Protest

Augenblicke für die Ewigkeit

Manchmal verändert ein Moment ein ganzes Leben: Das sind die Geschichten ikonischer Protestfotos.


Texte von Corinna Guthknecht und Clara Lipkowski

Die Faust

Die Faust

Eine Frau stellt sich marschierenden Männern in den Weg. Sie reckt die rechte Faust in Manier von Nelson Mandela in die Höhe. Nur etwa ein Meter trennt die beiden Seiten voneinander – weiße Männer, die gegen Immigranten auf die Straße gehen und Tess Asplund, die dabei nicht mehr zusehen will.

Es war Mai 2016. In der schwedischen Gesellschaft polarisierte damals ein Thema: die Flüchtlinge, die seit ein paar Monaten in großer Zahl ins Land kamen. Eigentlich war Schweden für seine besonders liberale Zuwanderungspolitik bekannt. Doch damals wurde erbittert über Personenkontrollen und Aufnahmestopps gestritten. Neonazis und Nationalisten forderten die Abschottung Schwedens.

Tess Asplund, damals 42, war in dieser Zeit oft auf Demonstrationen dabei. Sie wollte die Rechtsaußen-Männer nicht einfach gewähren lassen, die in gebügelten Hemden und mit grünen Flaggen durch Borlänge marschierten, etwa zweieinhalb Autostunden westlich von Stockholm. Sie habe den Moment nicht geplant, sagt sie heute, aber ein Zeichen setzen wollen. Sie wollte zeigen, dass sie keine Angst hat. Wenn nötig eben auch von Angesicht zu Angesicht.

„Diese Neonazis sind bekannt dafür, dass sie gewalttätig sind“, sagt David Lagerlöf. Er war als Fotograf bei der Demo und erinnert sich drei Jahre später an diesen Tag: „Tess hat sich in Gefahr gebracht.“ Der Stockholmer fotografierte im Auftrag des antirassistischen Magazins Expo. Immer mal wieder geriet er bei solchen Veranstaltungen zwischen die Fronten, hier Neonazis, da militante Linke, oft trug er deswegen bei der Arbeit auch einen Helm. In Borlänge war die Stimmung zwar angespannt, aber militante Gegendemonstranten waren nicht gekommen. Doch als Tess sich plötzlich positionierte, sei es riskant geworden, meint Lagerlöf. „Sie ist keine große Person mit Muskeln und stellte sich diesen Personen gegenüber. Das war David gegen Goliath.“

Lagerlöf verfolgte den Moment durch seine Kameralinse. Er schoss eine ganze Reihe von Fotos. Und dachte: „Hier kann gerade alles passieren.“ Rückblickend sagt er: „Das Drama passiert in dem Moment, in dem du die Situation mit der Kamera einfrierst. Dadurch wird das Foto wirklich stark.“

Was die Momentaufnahme nicht zeigt: Hinter den Männern marschierten rund 300 weitere Neonazis. Tess Asplund machte mit erhobener Faust ein paar Schritte rückwärts, etwa zehn Sekunden vergingen, ein anderer Gegendemonstrant kam dazu gelaufen, applaudierte ihr, wurde aber zur Seite gedrängt. Dann stieß einer der Neonazis auch Tess Asplund weg.

Kurze Zeit später wurde eines der Fotos von Lagerlöf auf der Internetseite von Expo veröffentlicht. Erst danach entschied sich das Magazin für eine weitere Geschichte und veröffentlichte auch das Bild mit Tess Asplund. Sie selbst bekam das gar nicht mit. Aber am nächsten Tag riefen Freunde an: „Was hast du gemacht?“ Sie verstand erst gar nicht, checkte ihre Konten in den sozialen Medien, sah sich auf dem Foto von Lagerlöf, die vielen Likes und Kommentare. „Dann riefen Medien aus der ganzen Welt an. Das war Chaos, wochenlang.“ Fahrt nahm die Sache zusätzlich auf, als die britische Autorin J. K. Rowling das Bild retweetete. Dadurch wurde das Foto fast 11 000 Mal weiterverschickt.

