Heute schreibt Ihnen mal die SZ-Redaktion

Briefe an die Leserinnen und Leser von SZ-Autoren
29. Dezember 2022 - 13 Min. Lesezeit

Mehr als 50 000 Briefe schreiben Sie uns im Jahr – das ist gewaltig viel. Sie geben uns dabei manchmal ganz schön Zunder. Oder ergänzen, was in den SZ-Kommentaren bisher zu einem Thema gefehlt hat. Beeindruckende Schwarm­intelligenz. Dann wiederum gibt es einige unter Ihnen, die sich als wandelnde Enzyklopädie und leibhaftiger Fehlerdetektor erweisen. Das ist uns keineswegs lästig, denn was uns eint, ist die unbedingte Wahrheitsliebe, und deshalb korrigieren wir unsere Fehler transparent. Gehört sich so, wenn wir hier schon Ihren Vertrauensvorschuss (Abo) genießen und seriös arbeiten dürfen. Außerdem wären da noch die Besserwisser, und jene Menschen, die einen ganz besonders starken Besserwisser eingebaut haben. Dafür sind wir hier in der Redaktion Spezialisten ... uns geht’s ja nicht anders! Wenn’s also mal an der Stelle rummst, locker bleiben: Im Grunde könnten wir alle bei derselben Selbsthilfegruppe mitmachen und das demokratisch nehmen. Sind wir nicht alle gleich in unserem Streben nach Wissen und nach Mitteilung? Und dann sind da noch die, die uns loben, und die Noblen unter Ihnen, die von schrecklichen Schicksalen lesen und sofort konkrete Hilfen anbieten. Ach, Ihr Leserinnen und Leser: Wir mögen Euch!

Christiane Bracht, Forum & Leserbriefe

Tom Soyer, Leseranwalt

Sprachlabor: Was tut der Vorhang?

Ein paar Dankesbriefe aus dem Erlenmeyerkolben

LIEBER LESER E. in B., indem ich an dieser Stelle ausnahmsweise auch den Wohnort andeute, will ich allen anderen Leserinnen und Lesern sagen, dass es der in B. wohnhafte Herr E. ist, der die feinsten Lesefrüchte hat. Erst kürzlich rückte er damit an, dass in der Ukraine trotz Digitalisierung „bei Tod, Geburt oder Heirat … persönliches Erscheinen erforderlich“ sei. Wie geht das? Eventuell so: „Bin schon 14 Tage tot. Könnte ich endlich meine Sterbeurkunde haben?“

IHNEN, LIEBER LESER W., gilt mein Respekt. Ich habe die Briefe nicht gezählt, in denen Sie erläutern, dass der Eiserne Vorhang bei den erfreulicheren historischen Ereignissen nicht fällt, sondern sich hebt, aber es waren viele. Um es mit Goethe zu sagen: „Dass du nicht enden kannst, das macht dich groß.“

FAST NOCH MEHR RESPEKT habe ich vor Ihnen, lieber Leser Dr. L., der Sie keine „kalten Temperaturen“ auslassen, ohne einzuwenden, dass besagte Temperaturen niedrig seien. Diese Art der Zuordnung von Adjektiven hört auf den schönen Begriff Hypallage, falsch ist sie trotzdem. Die „schuldigen Scheitel“ – noch mal Goethe – mögen sich neigen.

STELLVERTRETEND für alle, die sich über den grassierenden Missbrauch des Doppelpunkts: ärgern, wünsche ich Ihnen, lieber Leser Q., dass Ihnen und uns derlei Ärger künftig: erspart bleibt.

