Handwerk
Lasst sie machen
Der Sohn ist 17 und macht bald Abitur. Frage am Familienküchentisch: „Was willst du danach machen?“ Erwartbare Reaktion: „boaaaaah“. Man kennt das und bleibt ungerührt. Also? Daraufhin flieht er. Aus früheren Gesprächen weiß man, dass er sich eine Ausbildung bei Top Gun als Kampfpilot vorstellen kann und dass er als Fan der John-Wick-Filmserie den ehrenwerten Beruf des Auftragskillers schätzt. Überhaupt findet er alles okay, solange es die Eltern schockiert.
Das Studium der Germanistik schließt er hingegen aus, was man jedoch dankbar zur Kenntnis nimmt. Eine handwerkliche Ausbildung zum Maler oder Fliesenleger aber, wie man sie seit dem verblüffend heiteren Kostenvoranschlag eines vermutlich sehr vermögenden Fliesenlegers immer wieder mal erörtert, reizt den Sohn nur zu jenem Gelächter, das die Absurdität des Elterndaseins umhüllt wie die Ha-ha-ha-Welle Charlie Brown.
Jim Preston ist Mechaniker. Sein Talent: alles, wozu man Werkzeug braucht. Antiintellektuell ist er nicht. Preston (dargestellt von Chris Pratt im Film „Passengers“) hat einfach was Zupackendes. Was Praktisches. Letztlich ist genau das – die Expertise als Mechaniker – der Grund, warum sich im Scifi-Film, der im 24. Jahrhundert sowie auf einem interstellaren Raumschiff spielt, die kluge und schöne Aurora Lane (Jennifer Lawrence) in Preston verliebt. Okay, sie hat auch keine große Auswahl, denn von 5000 im Hyperschlaf ruhenden Menschen, die sich auf einer 120 Jahre währenden Reise von der Erde zu einer fernen Kolonie befinden, werden nur zwei Passagiere unplanmäßig 90 Jahre vor der Ankunft auf einem autonom fliegenden Raumschiff wach: Aurora und Jim in einer Robinsonade im All.
Am Ende des Films rettet der Mechaniker das Raumschiff und Tausende Menschen. Danach, das Frauenbild im 24. Jahrhundert ist angenehm modern, rettet sie übrigens ihn. Schließlich werden Jim und Aurora glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Liebe, Glück, Abenteuer und Heroik: Das erwartet euch, Leute, wenn ihr ins Handwerk geht. Das wäre doch mal eine Botschaft. Dessen ungeachtet wird vor allem das Wort „Fachkräftemangel“ auf der Internationalen Handwerksmesse zu hören sein, die am 8. März in München eröffnet wird.
Theoretisch könnte die Online-Plattform DasHandwerk.de auch mit dem Mechaniker-Epos im Weltall werben, aber die Rubrik „Schon gewusst?“ auf der Homepage ist auch nicht übel. Dort ist zu erfahren, dass in Deutschland mehr als eine Million Betriebe mit rund 5,6 Millionen Handwerkerinnen und Handwerkern das Kernstück der deutschen Wirtschaft bilden. „Das Handwerk beschäftigt damit 13 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland – mehr Menschen als alle Dax-Unternehmen zusammen.“
Außerdem: „Zu sehen, was man tagsüber leistet, macht stolz und zufrieden. 91 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker sind stolz auf ihren Beruf und ihre Leistung, bestätigt eine Studie der Universität Göttingen.“ Seltsam ist nur, dass für das Handwerk gerade sehr viel Werbung gemacht wird – und der Fachkräftemangel trotzdem zunimmt.
Aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz kommen diese Zahlen: In 352 von insgesamt 801 Berufsgattungen herrschen Fachkräfteengpässe, weshalb 55 Prozent der Unternehmen diese Entwicklung als „Risiko“ für die geschäftliche Zukunft einstufen. 2010 waren es noch 16 Prozent.