Kontakt zum Fotografen Lagerlöf hatte sie bis dahin nicht. Irgendwann markierte ein Nutzer auf Facebook ihren Namen auf dem Foto. So fand Lagerlöf erst heraus, wen er eigentlich fotografiert hatte und kontaktierte sie. Wenige Tage später lernten sie sich im Fernsehstudio von Aftonbladet kennen, wo sie gemeinsam ein Interview gaben. Auch Lagerlöf wurde mit Medienanfragen bombardiert. „Natürlich beeinflusst das deine Karriere“, sagt er, „du machst dir damit einen Namen. Aber unter Fotografen gilt: Du bist immer nur so gut wie dein letztes Foto.“ Auf die Frage, ob sie nach der Demo bedroht wurde, antwortet Asplund: „Die Nazis waren nicht glücklich darüber, natürlich nicht, aber sie haben mich schon vor dem Bild gehasst, also macht es für mich keinen Unterschied.“ 

Eine Frau stellt sich marschierenden Männern in den Weg. Sie reckt die rechte Faust in Manier von Nelson Mandela in die Höhe. Nur etwa ein Meter trennt die beiden Seiten voneinander – weiße Männer, die gegen Immigranten auf die Straße gehen und Tess Asplund, die dabei nicht mehr zusehen will.

Es war Mai 2016. In der schwedischen Gesellschaft polarisierte damals ein Thema: die Flüchtlinge, die seit ein paar Monaten in großer Zahl ins Land kamen. Eigentlich war Schweden für seine besonders liberale Zuwanderungspolitik bekannt. Doch damals wurde erbittert über Personenkontrollen und Aufnahmestopps gestritten. Neonazis und Nationalisten forderten die Abschottung Schwedens.

Tess Asplund, damals 42, war in dieser Zeit oft auf Demonstrationen dabei. Sie wollte die Rechtsaußen-Männer nicht einfach gewähren lassen, die in gebügelten Hemden und mit grünen Flaggen durch Borlänge marschierten, etwa zweieinhalb Autostunden westlich von Stockholm. Sie habe den Moment nicht geplant, sagt sie heute, aber ein Zeichen setzen wollen. Sie wollte zeigen, dass sie keine Angst hat. Wenn nötig eben auch von Angesicht zu Angesicht.

„Diese Neonazis sind bekannt dafür, dass sie gewalttätig sind“, sagt David Lagerlöf. Er war als Fotograf bei der Demo und erinnert sich drei Jahre später an diesen Tag: „Tess hat sich in Gefahr gebracht.“ Der Stockholmer fotografierte im Auftrag des antirassistischen Magazins Expo. Immer mal wieder geriet er bei solchen Veranstaltungen zwischen die Fronten, hier Neonazis, da militante Linke, oft trug er deswegen bei der Arbeit auch einen Helm. In Borlänge war die Stimmung zwar angespannt, aber militante Gegendemonstranten waren nicht gekommen. Doch als Tess sich plötzlich positionierte, sei es riskant geworden, meint Lagerlöf. „Sie ist keine große Person mit Muskeln und stellte sich diesen Personen gegenüber. Das war David gegen Goliath.“

Lagerlöf verfolgte den Moment durch seine Kameralinse. Er schoss eine ganze Reihe von Fotos. Und dachte: „Hier kann gerade alles passieren.“ Rückblickend sagt er: „Das Drama passiert in dem Moment, in dem du die Situation mit der Kamera einfrierst. Dadurch wird das Foto wirklich stark.“

Was die Momentaufnahme nicht zeigt: Hinter den Männern marschierten rund 300 weitere Neonazis. Tess Asplund machte mit erhobener Faust ein paar Schritte rückwärts, etwa zehn Sekunden vergingen, ein anderer Gegendemonstrant kam dazu gelaufen, applaudierte ihr, wurde aber zur Seite gedrängt. Dann stieß einer der Neonazis auch Tess Asplund weg.