AN DER LOGIK haperte es bei dem von Ihnen, lieber Leser Dr. Sch., zur Diskussion gestellten „Mitgehangen-mitgefangen-Problem“. Zu diskutieren gab es da nicht viel. Es gilt Ihr Diktum: „Warum sollte man Gehängte noch fangen?“

UM GENDERND ins Neue Jahr zu trudeln, rufe ich jetzt noch Sie, lieber Leser G., nach vorn. Sie mögen das Wort Wanderin nicht, da Sie die Metzgerin ja auch nicht Metzgin nennen. Eigentlich wollte ich Sie dazu verdonnern, je fünfzigmal Wandererin und Wandrerin an die Tafel zu schreiben. Das wird Ihnen aber erlassen, weil Sie den BR-Reporter Thomas Klinger mit dieser Perle zitierten: „Der Hasenfuß der Bayern … war die Defensive.“

Ihr aller Hermann Unterstöger

Hundsgemeiner Ausrutscher

Liebe Frau Lampe, Sie kritisieren, dass ich die Corgis von Queen Elizabeth II. im Artikel „Grrrrr Royal“ als „plumpe Biester“ bezeichnet habe. Das lässt sich nicht abstreiten, und ich muss der Vollständigkeit halber ergänzen, dass ich sie auch als „privilegierte Wadenbeißer“, „sich bewegender Teppich“ und „mutierte Meerschweinchen“ mit Stummelbeinen, Fledermausohren und Hängebauch beschrieben habe. Ich gebe zu, das klingt nicht besonders wertschätzend. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass Sie als Corgi-Halterin beim Lesen wütend geknurrt haben. Hunde sind ja immer ein haariges Thema. Aber Ihre Vermutung, dass ich ein Hundehasser bin, trifft überhaupt nicht zu. Fragen Sie meinen Hund! Es handelt sich um einen schwarzen Labrador Retriever, der dreimal so groß und dreimal so schwer ist wie ein Corgi, aus meiner Sicht auch dreimal so schön. Aber jeder Hundefreund glaubt fälschlicherweise, dass sein eigener Liebling der beste, schönste und schlaueste Vertreter seiner Art ist. Für diese Form des Rassismus möchte ich heute winselnd und mit geducktem Kopf um Entschuldigung bitten – bei Ihnen und allen anderen Corgi-Fans, denen ich mit meinem Text auf die Pfoten getreten bin.

Pfui und aus!

Titus Arnu, Redaktion Wochenende und Panorama

Rezeptur für Lieblingsleser

Liebe anonyme Leserin, die mir von circa 2011 bis 2014 immer Nürnberger Lebkuchen zu Weihnachten geschickt hat: Sie fehlen mir. 2015 dachte ich noch, Sie setzen vielleicht nur ein Jahr aus. Bitte nicht falsch verstehen, auch eine längere Pause ist völlig legitim – ich würde es nur bedauern, wenn wir uns ganz aus den Augen verlieren. Ich fand es sehr sympathisch, dass Sie mit Ihrem Geschenk nie Erwartungen verbunden haben. Insofern spräche ethisch von meiner Seite aus wirklich überhaupt nichts gegen eine Wiederaufnahme unseres Kontakts. Das sage ich nicht zu jedem. Zum Beispiel ausdrücklich nicht zu jenem Leser, der dem Kollegen Hägler und mir mal eine aufgerissene Packung Bierschinken ins Stuttgarter SZ-Büro gesandt hat. Lieber Schinken-Mann, bitte nutzen Sie E-Mail! Oder bedenken Sie zumindest, wie lange verderbliche Ware im Briefkasten liegt, wenn ich im Urlaub bin und der Hägler im Schwarzwald. Ich schweife ab. Es waren nicht irgendwelche Lebkuchen. Es waren auch noch die Guten. Frohes Neues, und lassen Sie es sich schmecken.

Roman Deininger, Buch Zwei

Bitte melden!

