Süddeutsche Zeitung

Zweiter Weltkrieg:Die Vernichtung von Lidice

1942 und heute: Historische und aktuelle Fotos des von den Nazis zerstörten Dorfes bei Prag.

Von Oliver Das Gupta

Lidice wurde weltweit zum Synonym für Grauen und Unmenschlichkeit. Das Dorf bei Prag wurde am 10. Juni 1942 von den deutschen Besatzern völlig zerstört und seine Bewohner allesamt ermordet oder verschleppt.

Auslöser für das Verbrechen war das Attentat auf den SS-General und und Vize-Reichsprotektor von Böhmen und Mähren Reinhard Heydrich (kleines Bild). Deshalb ermordeten die Deutschen 173 Männer des Dorfes, die älter als 15 Jahre waren.

Die Ermordeten starben vor dem Bauernhof der Familie Horak, dessen Grundmauern inzwischen teilweise freigelegt werden konnten (Foto).

Die Leichen wurden wenige Meter weiter in einem Massengrab verscharrt. Dort liegen die 173 Männer von Lidice noch heute (Foto). Später töteten die Deutschen damals weitere Männer, die gerade nicht im Dorf waren - und einen Jugendlichen, der für ihre Definition zwei Monate zu alt war, um ihn zu schonen.

Jaroslava Skleničkovás (2.v.li.) Vater wurde damals ebenfalls ermordet. Das Mädchen wurde zusammen mit seiner Schwester und seiner Mutter wie die anderen Frauen von Lidice in Konzentrationslager deportiert, wo Dutzende umkamen. Das Dorf wurde zerstört. Später stellte sich heraus, dass Lidice den Heydrich-Attentätern nicht geholfen hatte.

Nachdem die Männer ermordet sowie Frauen und Kinder weggeschafft worden waren, begannen die Deutschen noch am selben Tag, das Dorf restlos zu zerstören - so wie es der "Führerbefehl" von Adolf Hitler vorsah. Lidice hatte damals fast 100 Gebäude (rote Markierung).

Zunächst zündeten die Deutschen die Gebäude an und halfen mit Benzin nach. Dann sprengten sie die Reste und transportierten die Steine weg. Es existieren zahlreiche Fotos von der Auslöschung Lidices - die Nazis brüsteten sich damals öffentlich mit der Tat.

Heute ist nichts mehr vom historischen Lidice übrig. Die wenigen Relikte, die man nach dem Krieg fand, sind in der Gedenkstätte ausgestellt.

Als Bundespräsident hat Joachim Gauck Lidice besucht. Hier ist er zu sehen vor dem Denkmal für die 88 Kinder, die nach ihrer Deportation ermordet wurden. Nur etwas mehr als ein Dutzend Kinder kehrten zurück.

Jaroslava Skleničková und ihre Schwester sind die letzten beiden Zeitzeugen, die sich an den unheilvollen Tag erinnern konnten. Sie wohnen im nahe gelegenen neu errichteten Dorf Lidice.

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