Kurze Zeit später wurde eines der Fotos von Lagerlöf auf der Internetseite von Expo veröffentlicht. Erst danach entschied sich das Magazin für eine weitere Geschichte und veröffentlichte auch das Bild mit Tess Asplund. Sie selbst bekam das gar nicht mit. Aber am nächsten Tag riefen Freunde an: „Was hast du gemacht?“ Sie verstand erst gar nicht, checkte ihre Konten in den sozialen Medien, sah sich auf dem Foto von Lagerlöf, die vielen Likes und Kommentare. „Dann riefen Medien aus der ganzen Welt an. Das war Chaos, wochenlang.“ Fahrt nahm die Sache zusätzlich auf, als die britische Autorin J. K. Rowling das Bild retweetete. Dadurch wurde das Foto fast 11 000 Mal weiterverschickt.

Kontakt zum Fotografen Lagerlöf hatte sie bis dahin nicht. Irgendwann markierte ein Nutzer auf Facebook ihren Namen auf dem Foto. So fand Lagerlöf erst heraus, wen er eigentlich fotografiert hatte und kontaktierte sie. Wenige Tage später lernten sie sich im Fernsehstudio von Aftonbladet kennen, wo sie gemeinsam ein Interview gaben. Auch Lagerlöf wurde mit Medienanfragen bombardiert. „Natürlich beeinflusst das deine Karriere“, sagt er, „du machst dir damit einen Namen. Aber unter Fotografen gilt: Du bist immer nur so gut wie dein letztes Foto.“ Auf die Frage, ob sie nach der Demo bedroht wurde, antwortet Asplund: „Die Nazis waren nicht glücklich darüber, natürlich nicht, aber sie haben mich schon vor dem Bild gehasst, also macht es für mich keinen Unterschied.“ 

Das Feuer

Das Feuer

Am 10. Juni 1963 klingelte in der Saigoner Zentrale der Presseagentur AP das Telefon. Büroleiter Malcolm Browne nahm ab. So schildert es Michael Ebert, Dozent für Fotojournalismus, der mit Browne gesprochen hat. Am anderen Ende der Leitung kündigte ein Mönch der lokalen Xa-Loi-Buddhist-Pagode etwas Dramatisches für den nächsten Morgen an. „Um was genau es ging, verriet er nicht“, sagt Ebert. Ohne zu wissen, was ihn erwartete, begab sich Browne am Morgen zur Pagode. Damals regierte in Südvietnam der autoritäre katholische Präsident Ngô Đình Diem, der die buddhistische Bevölkerungsmehrheit unterdrückte. Immer wieder gab es Proteste.

Browne war eigentlich schreibender Journalist, doch auf Anweisung trug er eine Kamera bei sich. Er fotografierte, interviewte die Mönche bei Gebeten und bei der Prozession zum Zentrum von Saigon. Dort setzte sich einer der Mönche, Thích Quang Đuc, auf die Straße, wurde mit Benzin übergossen und zündete sich an. Sein Körper brannte, er gab keinen Laut von sich. Browne fotografierte, die Feuerwehr kam, doch die Mönche blockierten die Zufahrt. Dass er ein Jahrhundertfoto gemacht hatte, war ihm nicht bewusst: AP hatte noch kein Bildfunkgerät in Saigon, deshalb wurde der Film zum Entwickeln nach Manila geschickt, dann nach San Francisco und schließlich in die New Yorker Zentrale. 15 Stunden nach der Aufnahme wurde das Foto für andere Medien bereitgestellt, ohne dass es Browne gesehen hatte. Es ist eines der wenigen Protestfotos mit direkten politischen Folgen: US-Präsident John F. Kennedy war so schockiert von dem tödlichen Vorfall, dass er den Staatschef in Vietnam bewusst nicht vor einem bevorstehenden Militärputsch warnte. Fünf Monate nachdem das Foto geschossen wurde, kam es zum Sturz der Regierung. 

Am 10. Juni 1963 klingelte in der Saigoner Zentrale der Presseagentur AP das Telefon. Büroleiter Malcolm Browne nahm ab. So schildert es Michael Ebert, Dozent für Fotojournalismus, der mit Browne gesprochen hat. Am anderen Ende der Leitung kündigte ein Mönch der lokalen Xa-Loi-Buddhist-Pagode etwas Dramatisches für den nächsten Morgen an. „Um was genau es ging, verriet er nicht“, sagt Ebert. Ohne zu wissen, was ihn erwartete, begab sich Browne am Morgen zur Pagode. Damals regierte in Südvietnam der autoritäre katholische Präsident Ngô Đình Diem, der die buddhistische Bevölkerungsmehrheit unterdrückte. Immer wieder gab es Proteste.

