Zweiter Weltkrieg:Ehemaliges KZ auf Adria-Insel soll Luxushotel werden

Zweiter Weltkrieg: So stellen sich die Architekten das Luxushotel auf Mamula vor.

So stellen sich die Architekten das Luxushotel auf Mamula vor.

(Foto: AFP)
  • Während des italienischen Faschismus wurde ein Fort auf der Adria-Insel Mamula zum Konzentrationslager umfunktioniert, viele Menschen kamen dort zu Tode.
  • Nun will eine schweizerisch-ägyptische Investmentfirma auf der Insel ein Luxushotel bauen - dafür seien nur "minimale Eingriffe" nötig.
  • Angehörige ehemaliger Gefangener sind entsetzt.

In einem ehemaligen Konzentrationslager in Montenegro sollen künftig Touristen Urlaub machen. Der Plan, eine Festung auf der Adria-Insel Mamula zu einem Luxushotel umzubauen, sorgt jedoch für Proteste bei den Angehörigen ehemaliger Gefangener. An einem Ort, "an dem so viele Menschen gestorben und gelitten haben", dürfe kein Hotel entstehen, sagte Olivera Doklestic der Nachrichtenagentur AFP. Die Baupläne zeigten, dass der Regierung die Geschichte egal sei.

Die kleine Insel Mamula liegt am Eingang zur Bucht von Kotor in der Adria. Die nahezu kreisförmige Insel hat einen Durchmesser von ungefähr 200 Metern und liegt etwa 3,4 Seemeilen (6,3 km) von Herceg Novi entfernt. Auf der Insel befindet sich ein Fort, das im 19. Jahrhundert errichtet wurde und im Zweiten Weltkrieg vom faschistischen Italien als Konzentrationslager genutzt wurde. Nach Angaben früherer Häftlinge wurden dort mindestens 80 Gefangene hingerichtet, 50 weitere verhungerten.

Montenegro hat die Insel nun für 49 Jahre an die schweizerisch-ägyptische Investmentfirma Orascom vermietet. Sie will auf Mamula ein Luxushotel mit Marina, Spa und Nachtclub bauen und insgesamt 15 Millionen Euro investieren. Dagegen gibt es nun Widerstand. "Auf der ganzen Welt ist noch kein Konzentrationslager zu einem Hotel umgebaut worden", kritisierte Doklestic, deren Vater, Großvater und Onkel auf Mamula inhaftiert waren. Sie forderte, das Fort zu restaurieren und als Gedenkstätte für Besucher zu öffnen.

Regierungsvertreterin: "Es gibt für Mamula nur zwei Lösungen"

Das Tourismusministerium wies die Vorwürfe zurück. Auf der Insel sei auch ein Denkmal für die Gefangenen geplant, sagte die Leiterin der Abteilung für Tourismusentwicklung, Olivera Brajovic. Orascom ließ mitteilen, dass die ehemaligen Gefangenen den Bauplänen zugestimmt hätten. Das Belgrader Architekturbüro Salt and Walter schreibt auf seiner Webseite, Mamula sei eines der größten und am besten erhaltenen österreichischen Forts in der gesamten Adria. Der Umbau zum Hotel solle mit "minimalen Eingriffen" erfolgen.

"Es gibt für Mamula nur zwei Lösungen", sagte Regierungsvertreterin Brajovic. "Das Gelände verfallen lassen oder Investoren finden, die es restaurieren und für Besucher öffnen wollen." Selbst reichere Länder als das Balkanland Montenegro hätten sich dafür entschieden, "ähnliche Gebäude" auf diese Weise zu erhalten. Darunter seien sogar Gebäude, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehörten.

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