Handwerk
Lasst sie machen
Der Sohn ist 17 und macht bald Abitur. Frage am Familienküchentisch: „Was willst du danach machen?“ Erwartbare Reaktion: „boaaaaah“. Man kennt das und bleibt ungerührt. Also? Daraufhin flieht er. Aus früheren Gesprächen weiß man, dass er sich eine Ausbildung bei Top Gun als Kampfpilot vorstellen kann und dass er als Fan der John-Wick-Filmserie den ehrenwerten Beruf des Auftragskillers schätzt. Überhaupt findet er alles okay, solange es die Eltern schockiert.
Das Studium der Germanistik schließt er hingegen aus, was man jedoch dankbar zur Kenntnis nimmt. Eine handwerkliche Ausbildung zum Maler oder Fliesenleger aber, wie man sie seit dem verblüffend heiteren Kostenvoranschlag eines vermutlich sehr vermögenden Fliesenlegers immer wieder mal erörtert, reizt den Sohn nur zu jenem Gelächter, das die Absurdität des Elterndaseins umhüllt wie die Ha-ha-ha-Welle Charlie Brown.
Jim Preston ist Mechaniker. Sein Talent: alles, wozu man Werkzeug braucht. Antiintellektuell ist er nicht. Preston (dargestellt von Chris Pratt im Film „Passengers“) hat einfach was Zupackendes. Was Praktisches. Letztlich ist genau das – die Expertise als Mechaniker – der Grund, warum sich im Scifi-Film, der im 24. Jahrhundert sowie auf einem interstellaren Raumschiff spielt, die kluge und schöne Aurora Lane (Jennifer Lawrence) in Preston verliebt. Okay, sie hat auch keine große Auswahl, denn von 5000 im Hyperschlaf ruhenden Menschen, die sich auf einer 120 Jahre währenden Reise von der Erde zu einer fernen Kolonie befinden, werden nur zwei Passagiere unplanmäßig 90 Jahre vor der Ankunft auf einem autonom fliegenden Raumschiff wach: Aurora und Jim in einer Robinsonade im All.
Am Ende des Films rettet der Mechaniker das Raumschiff und Tausende Menschen. Danach, das Frauenbild im 24. Jahrhundert ist angenehm modern, rettet sie übrigens ihn. Schließlich werden Jim und Aurora glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Liebe, Glück, Abenteuer und Heroik: Das erwartet euch, Leute, wenn ihr ins Handwerk geht. Das wäre doch mal eine Botschaft. Dessen ungeachtet wird vor allem das Wort „Fachkräftemangel“ auf der Internationalen Handwerksmesse zu hören sein, die am 8. März in München eröffnet wird.
Theoretisch könnte die Online-Plattform DasHandwerk.de auch mit dem Mechaniker-Epos im Weltall werben, aber die Rubrik „Schon gewusst?“ auf der Homepage ist auch nicht übel. Dort ist zu erfahren, dass in Deutschland mehr als eine Million Betriebe mit rund 5,6 Millionen Handwerkerinnen und Handwerkern das Kernstück der deutschen Wirtschaft bilden. „Das Handwerk beschäftigt damit 13 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland – mehr Menschen als alle Dax-Unternehmen zusammen.“
Außerdem: „Zu sehen, was man tagsüber leistet, macht stolz und zufrieden. 91 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker sind stolz auf ihren Beruf und ihre Leistung, bestätigt eine Studie der Universität Göttingen.“ Seltsam ist nur, dass für das Handwerk gerade sehr viel Werbung gemacht wird – und der Fachkräftemangel trotzdem zunimmt.
Aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz kommen diese Zahlen: In 352 von insgesamt 801 Berufsgattungen herrschen Fachkräfteengpässe, weshalb 55 Prozent der Unternehmen diese Entwicklung als „Risiko“ für die geschäftliche Zukunft einstufen. 2010 waren es noch 16 Prozent.