Browne war eigentlich schreibender Journalist, doch auf Anweisung trug er eine Kamera bei sich. Er fotografierte, interviewte die Mönche bei Gebeten und bei der Prozession zum Zentrum von Saigon. Dort setzte sich einer der Mönche, Thích Quang Đuc, auf die Straße, wurde mit Benzin übergossen und zündete sich an. Sein Körper brannte, er gab keinen Laut von sich. Browne fotografierte, die Feuerwehr kam, doch die Mönche blockierten die Zufahrt. Dass er ein Jahrhundertfoto gemacht hatte, war ihm nicht bewusst: AP hatte noch kein Bildfunkgerät in Saigon, deshalb wurde der Film zum Entwickeln nach Manila geschickt, dann nach San Francisco und schließlich in die New Yorker Zentrale. 15 Stunden nach der Aufnahme wurde das Foto für andere Medien bereitgestellt, ohne dass es Browne gesehen hatte. Es ist eines der wenigen Protestfotos mit direkten politischen Folgen: US-Präsident John F. Kennedy war so schockiert von dem tödlichen Vorfall, dass er den Staatschef in Vietnam bewusst nicht vor einem bevorstehenden Militärputsch warnte. Fünf Monate nachdem das Foto geschossen wurde, kam es zum Sturz der Regierung. 

Das Selfie

Das Selfie

Was ein einziges, viral gegangenes Bild von einem Selfie anrichten kann, hat Zakia Belkhiri erlebt. 2016 posierte sie bekleidet mit traditionellem Hidschab und mit Friedensgeste vor islamfeindlichen Demonstranten in Antwerpen. Kurz darauf wurde das Bild des Fotografen Jürgen Augusteyns, das sie dabei zeigt, tausendfach in sozialen Medien geteilt. Die damals 22-Jährige wurde für ihre humorvolle Einlage gefeiert. Doch dann deaktivierte sie sämtliche Konten und verschwand aus der Öffentlichkeit. Auch für ein Interview mit der SZ war sie nicht zu erreichen. Was war passiert?

Etwa 50 Männer und Frauen waren an dem Tag im Mai bei der Demonstration, angemeldet hatte sie die rechtsextreme Regionalpartei Vlaams Belang. Der Anlass: eine Ausstellung über muslimisches Leben. Jürgen Augusteyns war einer von mehreren Pressefotografen. Der Belgier berichtete damals oft von rechten Demonstrationen, von dieser erwartete er nicht viel, erinnert er sich. Er machte Bilder, Zwischenfälle gab es keine. Dann tauchte Zakia Belkhiri auf. Sie lief ihm direkt vor die Kamera. Er fotografierte, wie sie das Selfie macht, dachte noch, dass es ein gutes Motiv sei. Er fragte sie, ob er das Bild veröffentlichen dürfe, danach sah er sie nicht wieder. Wahrscheinlich, sagt Augusteyns, habe sie keine tiefe politische Absicht verfolgt, sondern sich lustig machen wollen. Jedenfalls habe sie fünf Minuten bereitwillig posiert.

Zuerst veröffentlichte eine niederländische Zeitung das Bild, und es dauerte nicht lange, bis es im Netz kursierte. Nur wenige Stunden später tauchte ein Tweet auf, den Belkhiri 2012 verfasst hatte. Darin beleidigte sie Juden und nannte sie #fuckrs. Die Stimmung im Netz kippte, Belkhiri war nicht mehr das „fröhliche Selfiegirl“, sondern wurde als Antisemitin bezeichnet. Ein gefälschtes Bild kursiert seither, es zeigt sie vor einem Konzentrationslager – in gleicher Pose wie auf Augusteyns Foto. „Es war bizarr“, sagt der Fotograf. Auch er wurde bedroht. „Das Bild hat ein Eigenleben entwickelt.“ Belkhiri selbst veröffentlichte eine Erklärung und entschuldigte sich für den alten Post auf Twitter. Kurz darauf ist sie in der virtuellen Welt nicht mehr auffindbar.

