Zwickauer Terrorzelle:Nazi-Helfer Holger G. belastet Ex-NPD-Politiker

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Holger G., der als mutmaßlicher Helfer der Zwickauer Terrorzelle verhaftet wurde, hat sich und den ehemaligen NPD-Funktionär Ralf Wohlleben offenbar schwer belastet. Über Jahre hinweg hätten die beiden dem Neonazi-Trio geholfen - auch mit Geld, schreibt der "Spiegel".

Der als mutmaßlicher Helfer der Zwickauer Terrorzelle verhaftete Holger G. hat sich und den Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben offenbar in einer umfassenden Aussage schwer belastet. Gegenüber Ermittlern hat er unter anderem angegeben, dem Neonazi-Trio auf Anweisung Wohllebens vor rund zehn Jahren einen Reisepass und eine Waffe verschafft zu haben, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

2000 oder 2001 habe Wohlleben ihn demnach gebeten, einen Reisepass für Böhnhardt erstellen zu lassen. Für ein Passfoto habe er sich auf Anweisung eigens einen Schnauzbart wachsen lassen und eine Brille aufgesetzt. Den Kontakt zu den Flüchtigen stellte demnach Wohlleben her, der ihm eine geheime Telefonnummer gegeben habe.

In seiner Vernehmung gestand G. zudem laut Spiegel, dass er angeblich im Auftrag Wohllebens 2001 oder 2002 eine Waffe zu den Flüchtigen brachte. Er habe eine Reisetasche mit einem Stoffbeutel transportiert, den ihm Wohlleben gegeben habe und in dem er eine Pistole ertastet habe. Danach will sich G. geweigert haben, weitere Kurierdienste für das Trio zu übernehmen, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter.

Bis auf ein paar Unterbrechungen habe G. allerdings weiterhin ein- bis zweimal pro Jahr mit den Terroristen telefoniert. Im Jahr 2005 hätten die drei unvermittelt vor der Tür von G.s Wohnung in Hannover gestanden. Etwas später habe ihn das Trio gebeten, einen Führerschein zu besorgen. Die Gebühr hätten sie ihm erstattet. Nach der Festnahme Holger G.s im November 2011 versäumte es das Bundeskriminalamt offenbar, den Arbeitsplatz des Beschuldigten zu durchsuchen.

Zudem habe Holger G. Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos kurz nach ihrem Abtauchen 1998 insgesamt 3000 D-Mark zur Verfügung gestellt. Dem Bericht zufolge unterstützte G. die Terrorzelle nach eigener Aussage auf deren Druck hin noch im Mai 2011. Als er zögerte, habe ihm das Trio verdeutlicht, dass es keine Chance zum Ausstieg gebe.

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