Die Macht des Sommers 

Tage wie Honig

Ein Monat für heiße Tage, große Literatur und Blockabfertigungen: Der August ist die Zeit, in der man endlich faul sein darf. Doch manchmal passieren auch ungeheuerliche Dinge in diesen angeblich trägen Wochen.

Die Macht des Sommers 

Tage wie Honig

Ein Monat für heiße Tage, große Literatur und Blockabfertigungen: Der August ist die Zeit, in der man endlich faul sein darf. Doch manchmal passieren auch ungeheuerliche Dinge in diesen angeblich trägen Wochen.

Von Kurt Kister
1. August 2024 - 9 Min. Lesezeit

Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“ beginnt mit einem Autounfall. An einem „schönen Augusttag des Jahres 1913“, dessen „Schönheit“ gleich zu Beginn des ersten Kapitels durch einen komplizierten Wetterbericht niederironisiert wird, fährt in Wien ein Lastkraftwagen einen Mann an. Man weiß nicht, wer der Mann ist, man kennt auch das Paar nicht, aus dessen Sicht der Unfall geschildert wird. Man weiß ebenfalls nicht, warum er überhaupt am Beginn dieses Romans steht. Die meteorologisch unterlegte Unfallszene versetzt einen nicht in eine Stimmung angenehmer Melancholie wie Marcel Prousts Anfangssatz aus der „Suche nach der verlorenen Zeit“: „Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen.“ Und man verspürt auch nicht jene Neugier, die der nüchterne, atmosphärische erste Satz des „Ulysses“ von James Joyce auslöst: „Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in den Händen …“

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