Donald Trump hat sich in einem Video damit gebrüstet, Frauen ungestraft an die Pussy fassen zu dürfen. Als Präsident ernannte er drei Richter für den Obersten Gerichtshof, die das nationale Recht auf körperliche Selbstbestimmung von Frauen kippten, seitdem haben zahlreiche US-Bundesstaaten die Möglichkeit für einen Schwangerschaftsabbruch stark eingeschränkt. Mindestens vier Frauen hat dies mittlerweile das Leben gekostet. Und während des aktuellen Wahlkampfs verlor der Republikaner einen Prozess, in dem es unter anderem um eine Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels ging.
Das sind drei von unzähligen Beispielen dafür, dass der ehemalige und künftige US-Präsident sich sexistisch äußert und frauenfeindlich handelt. Und zumindest was die Pussy-Äußerung und die Schweigegeldzahlung betrifft, traut man sich zu behaupten: Ein deutscher Politiker, der etwas in dieser Art verzapft, hätte seine Chancen auf ein hohes Staatsamt verspielt. Beim Thema Frauengesundheit ist man sich da nicht so sicher. Die Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen ist in Deutschland durch einen wackeligen Kompromiss geregelt, die Ampel hat eine Reform vor sich hergeschoben. Unter einer Koalition mit Unionsbeteiligung kann man die Idee völlig vergessen. Jedes Jahr gibt es weniger Praxen, die die Leistung anbieten.
Sich daher als Feministin über den deutschen Stand der Gleichberechtigung zu freuen und „Die spinnen, die Amis!“ zu rufen, wäre also leider naiv. Auch in Deutschland sind Menschen mit sexistischen Einstellungen in Regierungsämtern nicht nur möglich, sondern – wenn man auf die bevorstehenden Neuwahlen und aktuelle Umfragen blickt – sogar wahrscheinlich. Sexismus ist Mainstream – im Berliner Politikbetrieb genauso wie in der gesamten Gesellschaft.