Wenn man in Berlin loswandert und vorhat, zu Fuß in einer Woche Madrid zu erreichen, dann ist das einfach unrealistisch (auch dann, wenn es wirklich wichtig wäre und man genau weiß, dass man eigentlich schon vor 25 Jahren hätte loslaufen sollen, was man aber nicht getan hat, weil man leider ein Riesenidiot war). Mal angenommen, nach fünf Tagen stellt man fest, dass man erst in Dessau-Roßlau steht: Ist das dann ein Rückschritt, weil für die restlichen 2000 Kilometer jetzt nur noch zwei Tage bleiben, ui, das wird aber knapp, da war beim Start noch mehr Zeit ...?! Kann man so sehen. Man kann aber auch sagen: Das erste Stück liegt hinter mir, die grobe Richtung stimmt, und immerhin bin ich mal unterwegs.
So ähnlich könnte man die Situation im Klimaschutz betrachten. Als die Weltgemeinschaft 2015 in Paris vereinbarte, die Erwärmung auf unter zwei, nach Möglichkeit 1,5 Grad zu begrenzen, waren viele Beobachter überrascht. Dass ein so ehrgeiziges Ziel wie die 1,5 Grad herauskommen würde, war nicht absehbar gewesen. Schon damals meinten manche Experten, dass das eigentlich kaum noch zu schaffen sei. Heute, neun Jahre und ein paar Zehntelgrad zusätzlicher Erwärmung später, ist es unübersehbar: Das wird nichts mehr.
Darüber kann man verzweifeln, wenn man darauf gehofft hatte (und in Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht: Wer hätte nicht gehofft?). Aber wenn man enttäuschte Hoffnungen mal beiseitelässt und nur vergleicht, wo die Welt 2015 stand und wo sie heute steht, dann kann man auch sagen: Das erste Stück, immerhin, ist geschafft.
