Zypries stößt auf Widerstand:Adoptionsrecht für Homo-Paare empört Union

Der Vorschlag von Brigitte Zypries, das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare zu stärken, stößt auf Kritik: Unions-Fraktionschef Kauder wirft der Justizministerin vor, es gehe ihr allein um die Selbstverwirklichung von Lesben und Schwulen - und nicht um das Wohl der Kinder.

Stefan Braun und Tanjev Schultz

Der Vorstoß von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD), homosexuellen Paaren das volle Adoptionsrecht zu geben, stößt bei CDU und CSU auf heftigen Widerstand. "Es geht bei dem Vorschlag allein um die Selbstverwirklichung von Lesben und Schwulen und nicht um das Wohl der Kinder", sagte Volker Kauder, der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag.

Homo-Paare Adoption Zypries Kauder iStock

Zwei Väter, ein Kind: Experten schätzen, dass bundesweit bereits mehr als 10.000 Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen.

(Foto: Foto: iStock; Collage: sueddeutsche.de)

Zypries beruft sich auf eine Studie, derzufolge Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften genauso gut aufwachsen wie in heterosexuellen Beziehungen. Entscheidend sei, ob ein Kind geliebt werde. "Homosexuelle Paare sind keine schlechteren Eltern", sagte Zypries.

"Das widerspricht den Interessen von Kindern"

Dem widersprach Kauder am Freitag vehement. "Es gibt auch andere wissenschaftliche Erkenntnisse. Volles Adoptionsrecht für Schwule und Lesben widerspricht den Interessen von Kindern", sagte Kauder der Süddeutschen Zeitung.

Der Generalsekretär der CSU, Alexander Dobrindt, warf Zypries vor, das Thema zu instrumentalisieren. Es mache stutzig, dass sie die Studie jetzt aus dem Hut zaubere; die Adoption sei ein "zu sensibles Thema, um damit Wahlkampf zu machen".

Bayerns CSU-Fraktionschef Georg Schmid sagte, für die Entwicklung der Kinder sei es das Beste, wenn sie mit Vater und Mutter aufwüchsen. Sein baden-württembergischer Kollege Stefan Mappus (CDU) betonte, Kinder seien "ungeeignet für Experimente".

Vertreter der anderen Parteien warfen der Union vor, veralteten Positionen anzuhängen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck, sagte, das Familienbild der Union sei "rückständig und realitätsfremd". Beim Thema Familie zähle für die Union nur "Schema F". Sie orientiere sich nicht am Wohl der Kinder, sondern an ihrem antiquierten Familienbild, sagte Beck.

FDP stellt sich hinter Zypries

Experten schätzen, dass bundesweit bereits mehr als 10.000 Kinder in gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen. Diese Paare dürfen jedoch nicht gemeinsam ein Kind adoptieren. Sie müssen sich behelfen, indem einer der beiden das Kind allein adoptiert und der andere ein sogenanntes kleines Sorgerecht erhält. Laut Zypries wachsen derzeit etwa 2200 Kinder in einer offiziell eingetragenen Lebenspartnerschaft auf.

Studien darüber, wie verbreitet Homosexualität ist, variieren stark und kommen auf Anteile zwischen einem und zehn Prozent der Bevölkerung. Vor allem für kleine Parteien ergibt das ein beträchtliches Potential möglicher Wähler.

Auch die FDP stellte sich hinter Zypries. Die FDP-Familienexpertin Ina Lenke sagte, bei einer Koalition mit der Union wären "dicke Bretter" zu bohren. Die Zeit sei überreif, homosexuellen Paaren mehr Rechte zu geben. Lenke kritisierte, dass Zypries das Thema erst in der Sommerpause aufgebracht habe. Die Linke appellierte an die Union, die Realität anzuerkennen. "Dass Kinder am besten in einer Mann-Frau-Beziehung aufgehoben sind, ist mittelalterlich", sagte ihr Abgeordneter Lutz Heilmann.

Die SPD-Vizefraktionschefin Christel Humme sagte, eine "einseitige Fixierung auf die Ehe" müsse überwunden werden. Wer Kindern ein gutes Aufwachsen ermögliche, verdiene Unterstützung, keine Hürden. Der Verband der Lesben und Schwulen in Deutschland erklärte, die Argumente "rückwärtsgewandter Kreise" gegen ein gemeinsames Adoptionsrecht seien alle widerlegt. Auch in der Union vertritt eine Minderheit diese Ansicht. Die Äußerungen einiger Parteifreunde seien "ärgerlich", sagte Björn Beck vom Verband der Lesben und Schwulen in der Union.

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