Was ein einziges, viral gegangenes Bild von einem Selfie anrichten kann, hat Zakia Belkhiri erlebt. 2016 posierte sie bekleidet mit traditionellem Hidschab und mit Friedensgeste vor islamfeindlichen Demonstranten in Antwerpen. Kurz darauf wurde das Bild des Fotografen Jürgen Augusteyns, das sie dabei zeigt, tausendfach in sozialen Medien geteilt. Die damals 22-Jährige wurde für ihre humorvolle Einlage gefeiert. Doch dann deaktivierte sie sämtliche Konten und verschwand aus der Öffentlichkeit. Auch für ein Interview mit der SZ war sie nicht zu erreichen. Was war passiert?

Etwa 50 Männer und Frauen waren an dem Tag im Mai bei der Demonstration, angemeldet hatte sie die rechtsextreme Regionalpartei Vlaams Belang. Der Anlass: eine Ausstellung über muslimisches Leben. Jürgen Augusteyns war einer von mehreren Pressefotografen. Der Belgier berichtete damals oft von rechten Demonstrationen, von dieser erwartete er nicht viel, erinnert er sich. Er machte Bilder, Zwischenfälle gab es keine. Dann tauchte Zakia Belkhiri auf. Sie lief ihm direkt vor die Kamera. Er fotografierte, wie sie das Selfie macht, dachte noch, dass es ein gutes Motiv sei. Er fragte sie, ob er das Bild veröffentlichen dürfe, danach sah er sie nicht wieder. Wahrscheinlich, sagt Augusteyns, habe sie keine tiefe politische Absicht verfolgt, sondern sich lustig machen wollen. Jedenfalls habe sie fünf Minuten bereitwillig posiert.

Zuerst veröffentlichte eine niederländische Zeitung das Bild, und es dauerte nicht lange, bis es im Netz kursierte. Nur wenige Stunden später tauchte ein Tweet auf, den Belkhiri 2012 verfasst hatte. Darin beleidigte sie Juden und nannte sie #fuckrs. Die Stimmung im Netz kippte, Belkhiri war nicht mehr das „fröhliche Selfiegirl“, sondern wurde als Antisemitin bezeichnet. Ein gefälschtes Bild kursiert seither, es zeigt sie vor einem Konzentrationslager – in gleicher Pose wie auf Augusteyns Foto. „Es war bizarr“, sagt der Fotograf. Auch er wurde bedroht. „Das Bild hat ein Eigenleben entwickelt.“ Belkhiri selbst veröffentlichte eine Erklärung und entschuldigte sich für den alten Post auf Twitter. Kurz darauf ist sie in der virtuellen Welt nicht mehr auffindbar.

Der Panzer

Der Panzer

Am Morgen des 4. Juni 1989 rückten die Panzer vom Pekinger Tiananmen Square ab. In der Nacht war der Platz gewaltsam geräumt worden. Plötzlich tauchte ein Mann mit Einkaufstüten auf und stellte sich den Soldaten in den Weg. Ein Panzer wollte ausweichen, doch der Mann blieb hartnäckig vor ihm. Eigentlich waren die Studentenproteste vorbei, doch nun hielt der britische Fotograf Stuart Franklin fest, wie ein Einzelner erneut aufbegehrte. Dabei durften die Pressevertreter, alle im „Beijing Hotel“ einquartiert, das Haus nicht verlassen, Sicherheitskräfte kontrollierten, „aber sie kamen nicht in mein Zimmer“, erzählt Franklin. 

Er schaffte es einen Stock höher, wo der Blickwinkel besser war. Mit dem Kollegen Charlie Cole ging er auf einen Balkon und fotografierte; von anderen Balkonen entstanden weitere Bilder, CNN filmte. Eine Studentin schmuggelte Franklins Film in einer Teedose nach Paris. Als erste Agentur verschickte Reuters das Bild, gedruckt wurde es zunächst nicht. Einen Tag später sah US-Präsident George Bush die CNN-Aufnahmen. Er sagte: „Mich hat heute der Mut dieser jungen Person sehr bewegt.“ Plötzlich wollten alle das Foto. Mehrere Versionen wurden weltweit gedruckt, Cole und er erhielten den World Press Award. Und das Life Magazine kürte Franklins Bild zum Foto der Dekade.