Ja, ich gebe zu, dass ich manchmal genervt war. Dann habe ich knapp geantwortet oder gar nicht reagiert (vor allem, wenn es schon die dritte Mail an einem Tag war). Ganz sicher habe ich Ihnen zu selten geschrieben, wie sehr ich den Austausch schätze. Denn ich habe profitiert von Ihren Einschätzungen zur Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten, die Sie mir ungefragt in einer atemberaubenden Geschwindigkeit mitteilten: Kaum war etwas in Israel passiert, wurde es in Bayern schon analysiert. Sie haben mich teilhaben lassen an Ihren Erfahrungen aus der Zeit Ihres Militärdienstes in Israel, die zwar schon länger zurücklag, aus der sich aber noch immer etwas lernen lässt. Sie haben mir Anregungen gegeben für Berichte und Kommentare, einige habe ich aufgegriffen. Ich war es auch, bei der Sie Ihren Ärger abluden – über unsere Nahost-Berichterstattung, über die Entwicklung einer Region, die Sie aus Deutschland mit Sorge beobachteten. Im Frühjahr ist der Kontakt abgerissen. War mein Hinweis, dass ich nicht mehr Israel-Korrespondentin bin, zu schroff? Es ist, wie es ist: Sie fehlen mir!

Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin

Wie Paulus, aber mit Youtube

Mal ehrlich, was wären wir ohne Briefe – schon die Bibel ist voll davon! Insgesamt 19 Lehr- und Ermahnungsschreiben zählt das Neue Testament. „Nicht um euch zu beschämen, schreibe ich dies; sondern ich ermahne euch als meine lieben Kinder“, schreibt zum Beispiel der Apostel Paulus an die Korinther. Wenn mich als zuständige Redakteurin für Religions- und Kirchenthemen von den Leserinnen und Lesern der SZ Belehrungen und Ermahnungen erreichen, dann sind sie in 90 Prozent der Fälle von einer ähnlich wohlmeinenden Grundhaltung getragen. Fast immer kann ich etwas mitnehmen aus den Zuschriften und generell bin ich beeindruckt von der Leidenschaft, die in den meisten Briefen zum Ausdruck kommt: vom Ringen und Hadern, vom Wüten und Toben, vom Loben und Preisen. Glaube ist eben ein emotionales Thema, und gerade die Institution Kirche hat auch viele Menschen sehr verletzt. Kirche regt auf und Kirche regt an. Manchmal erreichen mich viele Seiten Bibel-Exegese oder Mails mit Youtube-Links zu Kirchenliedern und ab und zu sogar ein Segenswunsch. Der wird gerne angenommen – das fällt auch nicht unter die Compliance-Richtlinie des Verlags. Glaube ich.

Annette Zoch, Politik

Geografisches Schwarmwissen

Wenn man zu Hause in London auf der Couch liegt, um eine Unterhausdebatte anzuschauen, und dann zusieht, wie in jenem Unterhaus die Nachricht eintrifft, dass die Queen im Sterben liegt, dann ist es egal, ob man sich für die Royals interessiert oder nicht: Dann kann man sich für die nächsten Wochen von trivialen Dingen wie Auf-der-Couch-Liegen verabschieden. Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben mir in den Wochen nach dem Tod der Queen mehr Zuschriften geschickt als sonst in meinen nun eineinhalb Jahren als UK-Korrespondent. Manche haben sich beschwert (zu viel!), andere haben sich bedankt (richtig so!), wieder andere haben mich korrigiert, wenn ich irgendeinen Titel irgendeines Royals nicht korrekt übersetzt habe. Dafür herzlichen Dank, überhaupt: Danke für die Aufmerksamkeit. Erst neulich wies mich eine Leserin darauf hin, dass Saffron Walden „weiß Gott nicht“ im Nordwesten Englands liegt. Dazu muss ich hier und jetzt ein Geständnis ablegen: Ich bin weiß Gott kein geografisches Genie. Ich wäre aufgeschmissen ohne Google Maps, und ohne Sie.

