29. Dezember 2022
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11 Min. Lesezeit
Plastikpassion
Am Ende von David Cronenbergs „Crimes of the Future“, nach langem Zögern, nimmt der Performancekünstler der Zukunft, in dessen Körper neue Organe wachsen, dann doch einen herzhaften Bissen von dem lila Plastikriegel, der das Verdauungssystem auf die Verarbeitung von chemischen Giftstoffen vorbereiten soll. Das Bild wird schwarz-weiß, und der Mann lächelt, gequält, aber wie verzückt. Mit dieser genialen Schlusseinstellung zitiert David Cronenberg Carl Theodor Dreyers „Passion der Jeanne d’Arc“ von 1928: Das Kino als ikonische Passionskunst, die Scheiterhaufen und Plastikriegel in Quellen ekstatischer Freuden verwandelt. Philipp Stadelmaier
Lust: „Irrlicht“ von João Pedro Rodrigues;
Frust: „Der beste Film aller Zeiten“ von Gastón Duprat und Mariano Cohn.