Zuwanderung:2015 kamen mehr als zwei Millionen Menschen nach Deutschland

Migration

SZ-Grafik; Quelle: Statistisches Bundesamt

  • Insgesamt registrierten die Behörden 2015 etwa 2,14 Millionen Zuzüge aus dem Ausland.
  • In diesem Jahr ist die Zahl der Flüchtlinge, die an Deutschlands Grenzen gezählt, werden, drastisch gesunken.
  • 4,4 bis 4,7 Millionen Muslime wohnten Ende 2015 laut einer Hochrechnung der amtlichen Forscher in Deutschland.

Von Jan Bielicki

Im vergangenen Jahr sind so viele Menschen nach Deutschland zugewandert wie seit der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht mehr. Insgesamt registrierten die Behörden 2015 etwa 2,14 Millionen Zuzüge aus dem Ausland. Das geht aus dem Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hervor, den das Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedete.

2014 waren 1,46 Millionen Zuwanderer ins Land gekommen, schon das war die höchste Zahl seit 1992. Allerdings verließen 2015 auch knapp eine Million Menschen die Bundesrepublik - das ist ebenfalls eine Rekordzahl. Damit lag der sogenannte Zuwanderungsgewinn bei 1,14 Millionen Menschen und war doppelt so hoch wie im Jahr zuvor.

Das Hoch der Zuwanderungszahlen ist natürlich vor allem auf die vielen Flüchtlinge zurückzuführen, die im vergangenen Jahr Schutz in Deutschland suchten. 890 000 Asylbewerber kamen im Jahresverlauf über die Grenzen, mehr als ein Drittel von ihnen waren aus dem Bürgerkriegsland Syrien - und 50 000 dieser Schutzsuchenden dürften nach Einschätzung des Bamf in andere EU-Länder weitergezogen sein. Fast die Hälfte der Zuwanderer aber, nämlich 45 Prozent, kamen ohnehin aus den deutlich näheren - und sichereren - Staaten der Europäischen Union. Sechs Prozent waren Deutsche, die von einem Auslandsaufenthalt zurückkehrten.

Es sei der Bundesregierung seither "gelungen, die bis dahin beispiellose Zuwanderung durch Flüchtlinge zu begrenzen, zu ordnen und zu steuern", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière bei der Vorstellung des Berichts, "dass sich eine Situation wie im letzten Jahr nicht mehr wiederholt".

An deutschen Hochschulen studierten 340 000 ausländische Studenten

Tatsächlich ist die Zahl der Flüchtlinge, die an Deutschlands Grenzen gezählt werden, in diesem Jahr drastisch gesunken. Im November waren es nur noch 17 600, so wenige wie seit zwei Jahren nicht mehr und nur ein Bruchteil jener Zahlen, die es ein Jahr zuvor gab. Damals, im November 2015, waren auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, 206 000 Asylsuchende ins Land gekommen.

Der Blick auf die Flüchtlinge lässt die Tatsache in den Hintergrund treten, dass es daneben eine ganz normale und ebenfalls stärker werdende Wanderungsbewegung gibt, in der Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland oder von hier ins Ausland ziehen, weil sie studieren, arbeiten oder mit ihrer Familie zusammenleben wollen. So kamen 2015 jeweils 200 000 Rumänen und Polen ins Land, die meisten, um hier zu arbeiten. An den deutschen Hochschulen studierten 340 000 ausländische Studenten, ihre Hauptherkunftsländer waren China und Indien.

Das Bamf legte auch neue Zahlen zu den im Land lebenden Muslimen vor: 4,4 bis 4,7 Millionen Muslime wohnten Ende 2015 laut einer Hochrechnung der amtlichen Forscher in Deutschland. Das sind immerhin 1,2 Millionen Menschen islamischen Glaubens mehr, als der Zensus noch 2011 registrierte.

Die Ursache für den Zuwachs sind die vielen Flüchtlinge aus den islamisch geprägten Kriegsländern des Nahen Ostens. Damit bekennen sich etwa 5,4 bis 5,7 Prozent der Gesamtbevölkerung zum Islam. Das ist einer von etwa 20 Bewohnern - und eine deutlich geringere Zahl, als viele Deutsche meinen. In einer Studie des britischen Meinungsforschungsinstituts Ipsos Mori schätzten die Befragten den Anteil der Muslime in Deutschland auf 20 Prozent.

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