Am Morgen des 4. Juni 1989 rückten die Panzer vom Pekinger Tiananmen Square ab. In der Nacht war der Platz gewaltsam geräumt worden. Plötzlich tauchte ein Mann mit Einkaufstüten auf und stellte sich den Soldaten in den Weg. Ein Panzer wollte ausweichen, doch der Mann blieb hartnäckig vor ihm. Eigentlich waren die Studentenproteste vorbei, doch nun hielt der britische Fotograf Stuart Franklin fest, wie ein Einzelner erneut aufbegehrte. Dabei durften die Pressevertreter, alle im „Beijing Hotel“ einquartiert, das Haus nicht verlassen, Sicherheitskräfte kontrollierten, „aber sie kamen nicht in mein Zimmer“, erzählt Franklin. 

Er schaffte es einen Stock höher, wo der Blickwinkel besser war. Mit dem Kollegen Charlie Cole ging er auf einen Balkon und fotografierte; von anderen Balkonen entstanden weitere Bilder, CNN filmte. Eine Studentin schmuggelte Franklins Film in einer Teedose nach Paris. Als erste Agentur verschickte Reuters das Bild, gedruckt wurde es zunächst nicht. Einen Tag später sah US-Präsident George Bush die CNN-Aufnahmen. Er sagte: „Mich hat heute der Mut dieser jungen Person sehr bewegt.“ Plötzlich wollten alle das Foto. Mehrere Versionen wurden weltweit gedruckt, Cole und er erhielten den World Press Award. Und das Life Magazine kürte Franklins Bild zum Foto der Dekade.

Die Blume

Die Blume

Jan Rose Kasmir war 17, als sie im Oktober 1967 in einen Bus stieg und nach Washington fuhr. Es war ungewöhnlich warm. An ihrer „Hippieschule“ in einem Vorort habe sie davon erfahren, dass an der National Mall gegen den Vietnamkrieg demonstriert wird. „Als ich ankam, sah ich Priester, Nonnen, Frauen, die Kinderwagen schoben. Also Leute vom Establishment, das hat mich umgehauen.“ Es wurden etwa 100 000, der Marsch zum Pentagon ging als eine der bedeutendsten Demos gegen den Vietnamkrieg in die Geschichte ein, in Filmen wie „Forrest Gump“ wurde er adaptiert. Eher zufällig wurde Jan Rose Kasmir eines der Gesichter dieses Protests, der französische Magnum-Fotograf Marc Riboud drückte den Auslöser. Das Bild mit dem „Flower Girl“ ging bald um die Welt.

Die Chrysanthemen habe ein Demonstrant verteilt, erinnert sich Kasmir. Sie nahm eine, lief damit herum, schloss sich einer Gruppe an, die skandierte: „Vive Che, vive Che“. Sie habe nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass damit Che Guevara gemeint war, erzählt sie. An anderer Stelle blieb sie vor Soldaten stehen und sagte: „Hey, kommt doch rüber zu uns.“ Sie breitete die Arme aus: „Was wollt ihr denn machen, uns erschießen?“ Sie hielt ihnen die Blume hin. Dass sie dabei fotografiert wurde, merkte sie nicht. Am Abend stieg sie wieder in den Bus. Von dem Bild erfuhr sie erst zwanzig Jahre später, weil ihr Vater es sah. Sie lernte Riboud kennen und der erinnerte sich, dass die Soldaten gezittert hatten. „Aus Angst“, ist sich Kasmir sicher.

Auch später nahm sie an großen Protesten teil. Im nächsten Jahr wird Jan Rose Kasmir 70. Dann will die Massagetherapeutin in Rente gehen und auf Reisen das politische Bewusstsein junger Leute stärken. Sie sei eben eine „Ikone des Protests“ und habe eine gewisse Verantwortung.

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