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„Ich war nie ein Mann“
14. Mai 2021
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14 Min. Lesezeit
Das erste Kleid, das sie trägt, ist blumig und luftig. Ari ist zehn, als sie es anzieht. Ihre Mutter ist in der Arbeit, sie ist alleine, sie macht es heimlich. Das Kleid hat sie aus der Schule, irgendwer hat es liegen gelassen, sie hat es mitgenommen. Es sind die Siebzigerjahre in Ostberlin.
Sie läuft nach draußen, die Mauer entlang, und irgendwann in zwei Polizisten hinein. „Wer bist du, woher kommst du, warum hast du ein Kleid an, du bist doch gar kein Mädchen“, wollen sie wissen. Sie wird verhört und in eine Zelle gesperrt. Sie schämt sich.