Michael Neudecker, Korrespondent

Wieder was gelernt

Liebe Lehrerinnen und Lehrer, immer wieder weisen Sie mich auf haarsträubende Fehler in meinen Texten hin: Dass Kasachstans Hauptstadt seit diesem Herbst nicht mehr Nursultan, sondern wieder Astana heißt. Dass der US-Politiker Mike Pence, bevor er unter Trump Vizepräsident wurde, nicht Gouverneur von Iowa, sondern von Indiana war. Solche Sachen. Ich erfahre von Ihnen außerdem Wissenswertes über die korrekte Verwendung von Tilden im Portugiesischen oder die Familie der Drosophilidae, zu Deutsch: Essigfliegen oder Taufliegen, keinesfalls zu verwechseln mit Fruchtfliegen. Es ist ein Gewinn für uns alle, dass Sie uns aufmerksam lesen. Nicht nur, weil auf diese Weise Fehler verbessert werden, sondern weil ich jeden Tag etwas dazulerne. Das Gefühl, mir manchmal vorzukommen wie 1992 als Schüler in der 7a, nehme ich in Kauf. Gerade beschäftige ich mich viel mit Waffen, mit dem Unterschied zwischen Puma und Marder etwa. Mir wäre es zwar lieber, wenn es bald wieder um Taufliegen und portugiesische Tilden ginge, aber das liegt nicht in meiner Hand.

Oliver Klasen, Expressdesk

Erzählen Sie doch mal

Liebe Leserinnen und Leser des SZ-Familie-Newsletters, wie geht es Ihnen mit der Infektwelle, die durch Kitas und Schulen rollt? Wie teilen Sie sich die Familienarbeit auf? Und haben Sie schon einmal eine Schwangerschaft abgebrochen?

Normalerweise funktioniert Journalismus ja so: Wir schreiben, viele lesen, wenige antworten, und davon wiederum beschweren sich die meisten. Bei Newslettern ist das anders. Darin erzähle ich häufig, wie es mir geht, frage dann, wie es Ihnen geht, und bekomme als häufigste Antwort: Sie sprechen mir aus der Seele. Das freut mich jedes Mal. Auch all die obigen Fragen habe ich in diesem Jahr gestellt und daraufhin viele interessante Lebensgeschichten erzählt bekommen. Manche davon waren so außergewöhnlich, dass der nächste Text daraus entstand. Das ist das Besondere am Newsletter, und dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken: Es ist kein anonymes Senden eines Textes an ein anonymes Publikum. Sondern – fast – so etwas wie ein Gespräch. Bleiben wir dabei?

Barbara Vorsamer, SZ am Wochenende

Fehlerdetektor mit Abonnement

Ja, auch wir bei der SZ machen Fehler. Weil Texte oftmals schnell online gehen müssen und zum Print-Redaktionsschluss besonders viele Texte fertig werden, bleibt der Schlussredaktion nicht immer die Zeit, um alles in Ruhe gegenzulesen. Da hilft uns dann die aufmerksame Leserschaft, die uns per Mail (forum@sz.de) oder per Feedback auf SZ.de unter die Nase reibt, was wir vermurkst haben: verwechselte Nationalitäten, ein falsch übersetztes Wort aus dem Französischen, einen unzutreffend transkribierten Ort in der Ukraine, einen Prinzen, der keiner ist … Wir verbessern das so schnell wie möglich online und drucken eine Korrektur, transparent und wahrheitsliebend. Einige unserer Leserinnen und Leser haben wir als aufmerksame Fehlerdetektoren schon besonders schätzen gelernt, H. B. aus Saarlouis, J. S. aus Freiburg, U. K. und A. M. aus München, denen wir hier stellvertretend für alle engagierten Leser danken möchten. Es ist schön und auch wichtig für die SZ-Redaktion, eine derart kluge, kritische und interessierte Leserschaft zu haben.

