen (Erbe, Ehre, Ehrgeiz) ambitionierten Figuren auf dem eisernen Thron. Ginge es nur nach der größten Armee, wäre die Frage einfach zu beantworten. Entschiede das Reservoir an Unmenschlichkeit, vermutlich auch.
Andererseits haben sieben Staffeln und 67 Episoden GoT mal mehr und selten weniger brutal gezeigt, dass es kaum einfache Antworten gibt, in diesem Monstrum von einer Serie. Ehre, Moral, Liebe, Vernunft oder Menschlichkeit bringen Sympathien bei den Zuschauern. Den Thron bringen sie nicht unbedingt. Allerdings scheint auch der „Macht ist Macht“-Ansatz der seit Ende der sechsten Staffel regierenden Königin Cersei nicht immer hilfreich. Aus der bisherigen Erfahrung mit der Dramaturgie der Serie (und ihren Machern) muss man also wohl sagen: Wahrscheinlich kommt alles doch ganz anders.
Aber wahrscheinlich kommt der Sieger (oder natürlich die Siegerin) des Spiels um den Thron allerdings trotzdem aus einer der drei großen Familien:
Haus Lannister
Da sind die Lannisters, die nicht nur immer ihre Schulden zurückzahlen, sondern durch deren verbleibende Familie inzwischen auch ein erheblicher Riss geht. Und zwar nicht nur wegen der unterschiedlichen Regierungsstile, sondern auch, weil die drei Geschwister irgendwann aufgehört haben, auf den Vater zu hören, für den die Familie immer im Vordergrund stand.
Dass Cersei die Ehrgeizigste der drei Geschwister und auch die beste Schülerin ihres Vaters ist, wird im Laufe der Serie immer offenkundiger. Obgleich ihm ihre zwischenzeitlich gezeigten Methoden vermutlich eher missfallen würden. Da Jaime nie Ambitionen auf Herrschaft gezeigt hat und Tyrion nun schon für zwei verschiedene Könige beziehungsweise Königinnen erfolgreich als Hand gedient hat, lohnt sich zudem ein genauerer Blick auf seine Entwicklung.
Haus Stark
Da sind die Starks, stolze aber vielleicht auch über Gebühr loyale Norderner, die permanent den Winter kommen sehen und in den ersten Staffeln ziemlich gefährdet waren, bevor sich die überlebenden drei Geschwister nun doch wieder im heimischen Winterfell eingefunden haben.
Nachdem Jons wahre Abstammung in den letzten Staffeln offengelegt wurde, wird der King in the North bei den Targaryens aufgeführt. Ein Blick auf die Starks lohnt sich dennoch insbesondere auf die überlebenden Schwestern Arya und Sansa. Beide haben ihre Pubertät auf bemerkenswerte Weise verbracht und sich dabei unterschiedliche – aber erfolgreiche – Überlebensstrategien angeeignet, die beide zu letztlich großem Erfolg führen könnten.
Haus Targaryen
Da sind die Targaryens, die einst die sieben Königreiche einten und die ein wahnsinniger König den Thron kostete, der nun mit Feuer und Blut zurückerobert werden soll. Die Gefahr hier: Eine Tante und ihr Neffe wissen nichts von ihrer Verwandtschaft und noch weniger von den unterschiedlichen Legitimationen, den Thron zu beanspruchen.
Die Ahnen der noch lebenden Targaryens einten einst die sieben Königreiche und die zunächst noch zwei überlebenden Erben sehen sich auch in der Nachfolge der damaligen Eroberer. Zumindest ist das erst die Intention von Viserys und wird auch zu der von Daenerys, die sich über die Serie nicht nur ein Heer, Kavallerie, Marine und drei Massenvernichtungswaffen in Drachenform aneignet, sondern auch vorhat, mit altgedienten Traditionen des Herrschens zu brechen. Wie sie wohl reagiert, wenn sie erfährt, dass die neue Liebschaft Jon mit ihr verwandt ist und einen stärkeren Anspruch auf den Thron hat?
Nachtkönig
Hinzu kommt mit dem König der Untoten noch ein Spieler, über den relativ wenig bekannt ist. Seine Ziele bleiben ebenso im eiskalten Verborgenen wie seine Geschichte. Von seiner Familie ist gar nichts bekannt. Dass er über ein paar tausend Generationen mit den (noch) lebenden Akteuren verwandt ist, ist durchaus möglich.