Christian Albrecht, Schlussredaktion

Von Bierschaum und Bienen

Manche Journalisten glauben, dass sie das, was sie einst im naturwissenschaftlichen Unterricht gelernt haben, nicht mehr brauchen. Welch ein Irrtum! Vor ein paar Jahren ging es in einer Serie zur „Physik der Wiesn“ um den Zerfall des Bierschaums. Nach ausgiebiger Recherche und Experteninterviews zum Thema waren in der veröffentlichten Formel schließlich zwei Variablen vertauscht. An dieser Stelle danke an die Mathe- und Physiklehrer, die mich darauf hingewiesen haben – und den Beitrag trotzdem in ihren Klassen verwenden wollten. Texte über Bier rufen überhaupt leidenschaftliche Reaktionen hervor, dicht gefolgt von Bienen. Einmal verwechselte ich selbige in einer Glosse mit Wespen. Da war was los! „Ich hoffe, Sie bekommen heute viele Zuschriften, die, so wie ich, ihr Entsetzen über Ihren heute erschienenen Artikel ausdrücken“, schrieb mir Frau G. (Abo seit 1966). Nach meiner Antwort äußerte sich Frau G. dann noch einmal sehr charmant. Erst ruppig und anklagend, dann freundlich: Dieses Muster zeigt sich häufig. Weil Sie, liebe Leserinnen und Leser, offenbar meist gar nicht mit einer Antwort rechnen. Dabei ist unser Tun ja keine Einbahnstraße. Danke für den Dialog, für Lob und Kritik. Ohne Sie wäre es ganz schön langweilig.

Anna Hoben, Redaktion München

Walter will's wissen

Dear Walter, eigentlich müsste ich auf Englisch schreiben und Du auf Deutsch mit der 16 Punkt großen Schrift, so wie wir es oft gemacht haben und wie es Dein 94-jähriges deutsch-amerikanisches Lebensgefühl und die Augen am liebsten mögen. Deine Mails aus Kanada oder Florida, meine aus München. Die erste war seltsam, fast schon unglaubwürdig. Kam auch zu einer Zeit, als das Postfach überquoll mit Troll-Briefen seltsamer Spinner. Aber dann habe ich doch zurückgeschrieben und über unzählige Mailwechsel viel gelernt über das Trump-Amerika und das Leben als Snowbird, das die Winter im warmen Süden und den Rest des Jahres im angenehmen Montreal verbringt. Und natürlich die Sommerreise nach Berchtesgaden, wo das alte Familienhaus der Lindes steht, die Kindheitserlebnisse in Bormanns Bunker unterm Obersalzberg und an der Flak in Mittersendling. Ein atemberaubendes Leben, voll Neugier und bohrender Nachfragen. Thanks for sharing, thanks for asking. Im Sommer essen wir wieder ein Schnitzel am See. Und Grüße an Ruth.

Stefan Kornelius, Politik

Bayern-Hasser, Bayern-Fan

Wenn der FC Bayern gegen Dortmund spielt, weiß ich schon vor dem Spiel, dass ich parteiisch bin. Seit ich das weiß, ist eine große Last von mir abgefallen. Früher habe ich mich oft unter Druck gesetzt, die journalistische Unabhängigkeit ist ja eine große Sache. Dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, habe ich gelernt, dass diese Überparteilichkeit einem bloß die Arbeit erschwert. Es ist ein unschätzbarer Luxus, wenn ich schon vor dem Spiel weiß, dass ich nach dem Spiel als „Bayern-Hasser“ beschimpft werde, weil ich auf ein paar vergebene Torchancen hingewiesen habe. Ebenso befreiend ist die Gewissheit, dass ich nach demselben Spiel als „Bayern-Fan“ verunglimpft werde, falls ich trotz der vergebenen Torchancen nicht vergesse, die Tore der Bayern zu würdigen.

Bei der Bearbeitung der Leserpost lege ich Wert darauf, all denen, die mich für einen Bayern-Hasser halten, zu erklären, dass ich die Bayern eigentlich toll finde. Die Fan-Vorwürfe kontere ich, indem ich schreibe, dass ich die Bayern eigentlich kritisch sehe. Ich finde, Sie haben eine ehrliche Antwort verdient.

Christof Kneer, Sport

Und keiner hört auf uns

Liebe Freunde des Politischen Buches, wissen Sie eigentlich, was ich als verantwortlicher Redakteur am Wochenbeginn immer als Erstes mache? Ich schaue mir die Sachbuchbestsellerlisten an. Nun weiß ich auch, dass Verkaufszahlen allein nicht viel über den Gehalt oder die Relevanz von politischen Büchern aussagen, aber trotzdem freue ich mich, wenn ein Buch, das bei uns lobend erwähnt wurde, unter den Top Ten auftaucht, zwischen all den lustigen Ratgebern oder Promi-Memoiren. Und dann tauchen da aber auch Bücher auf, die bei uns (und in anderen Medien) ohne jedes Lob auskommen mussten, wie etwa dieses Jahr ein Werk über „Nationale Interessen“ von Klaus von Dohnanyi. Aber eigentlich wusste ich das vorher, Ihre Leserbriefe mit dem Tenor „Dohnanyi hat doch recht“ kamen ja reichlich. Und überhaupt die SPD und ihre Russlandpolitik – die hat bei vielen von Ihnen noch erstaunlich viel Kredit. Ich verspreche: Wir helfen auch künftig gern weiter bei der Aufarbeitung. Die Verlage setzen 2023 erneut den Schwerpunkt „Russland, Ukraine, Westen, SPD“.

Robert Probst, Das Politische Buch

Herr Senad schreibt nicht

Herr Senad hat mir wieder nicht geschrieben. Ob er den Artikel übersehen hat? Dabei ist Herr Senad eine wichtige Verbindung mit der Leserschaft, die Brücke zwischen dem, was ich tue, und denen, für die es bestimmt ist. Viele, viele Menschen schreiben mir. Zum Beispiel, um mir zu sagen, dass ich ein „Eremit außerhalb unseres gesellschaftlichen Lebens“ sei, „reaktionär“ und unter „unbewältigten Kindheitskonflikten“ leide. Ein Leser erklärt mir, dass es ein Fehler sei, den Comic-Hund Goofy als „Charakter“ zu bezeichnen. Es handele sich um: „eine Figur“. Ein Professor meint, dass Eva ganz sicher aus der „Rippe“ Adams stamme, da der Plural in Gen 2, 21-22 alles andere ausschließt. Eine Tierschützerin empört sich, ich hätte „Taubenhass“ gefördert. Ich antworte stets freundlich und denke, wie dieses oder jenes wohl von Herrn Senad gesehen würde. Manchmal höre ich ihn seufzen, durchs offene Fenster. Da fühle ich, dass er gerade wieder an meiner Zeitung – oder an der Welt? – verzweifelt. Es treibt ihn nachts noch um! Was er wohl davon hält, dass man mir am gleichen Tag zum gleichen Text schreibt: „brillant“ und „unmöglich“? Selbst wenn er schweigt: Am nächsten Morgen steckt mir mein Zusteller erneut meine Zeitung in den Briefkasten. Vielleicht hat’s ihm ja doch gefallen, was ich geschrieben habe. Danke, lieber Herr Senad!

Martin Zips, Panorama

Hinweis

Diese Briefe der Redaktion an die Leserinnen und Leser sind in der gedruckten SZ auf der Leserbriefseite erschienen - als Hommage an unsere Leserinnen und Leser, die uns hier übers Jahr vielfältige, anregende, weiterführende Kommentare zu unserer Berichterstattung einsenden. Tun Sie das gerne weiterhin so fleißig – davon leben unsere Leserbriefseiten. Bitte geben Sie dabei immer Adresse und Telefonnummer an und nehmen Sie Bezug auf konkrete SZ-Beiträge (Titel, Erscheinungsdatum). Mailen Sie Ihre Beiträge an forum@sz.de oder schreiben Sie an: Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München.